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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung
Autoren: Matthias P. Gibert
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gelebt? Gibt es eine Adresse, die Sie uns nennen könnten?«
    »Nein, da kann ich Ihnen nicht helfen. Soweit ich weiß, hat er irgendwo eine Tussi gehabt, aber wo und wer genau das gewesen ist, kann ich Ihnen nicht sagen. Und offen gestanden hat es mich auch überhaupt nicht mehr interessiert.«
    Sie holte tief Luft, bevor sie weiter sprach.
    »Ich hatte mich emotional komplett von diesem Mann, der mich so oft betrogen hat, dass ich irgendwann das Zählen gelassen habe, distanziert, wenn Sie wissen, was ich meine. Er war zwar noch auf der Welt, aber nicht mehr in meiner.«
    Lenz und Hain nickten verständnisvoll.
    »Wie es immer so kommt«, murmelte der Hauptkommissar, streckte seine rechte Hand nach vorn und verabschiedete sich von den Frauen. Hain beließ es bei einem Kopfnicken.
    »Und wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte«, setzte der Leiter der Mordkommission hinzu, während er eine Visitenkarte aus der Jacke zog und sie Frau Stark hinhielt, »dann rufen Sie mich einfach an.«
    »Das mache ich.«

4
    »Manchmal bin ich wirklich froh über das Leben, das ich führen darf«, bemerkte Hain leise, als sie wieder im Wagen saßen.
    »Und ich erst«, erwiderte sein Boss gedankenverloren. »Hast du eigentlich Carla schon mal betrogen?«
    »Hast du sie nicht mehr alle? Wie kommst du denn darauf?«
    »He, he, nun flipp doch nicht gleich aus, Junge. War doch nur eine ganz normale Frage.«
    »Es soll eine ganz normale Frage sein, wenn du wissen willst, ob ich meine Frau schon mal beschissen habe? Du spinnst, ehrlich.«
    Jeder der Polizisten lehnte sich in seinen Sitz zurück und schwieg eine Weile. Dann griff der Oberkommissar zum Zündschlüssel, ließ den Motor an und regelte die Heizung auf volle Leistung.
    »Natürlich habe ich Carla noch nie übers Ohr gehauen«, brummte er schließlich. »Ich bin der glücklichste Mensch auf diesem Planeten, seit ich mit ihr zusammen bin, warum also sollte ich mit einer anderen vögeln?«
    »Berechtigte Frage. Darf ich dir anbieten, meine Frage zurückzuziehen?«
    »Nö, darfst du nicht, und schon gar nicht, wenn ich sie gerade beantwortet habe. Ich erkläre dir nämlich, dass ich meine Frau noch nie betrogen habe, will aber im Gegenzug von dir wissen, ob du Maria immer treu gewesen bist.«
    Lenz sah nach rechts und nickte.
    »Immer und mit Haut und Haaren.«
    Wieder entstand eine kurze Pause.
    »Gut«, grinste Hain nach ein paar weiteren Sekunden des Schweigens, »dann hätten wir das ja geklärt. Immerhin haben unsere Frauen damit bisher weit mehr Glück im Leben gehabt als die frisch gebackene Witwe da im Haus, die obendrein noch ab und an von ihrem Kerl was auf die Schnauze gekriegt hat.«
    »Ja, das Leben will einfach nicht zu allen gleich gerecht sein.«
    »Stimmt. Aber bei ihrer Mutter könnte auch ich die Gedanken an körperliche Züchtigungen wahrscheinlich nicht ewig unterdrücken.«
    Lenz lachte laut auf.
    »Du könntest von Glück reden, wenn sie dich am Leben lassen würde, mein Freund.«
    Der Oberkommissar fing ebenfalls an zu lachen, legte den Rückwärtsgang ein und rollte zurück auf die Straße.
    »Zur nächsten Hinterbliebenenfamilie?«
    »Ja, fahr los.«
    Die beiden hatten gerade das Ortsschild von Fuldabrück passiert, als das Telefon des Hauptkommissars klingelte.
    »Ja, Lenz.«
    »Tag, Herr Lenz, hier spricht Pia Ritter.«
    »Hallo, Frau Kollegin, was kann ich denn für Sie tun?«
    »Wir bearbeiten hier eine recht merkwürdige Sache, Herr Lenz. Es geht um Körperverletzung, und ich weiß auch, dass so was gar nicht Ihre Sache ist, aber der Geschädigte verlangt explizit, mit Ihnen zu sprechen. Mit uns will er einfach nicht reden.«
    »Wie, kennt er mich?«
    »Das glaube ich nicht, oder wenn, dann eher aus rein beruflichen Gründen. Privat kann ich es mir kaum vorstellen.«
    »Aber er verlangt nach mir?«
    »Er will nur mit dem Leiter der Mordkommission sprechen und mit sonst niemandem. Und der Leiter der Mordkommission sind nun mal Sie, also bitte ich darum, dass Sie hierher ins Klinikum kommen.«
    »Wie geht es dem Mann denn? Hat das vielleicht noch ein wenig Zeit?«
    »Er wird innerhalb der nächsten zwei Stunden operiert, also sobald ein OP-Saal für ihn frei ist. Und er macht es wirklich dringend.«
    Lenz dachte kurz nach.
    »Gut, wir kommen vorbei. Wo finden wir ihn denn?«
    Die Polizistin beschrieb ihm den Weg.
    »Bis gleich dann.«
    »Ja, bis gleich.«
    »Was war das denn?«, wollte Hain mit schief gelegtem Kopf wissen. »Privatseelsorge im
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