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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung
Autoren: Matthias P. Gibert
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benehmen.«
    »Von welchen Rockerfreunden genau sprechen Sie?«
    »Sie nennen sich Black Crows«, antwortete Ramona Stark, wobei sie die Hand ihrer Mutter ein wenig fester drückte. »Kennen Sie sie?«
    »Wer hat nicht von ihnen gehört? Die Zeitungen sind seit Jahren prall gefüllt mit Storys über sie, außerdem halten sie die Polizei ziemlich auf Trab.«
    »Und bei denen hat Ihr Mann mitgemacht?«
    »Ja. Wie meine Mutter gesagt hat, seit etwa zwei Jahren.«
    »Wie kam es dazu?«
    »Das kann ich Ihnen eigentlich gar nicht so genau erklären. Irgendwann ist er mit einem Motorrad nach Hause gekommen und hat mir erzählt, dass er bei denen mitmachen würde.«
    »Vorher ist er kein Motorrad gefahren?«
    »Nein, nie. Wir hatten mal ein Cabrio, aber das haben wir für den Hausbau verkauft.«
    Sie sah in die fragenden Gesichter der Polizisten.
    »Na ja, irgendwann war die Kohle, die wir uns bei der Bank geliehen hatten, halt alle. Und weil wir nicht in ein Haus ohne Tapeten an den Wänden einziehen wollten, mussten wir irgendwie zu Geld kommen. Das Einzige, was wirklich etwas wert war, war nun mal das Cabrio. Also haben wir es verhökert.«
    »Wann war das?«
    Sie überlegte kurz. »Vor knapp vier Jahren.«
    »Sie wohnen seit vier Jahren in diesem Haus?«, wollte Hain überrascht wissen.
    »Ja, ich wohne tatsächlich seit fast vier Jahren auf dieser Baustelle«, antwortete die Frau resigniert. »Und glauben Sie nicht, dass es mir Spaß macht. Aber ich habe weder Geld noch die handwerklichen Fähigkeiten, um diesen beschissenen Zustand zu beenden.«
    Sie griff in die Hosentasche, kramte ein benutztes Papiertaschentuch heraus und schnäuzte sich.
    »Und Theo hatte mit dem Tag, an dem wir eingezogen waren, jegliches Interesse an dem Haus verloren. Immer wieder habe ich ihn gebeten, sich darum zu kümmern, aber er hat es einfach nicht gemacht. Und als das mit den Crows losging, hat er sowieso nur noch das Nötigste mit mir geredet.«
    »Und geschlagen hat er dich«, brummte ihre Mutter, »vergiss das bloß nicht. Grün und blau hat er dich geprügelt. Die Polizei war bestimmt mehr als ein Dutzend Male hier, weil die Nachbarn das Krakeelen und das Geschrei nicht mehr ertragen konnten.«
    Sie wandte sich den Beamten zu.
    »Aber meine dumme Tochter hat nie Anzeige erstattet. Nie, nicht ein einziges Mal. Können Sie das verstehen?«
    »Nein, natürlich nicht. Das ist wirklich schlimm, wenn ein Mann seine Frau schlägt«, machte der Oberkommissar auf empathisch, um direkt im Anschluss seine nächste Frage zu platzieren.
    »Aber Sie«, erklärte er mit Blick auf die Mutter, »scheinen ziemlich überzeugt davon zu sein, dass die Black Crows etwas mit dem Tod Ihres Schwiegersohns zu tun haben. Was genau macht Sie da so sicher, Frau …?
    »Heidenreich. Babette Heidenreich.«
    Hain musste sich schwer beherrschen, um nicht loszuprusten.
    »Na ja, es gab da so ein paar Vorfälle in den letzten Monaten, die darauf schließen lassen, dass sich der Theo und seine Rockerfreunde nicht mehr so gut verstanden haben wie sonst.«
    Sie warf ihrer Tochter einen auffordernden Blick zu.
    »Es ist, glaube ich, besser, wenn du das den Herren Polizisten erzählst, Ramona.«
    »So viel gibt es da gar nicht zu erzählen. Es waren halt mal welche von denen hier und haben nach Theo gefragt. Ob er nicht mehr hier wohnen würde und so.«
    »Einmal oder mehrmals?«, wollte Lenz wissen.
    Ramona Stark dachte kurz nach.
    »Insgesamt vier Mal waren welche hier. Komischerweise immer andere, also nie die gleichen.«
    »Und sie haben nachgefragt, ob Ihr Mann noch hier wohnen würde. Sonst noch etwas?«
    »Na ja, ich sollte ihm ausrichten, dass ihre Geduld langsam abgelaufen ist, und er sich bei ihnen melden soll. Irgendwie hatte das schon was von einer Drohung, wenn Sie mich fragen.«
    »Haben Sie es Ihrem Mann ausgerichtet?«
    »Klar, mehrmals sogar. Bis vor ein paar Wochen ist er ja noch ab und zu hier aufgetaucht, um sich seine Post zu holen.«
    »Und wie hat er reagiert?«
    Sie lachte leise auf.
    »Wie Großmaul Theo Stark eigentlich immer reagiert. Hat angefangen rumzubrüllen und seinen Zorn an mir ausgelassen. Hat mir vorgeworfen, dass ich sie überhaupt reingelassen habe. Beim letzten Mal ist er richtiggehend ausgerastet und hat gebrüllt, dass diese Arschgeigen bald mal sehen würden, was es ihnen bringt, sich mit ihm anzulegen. Dann sei Ruck-Zuck Schluss mit lustig, und der ganze Verein würde in den Knast wandern. Kurz darauf hat er das Haus
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