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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung
Autoren: Matthias P. Gibert
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schob die Sohlen seiner Schuhe ein paarmal über den Schmutzfänger. Lenz tat es ihm nach, und unter den strengen Blicken der älteren Frau gingen sie hinter der anderen her in ein großes, karg möbliertes Zimmer.
    Als Lenz einen Blick in das Gesicht der schlanken, mit verschränkten Armen vor einer Couch stehenden Frau geworfen hatte, wusste er, dass die Nachricht von Theo Starks gewaltsamem Ableben schon bis zu seinen Angehörigen vorgedrungen war.
    »Es tut uns leid, Sie stören zu müssen, Frau …?«
    »Stark. Ramona Stark.«
    »Dann war Theo Stark vermutlich Ihr Mann?«
    Sie nickte stumm, ohne den Polizisten einen Platz anzubieten. Ergo standen sich nun alle vier gegenüber, weil die ältere die Tür hinter sich geschlossen und dazu gestellt hatte.
    »Darf ich fragen, wer Sie sind?«, richtete der Hauptkommissar das Wort vorsichtig an sie.
    »Ich bin Ramonas Mutter.«
    »Und Sie wohnen ebenfalls hier im Haus?«
    »Nein. Und warum wollen Sie das überhaupt wissen?«
    Hain trat einen Schritt auf die Witwe zu, ohne sich um die Frage zu kümmern.
    »Zunächst möchten wir Ihnen unser Beileid aussprechen, Frau Stark. Natürlich wäre es Ihnen sicher sehr viel lieber, wenn wir Sie nicht mit unseren Fragen behelligen müssten, aber in Fällen wie diesem ist es unerlässlich, bei der Suche nach dem oder den Tätern möglichst keine Zeit zu verlieren.«
    Wieder ein stummes Nicken.
    »Was meinen Sie denn mit diesem blöden Suche nach dem oder den Tätern ?«, keifte die Mutter nun ebenso unvermittelt wie lautstark. »Da brauchen Sie doch nur in die Stadt zu fahren und sie zu verhaften, dann ist das Thema ein für alle Mal erledigt.«
    Die Köpfe der Polizisten fuhren herum.
    »Sie meinen …?«
    »Hör auf, Mutti«, mischte sich die Witwe mit vorwurfsvollem Blick ein. »Du weißt doch überhaupt nicht, ob das wirklich stimmt, was du da sagst. Wenn du jemand verdächtigst, der es nicht war, machst du dich am Ende noch selbst strafbar.«
    »Das ist mir völlig egal, ob ich mich damit strafbar mache. Ich sage einfach nur, was ich denke, und das hätte ich auch den Uniformierten gesagt, wenn ich schon hier gewesen wäre.«
    Sie zögerte ein paar Augenblicke, bevor sie weiter sprach.
    »Und dann solltest du den Kriminalern am besten auch gleich sagen, dass Theo und du in Scheidung gelebt haben.«
    »Stimmt das, Frau Stark?«, wollte Lenz wissen.
    »Ja, das stimmt. Wir leben schon seit mehr als einem halben Jahr nicht mehr zusammen. Ich habe mich von meinem Mann getrennt.«
    »Und Sie glauben zu wissen, wer für den Tod Ihres Schwiegersohns verantwortlich ist?«, fragte Hain die ältere Frau, die jedoch nicht antwortete, sondern einen schnellen Blick mit ihrer Tochter austauschte.
    »Nein«, widersprach Ramona Stark, »meine Mutter war mit dem Mund leider etwas schneller als mit dem Hirn. Wir wollen niemanden anschwärzen oder verdächtigen, also vergessen Sie bitte ihre unbedachte Aussage.«
    Nun tauschten die Polizisten einen schnellen Blick.
    »Das wäre Ihnen sicher recht, klar, doch leider ist es nicht so einfach«, bemerkte der Oberkommissar leicht angefressen, während er sich einen Schritt auf die Frauen zu bewegte. »Sie können nicht erst eine solche Behauptung in den Raum werfen und es sich dann plötzlich anders überlegen.«
    Sein Blick kreuzte sich mit dem der Mutter.
    »Also, dann mal Butter bei die Fische. Von wem haben Sie gesprochen?«
    Die Frau schluckte.
    »Vielleicht hab ich mich, als ich das so raus posaunt hab, wirklich ein bisschen vergaloppiert, Herr Kommissar. Ich meinte es gar nicht so, wie ich es gesagt habe.«
    »Das mag vielleicht so sein, allerdings glaube ich Ihnen nicht. Und wenn Sie, wie ich gerade ganz heftig vermute, durch Ihr Verhalten unsere Ermittlungen behindern, begehen Sie den Tatbestand der Strafvereitlung, und dafür kann man, wenn es dumm läuft, sogar im Gefängnis landen.«
    Sie schluckte erneut.
    »Ich …«
    Ramona Stark griff nach links und fasste nach der Hand ihrer Mutter.
    »Das ist die Sache nun wirklich nicht wert, Mutti«, flüsterte sie kopfschüttelnd. »Und der Theo ist es auf jeden Fall nicht wert. Also sag es ihnen lieber.«
    Es dauerte einen kleinen Moment, bis die Frau dann tatsächlich zu sprechen begann.
    »Der Theo hat sich seit ungefähr zwei Jahren ziemlich verändert«, erklärte sie resolut. »Das ging so weit, dass er meine Tochter sogar geschlagen hat. Und dahinter steckten nur seine neuen Rockerfreunde. Die haben ihn aufgehetzt, sich so blöd zu
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