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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition)
Autoren: Amanda Kyle Williams
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sein.»
    «Ganz furchtbar. Und außerdem hat sie White Trash aus dem Gästezimmer geschmissen und gesagt, die Katze würde sie vorwurfsvoll anstarren.»
    Ich griff nach meinem Kaffee. «Ja, White Trash kann ganz schön missbilligend gucken, wenn sie aufs Katzenklo muss.»
    Rauser lachte leise. «Was liegt heute bei dir an?»
    «Ein Kautionsflüchtling für Tyrone, ein paar Berichte abliefern. Das Übliche.» Ich trank einen Schluck Kaffee. Er war stark. Rauser hatte nicht die Geduld für Messlöffel. «Und bei dir?»
    «Das Übliche», sagte er und küsste mich auf die Wange. «Danke, dass du mich letzte Nacht noch reingelassen hast.» Er stand auf, grinste mich an und wackelte mit den Augenbrauen.
    «Du bist so unreif.»
    «Das fandest du letzte Nacht aber nicht», sagte er und wich schnell dem Kissen aus, das ich nach ihm warf. «Willst du Frühstück? Ich mache mir Müsli.»
    «Igitt. Lieber würde ich einen Sack Mulch verdrücken. Aber in deinem Alter musst du wohl an Ballaststoffe denken.»
    Er grinste und zeigte mit dem Finger auf mich. «Sei lieber nett zu mir, Street. Ich bin wahrscheinlich der Mann, der deine Wechseljahre mit dir durchsteht. Und wir wissen alle, dass das kein Vergnügen wird.»
    «Raus!» Ich warf noch ein Kissen nach ihm.
    Eine Minute später traute er sich wieder ins Zimmer. «Hey, kann ich kurz mit dir sprechen?»
    Ich lächelte ihn über meine Kaffeetasse hinweg an. Er hatte einen Aktenordner in der Hand. «Was ist denn?»
    «Der tote Junge gestern Abend, etwas daran lässt mir keine Ruhe.»
    Ich stellte den Kaffee ab und streckte eine Hand nach ihm aus. «Er war noch ein Kind. Ist doch klar, dass dir das an die Nieren geht.»
    «Nein, nicht nur deshalb.»
    «Ihr habt kein Motiv gefunden?»
    Er fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. Helles Morgenlicht fiel durch die hohen Fenster, und die Falten um seine grauen Augen sahen aus wie tiefe Gräben. Über den Ohren war sein dunkles Haar weiß meliert. «Es gibt keinerlei Spuren von Missbrauch, obwohl wir die Obduktion heute Vormittag noch abwarten müssen. Wir ermitteln erst mal in die üblichen Richtungen.» Er sah auf die Uhr. «In einer Stunde fangen wir mit der Elternbefragung an.»
    «Da liegt meistens der Hund begraben», erinnerte ich ihn, aber das wusste er natürlich selbst. Das Motiv bei einem Kindsmord findet sich erfahrungsgemäß in der Familie oder im engeren persönlichen Umfeld. Ich blickte auf meine Kaffeetasse. Unglaublich, dass wir so ein Gespräch führten, wo ich die Augen gerade mal fünf Minuten auf und erst eine halbe Tasse Kaffee intus hatte. Ich dachte an Miki und die Bar letzte Nacht. Das Verlangen nach einem Kaffee mit Schuss machte mich schlagartig hellwach. Vier Jahre wachte ich nun schon nüchtern auf, und noch immer musste ich jeden Tag gegen den Drang ankämpfen. Heute Morgen fiel es mir besonders schwer.
    Er setzte sich neben mich, öffnete den Ordner, breitete den Inhalt zwischen uns auf dem Bett aus. «Wow. Macht doch immer wieder Spaß, was?», sagte ich und blickte auf die Fotos von dem Tatort, wo Rauser fast die ganze Nacht zugebracht hatte – der leblose Körper eines Jungen, Gesicht nach unten, Shorts, Sportschuhe, einen Arm auf Schulterhöhe, den anderen über dem Kopf, ein Knie etwas höher als das andere. Es sah aus, als wollte er wegkriechen. Neben seinen ausgestreckten Fingern lag eine Baseballkappe auf der Erde. Ich betrachtete die Aufnahmen von der unmittelbaren Umgebung des Leichnams – Zigarettenstummel, ein Stück rotes Plastik, Fastfood-Verpackungen, Becher und Strohhalme. «Wo kommt der ganze Müll her?»
    «Ein paar Meter entfernt ist eine Baustelle. Die Besitzer des Grundstücks, wo der Junge gefunden wurde, haben gesagt, der Müll weht andauernd in ihren Garten. Wir haben alles eingesammelt, was um das Opfer herumlag.»
    «Wer hat den Jungen gefunden?»
    «Ein Jogger», sagte Rauser. «Wir haben ihn noch nicht ausgeschlossen. Auch sonst keinen. Aus den Eltern war gestern Nacht kaum was rauszukriegen. Der Junge war eine Sportskanone. So viel wissen wir jedenfalls. Es haben gleich ein paar Trainer sehnsüchtig darauf gewartet, dass er vierzehn wird.»
    Ich sah mir ein weiteres Foto von dem Leichnam an. «Ein anderer Sportler könnte ein Motiv haben. Und die Kraft. Sieht groß aus für sein Alter, muskulös. Keine anderen Wunden am Körper, außer den Würgemalen?»
    «Nein. Wir denken, der Täter hat den Jungen von hinten gepackt, zu Boden geworfen und ihm den Strick um den Hals
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