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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord
Autoren: Ellis Peters
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hatte, besaß keinerlei Gewicht. Es mochte sogar so manche Frau geben, die die Vorteile erkannte, welche eine Ehe mit einem Mann barg, der alt genug war, um ihr Großvater zu sein: ihr würden weltliche Güter in den Schoß fallen, denn nur zu bald würde sie der Tod von ihrem Mann erlösen - und dann, als Witwe, die über ein Vermögen verfügen konnte, mochte es ihr mit ein wenig Glück und etwas Geschick gelingen, eine zweite Ehe zu schließen, diesmal mit einem Mann, der ihr mehr zusagte. Aber nach ihrem Gesicht zu urteilen schien Iveta de Massard vom Schicksal eher ihren eigenen Tod als den ihres Bräutigams zu erwarten.
    »Ich werde zu Gott beten, er möge ihr beistehen!« sagte Mark mit Inbrunst.
    »Es mag sein, daß er das tun wird«, sagte Bruder Cadfael, mehr zu sich selbst als zu seinem Freund. »Aber es mag auch sein, daß er dabei mit Fug und Recht etwas Hilfe von uns Menschen erwarten darf.«
    Auf dem Hof des Hauses des Bischofs nahmen Huon de Domvilles Diener den Packpferden die Lasten ab und liefen geschäftig mit dem Bettzeug, den Vorhängen und dem ganzen Zierrat für die Hochzeitszeremonie und das Brautlager hin und her. Domvilles Kammerdiener hatte bereits Wein für seinen Herrn und Kanonikus Eudo, einen entfernten Verwandten von Huon, bereitgestellt, und der Haushofmeister hatte dafür gesorgt, daß seinen Herrn im besten Gemach ein brennendes Feuer, ein bequemes, warmes Gewand und pelzgefütterte Pantoffeln erwarteten, damit sich Domville, wenn er sein Reitkleid und seine hohen, eleganten Reitstiefel abgelegt hatte, entspannen konnte. Der Baron saß in einem behaglichen Sessel, hatte seine stämmigen Beine ausgestreckt und trank ein Glas warmen Wein. Er war zufrieden. Daß seine Braut mit ihrem Geleit sich von Saint Gilles her näherte, war ihm vollkommen gleichgültig. Er hatte weder den Wunsch noch die Absicht, Zeit damit zu verschwenden, seine Neuerwerbung vorbeiziehen zu sehen; er war sich ihrer bereits völlig sicher, und nach der Hochzeit würde er sie noch oft genug sehen.
    Huon de Domville war gekommen, um ein Geschäft zum Abschluß zu bringen, das für ihn wie auch für den Onkel und Vormund des Mädchens äußerst gewinnbringend war, und daß das Mädchen zufällig jung, schön und reizvoll war, mochte zwar eine angenehme Zugabe sein, war letztlich jedoch von untergeordneter Bedeutung.
    Joscelin Lucy übergab die Zügel seines Pferdes einem Knecht, stieß einen Ballen Leinen mit dem Fuß aus dem Weg und wollte gerade zum Tor gehen, um einen Blick auf die Straße zu werfen, als sein Freund Simon Aguilon, der älteste der drei Knappen in Domvilles Diensten, ihn am Arm faßte.
    »Wohin so eilig? Du weißt doch so gut wie ich, daß er nach dir rufen wird, kaum daß er sein erstes Glas geleert hat. Du bist heute an der Reihe, die hohen Herren zu bedienen!«
    Joscelin strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn und lachte bitter. »Von was für hohen Herren sprichst du? Du hast es doch auch gesehen: einen armen Teufel zu schlagen, der es nicht wagt, sich zu wehren, und ihn dann auch noch fast niederzureiten - und das ohne jeden Grund! Hol der Teufel einen solchen hohen Herrn und seinen Durst! Erst muß ich Iveta sehen!«
    »Sei kein Dummkopf, Joss«, warnte ihn Simon. »Du solltest aufpassen, was du sagst. Wenn du ihm jetzt einen Anlaß gibst, wird er dich hinauswerfen, und du müßtest zurück zu deinem Vater und ihm alles erklären. Und was würde das Iveta nützen?
    Oder dir?« Er schüttelte gutmütig den Kopf und hielt seinen Freund fest. »Er wird dir die Hölle heiß machen, wenn du dich nicht bald bei ihm sehen läßt!«
    Einige Schritte weiter war der jüngste der drei dabei, sein Pferd abzusatteln. Er grinste sie an. »Ach, laß ihn doch - wer weiß, wie oft er seine Liebste noch sehen kann?« Er schlug Joscelin freundschaftlich auf die Schulter. »Ich werde dich heute vertreten. Am besten sage ich ihm, du wärst damit beschäftigt, aufzupassen, daß die Weinfässer vorsichtig abgeladen werden. Das wird ihm gefallen. Geh nur und schau - obwohl ich nicht weiß, was du dir davon versprichst...«
    »Ist das dein Ernst, Guy? Du bist ein echter Freund! Das nächste Mal werde ich dich vertreten, das verspreche ich dir.
    Du brauchst es mir nur zu sagen.« Und damit war er schon wieder auf dem Weg zum Tor. Aber Simon hatte ihn nach einigen Schritten eingeholt, legte ihm den Arm um die Schultern und begleitete ihn.
    »Ich komme mit. Er wird eine Weile ohne mich auskommen.
    Aber hör mir
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