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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition)
Autoren: Amanda Kyle Williams
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ich spielte im dichten St.-Augustine-Gras im elterlichen Garten mit dem weißen Holzzaun drum herum. All das ist mir in den Leib gebrannt. Hier im Süden existierst du nicht einfach. Du schließt einen Blutpakt mit ihm, sobald seine weiche, feuchte Luft deine Nase mit dem sinnlichen Duft von Sternjasmin füllt und deine DNA wie fruchtbarer Samen flutet. Das ist mein Süden, der mir ein Zuhause geschenkt hat und eine Gemeinschaft von freundlichen und wohlmeinenden Menschen, die stolz ihre liberale Gesinnung zeigten, als mein Bruder und ich die ersten Kinder in der Nachbarschaft waren, die nicht aussahen wie alle anderen. Später war Jimmys Süden nicht so freundlich. Mein dunkelhäutiger, helläugiger, homosexueller Bruder wurde praktisch von jedem in unserer Umgebung misstrauisch beäugt.
    Die Highschool bescherte mir einen rotblonden Jungen namens Bobby Nash, und er war der beste Küsser, den ich je erlebt hatte. Bobby saß lässig auf der Ladefläche seines Pick-ups, klimperte auf seiner Gitarre und sang mir leise etwas vor, an mondgestreichelten Abenden in Winnona Park, dem Viertel, wo ich unter dem filigranen Laub mächtiger Pekannussbäume und dicker Weiß-Eichen in Georgias einzigem County aufwuchs, das traditionell demokratisch wählt. Jahre später, nur wenige Meter entfernt von der Stelle, wo Bobbys schüchterne Hände mir halfen, mich selbst zu entdecken, zwang mich die gnadenlose Wechselhaftigkeit des Lebens so messerscharf wie eine Machete auf die Knie. Aber das ist eine andere Geschichte.
    «Du warst die scharfe chinesische Tussi.» Miki lachte. «Gutaussehend, Läufer-Ass, Topschülerin. Ich dagegen hab mich schon in der Highschool geritzt. Das hatte aber noch nichts damit zu tun, dass ich mich umbringen wollte, weißt du. Es fühlte sich einfach gut an. Schmerz zu spüren. Zu bluten.» Miki strich mit einem Finger über eine Narbe innen am linken Arm. «Ich glaube, diese unverschämten Bullen kannten meine Krankenhausakte. Einer von ihnen hat zu seinem Kollegen irgendwas über Anrufe von meiner Adresse gesagt. Dabei ist das schon zwei Jahre her, seit ich so krank war, aber ich schätze, für die gilt: einmal verkorkst, immer verkorkst. Kannst du deinem Freund nicht mal verklickern, wie die Polizei mit den Leuten umspringt?»
    «Ist sonst noch jemand zu dir rausgekommen? Hast du mit irgendeinem Detective gesprochen?»
    «Nein», sagte Miki. «Aber ich werde nie vergessen, wie dieser Freak mich angesehen hat. Augen durch Schlitze in der Maske. Echt schaurig.»
    «Konntest du die Augenfarbe erkennen?» Ich schielte wieder zur Bar und auf die kokette Flasche Grey Goose. Ich trank einen Schluck von meinem Mineralwasser und dachte daran, wie die Kohlensäure einem in die Nase steigt, wenn es mit gutem Wodka versetzt ist – sauber und scharf und ein ganz kleines bisschen bitter. Ich musste raus aus diesem Lokal.
    «Nein. Es war dunkel.»
    «Mach mir mal eine Liste von den Leuten, mit denen du in den letzten zwei Jahren zusammen warst. Wir werden auch deine Nachbarn überprüfen und uns ein wenig umhören. Und ich werde bei der Polizei beantragen, dass sie in deiner Straße verstärkt Streife fahren. Kann nicht schaden. Wie wär’s, wenn du heute Nacht mit zu mir kommst?»
    Großer Gott, war ich denn von allen guten Geistern verlassen?

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    2
    I ch wurde durch Dude (Looks Like a Lady) von Aerosmith geweckt, das aus meinem Handy plärrte – der Klingelton, den ich Lieutenant Aaron Rauser von der Mordkommission zugeordnet hatte. Ich tastete nach dem Wecker. Zwei Uhr, bloß einer der Nachteile einer Beziehung mit einem Cop. Ich hatte exakt eine Stunde geschlafen. «Langer Tag, hä? Alle Bösewichte erwischt?»
    «Klar doch», sagte Rauser auf seine typisch langsame, gedehnte Art, die signalisierte, dass das sarkastisch gemeint war. «Wahrscheinlicher ist, dass Lucy Liu sich an mich ranschmeißt.»
    «Du stehst auf Asiatinnen, was?»
    «Ich steh auf dich.» Er hatte es ohne Enthusiasmus gesagt. Ich kannte ihn. Irgendwas stimmte nicht. Dann hörte ich Geräusche im Hintergrund, jede Menge Geräusche, Stimmen, das gelegentliche Quäken von Polizeifunkgeräten. Eine Sirene heulte auf. Er brüllte: «Sag denen, die sollen das Scheißding ausschalten. Hör mal, Schatz, ich habe fünf Fälle am Hals, und wir müssen am Ball bleiben, bevor die Spuren kalt werden. Das lange Wochenende, das wir geplant haben, das können wir vergessen.»
    Ich dachte an lange Tage auf der Couch mit Lesen und
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