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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung
Autoren: Matthias P. Gibert
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bildete sich eine dichte Dampfwolke in dem kleinen Raum.
    »Du weißt, wie ich diese Veranstaltungen hasse, Maria«, erklärte er ihr, nachdem er wieder seine alte Position eingenommen hatte. »Und der Knabe, den sie heute als Vorturner ausgesucht hatten, war wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Der braucht noch ein paar Jahre, bis er vor einer Gruppe sein Standing gefunden hat.«
    »Wir müssen halt alle klein anfangen«, gab sie wegen der enormen Hitze sehr leise zurück, wobei ihre rechte Hand dem Gesicht Frischluft zufächelte.
    »Das kann von mir aus alles sein, aber doch bitte nicht, wenn es um meine Zeit geht.«
    Er verzog das Gesicht.
    »Wenn ich überlege, was ich an diesem Tag alles hätte wegarbeiten können …«
    Maria Lenz schüttelte kurz den Kopf, zog dann seinen zu sich herunter und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund.
    »Du armer, armer Kerl, der als absolut perfekter Mensch diese zutiefst mangelbehaftete Welt erdulden muss. Musstest schon wieder den ganzen Tag unter einem Mitmenschen leiden, der so ganz anders ist als du. Der noch ein paar Jahre braucht, um schließlich zu merken, dass er es noch immer nicht mit dir aufnehmen kann. Schlimm aber auch, so was.«
    »Verarschen kann ich mich allein«, brummte er.
    »Aber längst nicht so schön wie ich.«
    Wieder fanden ihr Mund und seiner sich.
    »He, was passiert denn da gerade unter meiner Schulter?«, fragte sie scheinheilig, während ihr Oberkörper sich sanft hin und her bewegte.
    »Keine Ahnung«, gab er ein wenig zu schnell zurück. »Ich weiß absolut nicht, was du meinen könntest.«
    »Dafür bin ich bestens darüber informiert, um was es sich handelt.«
    Sie drehte sich um und fuhr langsam mit dem Kopf in Richtung seiner Körpermitte.
    »Maria, bitte. Dafür ist es hier drin wirklich zu heiß.«
    »Dann lass uns schnell unter die Dusche springen. Aber mach dein Wasser bitte nicht zu kalt.«
    Etwas mehr als eine Stunde später lagen die beiden erschöpft und mit geschlossenen Augen nebeneinander auf dem Bett.
    »Wow, das hätte ich heute nicht mehr erwartet«, murmelte Lenz.
    »Ich schon«, erwiderte Maria leise.
    »Aha.«
    »Ich hatte schon den ganzen Tag Lust auf dich.«
    »Und warum sind wir dann noch spazieren gegangen? Das verstehe ich nicht.«
    »Das hat bei mir die Vorfreude erhöht, und dir hat der Sauerstoff gut getan, um diesen blöden Seminarleiter aus dem Hirn zu bekommen. Mit dem in deinem Unterbewusstsein wollte ich ganz ungern Sex mit dir haben.«
    »Er war nicht dabei, das verspreche ich dir«, grinste der Kommissar.
    »Ich weiß.«
    Sie drehte ihren Oberkörper und legte ihren Kopf auf seinen Bauch.
    »Ich habe mich heute Mittag mit Judy getroffen«, erklärte sie, während ihre rechte Hand mit seinen Brusthaaren spielte. Sie sprach von Judy Stoddard, ihrer ältesten und besten Freundin.
    »Schön. Geht es ihr gut?«
    »Schon, ja. Sie hat mich gefragt, ob wir für ein paar Tage zusammen in die Sonne fliegen wollen.«
    »Und? Hast du Lust?«
    »Klar hätte ich Spaß daran. Der Winter war bis jetzt wirklich kein Zuckerschlecken. Aber …«
    »Was aber? Warum habt ihr nicht gleich gebucht?«
    »Ich war nicht sicher, ob du vielleicht was dagegen haben könntest«, erwiderte sie kleinlaut.
    Lenz hob den Kopf und versuchte, im Halbdunkel des Schlafzimmers das Gesicht seiner Frau zu erkennen.
    »Jetzt fängst du aber das Spinnen an, Maria. Was sollte ich denn dagegen haben, dass du mit Judy ein paar Tage in die Sonne fliegst? Ihr werdet doch sicher nicht bis ins Frühjahr wegbleiben, oder?«
    »Nein«, lachte Maria erleichtert auf. »Wir haben über Teneriffa gesprochen, für höchstens fünf oder sechs Tage.«
    »Das klingt doch klasse! Natürlich würde ich gern mitkommen, aber das lässt mein Dienstplan nun mal leider nicht zu. Also, nichts wie in den Flieger mit euch!«
    »Ehrlich?«
    »Ganz ehrlich. Mit einer gehörigen Portion Neid zwar, aber ganz und gar ehrlich.«

2
    Theo Stark sah hinaus in das Schneetreiben, das vor den Scheinwerfern des VW-Passat tobte, und trat vorsichtig auf die Bremse.
    »Verdammt, wenn das so weiter geht, fahren wir uns noch fest. Wollen wir nicht doch lieber die Schneeketten aufziehen?«
    »Nein«, erwiderte Walter Kempf, sein Beifahrer. »Das geht schon. Bis jetzt hat es ja noch immer geklappt.«
    Stark schüttelte missmutig den Kopf.
    »Aber so ein Scheißwetter mit solchen Schneemassen hatten wir noch nie.«
    »Jetzt bleib mal ruhig, du Pussi. Wenn du keinen Bock mehr hast, zu fahren,
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