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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Dienst?«
    »Nee, das nun gerade nicht.«
    Der Hauptkommissar erläuterte seinem Kollegen den Teil des Gesprächs, den der nicht hatte hören können.
    »Also auf ins Klinikum«, fügte er abschließend hinzu. »Vielleicht haben wir es ja nur mit einem Spinner zu tun, der sich wichtig machen will, und sind in ein paar Minuten durch mit ihm.«
    An der Zufahrt zum Klinikum Kassel herrschte Hochbetrieb, vermutlich wegen des noch immer anhaltenden Schneefalls. Hain stellte den Japaner ins Parkhaus, und ein paar Minuten später standen die beiden Polizisten Pia Ritter, der uniformierten Kollegin, gegenüber.
    »Schön, dass Sie es gleich einrichten konnten«, wurden sie von ihr begrüßt.
    »Na ja, ein bisschen komisch ist die Sache schon, oder?«, erwiderte Lenz und wiegte dabei seinen Kopf von links nach rechts. »Aber wie auch immer, wo ist der Kerl denn nun, den es so unbändig danach drängt, mit mir ins Gespräch zu kommen?«
    Pia Ritter deutete auf die Tür hinter ihr.
    »Er wird gerade für die Operation vorbereitet. Ich habe mit den Ärzten vereinbart, dass wir, oder besser Sie, kurz mit ihm sprechen dürfen, bevor es losgeht.«
    Sie drehte sich um, öffnete vorsichtig die Tür und betrat den kleinen Raum, in dessen Mitte ein einzelnes Krankenbett stand, davor eine Schwester, die dem Patienten gerade eine Venenverweilkanüle am rechten Handgelenk legte.
    »Ach, da sind Sie ja«, bemerkte sie freundlich, sprühte einen Strahl Desinfektionsmittel auf einen Tupfer und wischte damit die Einstichstelle ab.
    »Bitte nur ganz kurz, die im OP warten nämlich schon auf uns. Und wenn er Ihnen wegpennt, dann lassen Sie ihn bitte schlafen, er ist nämlich schon im Vorbereitungsmodus auf die Operation.« Sie sammelte ein paar Utensilien ein und ließ die Polizisten mit dem Mann im Bett allein, der mit stierem Blick einen Punkt an der Decke fixierte.
    »Hallo, Herr Vasquez«, sprach Frau Ritter ihn vorsichtig an. »Der Mann, nach dem Sie verlangt haben, ist jetzt da.«
    Sie drehte sich um und wandte sich wieder den Kripobeamten zu. »Sein Name ist übrigens Adolfo Vasquez«, flüsterte sie. »Soweit wir herausgefunden haben, ist er Deutscher, vermutlich mit spanischen oder südamerikanischen Wurzeln.«
    »Guten Tag, Herr Vasquez«, begann Lenz betont sachlich und stellte sich vor. »Sie wollten mit mir sprechen. Nun, was kann ich für Sie tun?«
    Der Mann im Bett, dessen Kopf dick verbunden war, drehte sich langsam zur Seite. Nun erkannten die beiden Polizisten, dass ihn jemand wirklich übel zugerichtet hatte, denn seine gesamte linke Gesichtshälfte war noch dicker geschwollen und stärker blutunterlaufen als die rechte. Das Auge war komplett verschwunden.
    »Madonna, was ist denn mit dem passiert?«, flüsterte Hain Pia Ritter ins Ohr, die nur mit den Schultern zucken konnte.
    Lenz beugte sich nun so weit nach unten, dass sein Mund fast das Ohr des Verletzten berührte.
    »Herr Vasquez, hören Sie mich?«, fragte er deutlich leiser.
    Vasquez Kopf bewegte sich langsam auf und ab.
    »Als wir in seiner Wohnung eingetroffen sind, wo sich die Sache vermutlich abgespielt hat, ging es ihm noch eindeutig besser, und sprechen konnte er auch noch ganz gut«, berichtete die junge Polizistin. »Ich bin wirklich erschrocken, wie stark er in der letzten halben Stunde abgebaut hat.«
    »Pst«, zischte Lenz, weil der Verletzte zum Sprechen angesetzt hatte.
    »Ich bin überfallen worden«, flüsterte er kaum vernehmbar und mit deutlichem Akzent. »Von zwei Männern. Sie hatten diese Schläger aus Amerika, mit denen man gegen den Ball schlägt. Aus Holz.«
    Der Hauptkommissar wiederholte, was er gesagt hatte.
    »Habe ich Sie richtig verstanden?«
    Ein Nicken beantwortete die Frage.
    »Wissen Sie, wer die Männer gewesen sind?«
    »Nein. Aber sie kamen wegen des Papiers.«
    »Wegen des Papiers?«, wiederholte Lenz ungläubig. »Um was für ein Papier handelt es sich?«
    »Ich habe es gelesen«, murmelte Vasquez matt. »Ich habe es gelesen, obwohl ich geschworen hatte, das nicht zu machen. Aber ich hatte einfach Angst.«
    »Wovor hatten Sie denn Angst?«
    Vasquez gähnte, was ihm offenbar starke Schmerzen bereitete.
    »Ich hatte Angst um meinen Freund. Hatte Angst um ihn.«
    »Wer ist Ihr Freund? Sagen Sie mir bitte, wen Sie meinen.«
    Dem Mann im Bett fielen die Augen zu. Vermutlich war er schon mehr am Schlafen als im Wachzustand. Lenz drehte sich fragend zu seinen Kollegen um, die jedoch jeweils nur mit einer Geste der Hilflosigkeit

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