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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition)
Autoren: Amanda Kyle Williams
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würde. Irgendjemand an der Theke leckte Salz und Limette und kippte Tequila. Ich quetschte Zitronensaft in mein Mineralwasser und blinzelte zu Miki hoch. Geduld. Irgendetwas hatte ihr Angst gemacht. Sie wollte in diesem Moment hier sein, und ich musste in der realen Welt funktionieren, wo Leute nun einmal in Bars trinken und mit mir reden wollen. Ich bin Privatdetektivin, Herrgott noch mal. Die Hälfte meiner Kunden sind Säufer. Die alte Leier lief ab, dass es zu schwer war, dass ich einen Drink wollte. Ich rief mir in Erinnerung, dass es nicht real war. Das war bloß der Verstand, der durch schattenhafte alte Korridore geisterte. Ich riss mich zusammen, in dem Bewusstsein, dass jedes Mal, wenn ich das tat, jedes Mal, wenn ich nein sagte, neue Denkbahnen in mich hineingebrannt wurden, die helfen könnten, die nächste Krise abzuwenden.
    «Ich hab einen Trainer engagiert, der alternative Methoden zur Stimmungsstabilisierung anwendet, um die Leute von Medikamenten wegzukriegen», erzählte Miki mir. «Sport und Ergänzungsmittel, Akupunktur und Diät. Es funktioniert. Ich mache Sport wie eine Wilde. Dabei wird irgend so eine Chemikalie freigesetzt, die mich gesund hält. Du weißt doch, dass ich schon eine ganze Weile brav bin, oder?»
    Mit «brav» meinte sie, dass sie seit zwei Jahren nicht mehr eingewiesen worden war, weil sie sich geritzt oder eine Überdosis genommen hatte. Sie holte das Glasröhrchen aus ihrer Handtasche, füllte den Deckel mit weißem Pulver und schaute sich kurz um, ehe sie das Zeug unter ein Nasenloch hielt und einsog.
    «Gehören Kokain und Wodka auch zur Diät?»
    «So zynisch, Keye.» Sie ließ das Martiniglas sacht kreisen, nahm dann einen Schluck. Ich roch die Olivenlake. Ihre Lider hoben sich, und sie sah mich aus blauen Augen an. «Das macht mich wirklich traurig.»
    «Du bist nicht die erste manisch-depressive Patientin, die gegen Medikamente argumentiert.»
    «Ich bin keine Scheißpatientin!», explodierte Miki. Blicke richteten sich auf uns. Sie stellte ihren Martini zu fest ab. Flüssigkeit schwappte über den Rand. «Ich bin deine Cousine, Keye. Was soll der Scheiß?»
    «Das war eine berechtigte Frage, Miki», konterte ich.
    «Ich war letztes Jahr für den Pulitzer-Preis nominiert, Keye, für Fotoberichterstattung. Menschenskind, für den Pulitzer . Ist dir schon mal aufgefallen, wie viele World Photography Awards ich bei mir im Regal stehen hab? Manche von uns haben ihre Gelüste ganz gut im Griff. Wie sieht’s damit bei dir aus?», drehte sie das Messer in meinem Bauch herum.
    «Ich hab auch um meine Sucht gekämpft, Miki», erwiderte ich sanft. «Lange. Es hat sich nicht gelohnt.»
    «Bei mir im Wohnzimmer war jemand, als ich heute Abend nach Hause kam. Können wir uns einfach darauf konzentrieren?»
    «Erzähl mir, was passiert ist», sagte ich betont sachlich.
    Sie berichtete mir, wie sie an der Tür mit den Schlüsseln hantiert, dann irgendwas gehört und gewusst hatte, dass jemand im Haus war. Ihr streitlustiges Verhalten legte sich. Tränen liefen ihr über die blassen Wangen. Sie wischte sie weg und nahm mit zittriger Hand ihr Martiniglas. «Ich bin zu dem Fenster an der Veranda, und ich hab ihn gesehen. Im Wohnzimmer, Keye. Er war von der Haustür zum Fenster gegangen. Und er stand einfach da und starrte mich an. Er hat mit der Hand eine Pistole gemacht, so.» Miki hob den Daumen und streckte den Zeigefinger. «Und er hat abgedrückt.» Eine weitere Träne kullerte.
    Ich legte meine Hand auf ihre. «Ist irgendwas gestohlen worden?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Mir ist nichts aufgefallen, als ich mit der Polizei durchs Haus ging. Ich bin aber nicht lange drin geblieben. Es ist total unheimlich, wenn du weißt, dass da jemand in deinen vier Wänden war und deine Sachen angefasst hat. Ich bin ins Auto und ein Stück die Straße runter und hab dich angerufen.»
    «Wenn er dir was hätte tun wollen, hätte er sich nicht bemerkbar gemacht.»
    Miki winkte einer Kellnerin, hob ihr Glas und sagte: «Wodka Martini, dirty .»
    «Irgendeine Idee, warum jemand dir Angst einjagen will?», fragte ich.
    «Keine Ahnung. Meine Nachbarn können mich nicht leiden, weil ich nicht ständig den Garten aufhübsche oder Kaffeekränzchen veranstalte oder so.»
    «Ist ein bisschen drastisch für genervte Nachbarn.»
    «Du glaubst mir nicht, stimmt’s? Das höre ich an deinem Tonfall. Du bist genau wie diese Scheißbullen.»
    Der Alkohol hatte ihre Zunge schwer gemacht. Ich fragte mich, wie
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