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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition)
Autoren: Amanda Kyle Williams
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geschlungen.»
    «Es ist schnell gegangen», sagte ich zu Rauser. «Die Erde rings um den Leichnam ist kaum aufgewühlt. Und siehst du das?» Ich deutete auf die zur Faust geballte rechte Hand. «Das passiert manchmal bei Hinrichtungen durch Erhängen und bei brutaler Strangulation.»

[zur Inhaltsübersicht]
    3
    N eil trug Shorts oder eine Badehose, da war ich mir nicht sicher. Sie war kobaltblau, bedruckt mit großen, schwarzen Blumen, und ging ihm bis zu den mit hellem Flaum bedeckten Knien. Das Hemd war beige-braun, kubanisch, mit breiten Längsstreifen, halb zugeknöpft – Neils Uniform. Sie änderte sich nur unwesentlich von Jahreszeit zu Jahreszeit – Shorts oder lange Hose, an den Füßen Vans mit Schachbrett- oder Schottenmuster. Er hatte eine Schwäche für knallige Schuhe. Im Fernsehen liefen die Morgennachrichten. Dank Neil ließ sich so gut wie alles in unserem Büro über ein sprachaktiviertes Smart Panel steuern, mit einer Fernbedienung in Reserve. Den großen Flachbildschirm – genialer Einfall der leidenschaftlichen und vermutlich gestörten Innenarchitektin, die ich engagiert hatte – konnte man geschmeidig an einem Flaschenzugsystem von den Dachbalken in unserem umgebauten Lagerhaus nach unten gleiten lassen. Eindeutig eine meiner Lieblingsspielereien in unserem Industrieloft.
    «Morgen», sagte ich, als ich früher als sonst zur Arbeit kam. Ich hatte geduscht, sobald Rauser losgezogen war, um die Stadt zu retten, White Trash gefüttert und war gegangen, ohne meine Cousine im Gästezimmer zu wecken. «Ich brauche eine Liste der Hausbesitzer in Inman Park. Satellitenfotos mit den Eigentümernamen auf den entsprechenden Grundstücken wären super.» Ich ging in mein Büro, das eigentlich nur aus einem Schreibtisch, Stühlen und zwei Aktenschränken hinter einem hohen Zaun besteht – teils Maschen-, teils Stacheldraht –, noch so eine Idee der Innenarchitektin, deren Vision von unserem Arbeitsplatz sich nicht genau mit meiner gedeckt hatte.
    «Ich freue mich auch, dich zu sehen», brummte Neil. Er wirkte noch bockiger als sonst. Diese Haltung legt er jedes Mal an den Tag, wenn er sich schlecht behandelt fühlt. Ich kenne Neil Donovan, seit ich beim FBI an einer Cybercrime-Serie gearbeitet hatte. Neil, Wiederholungstäter im Bereich Datendiebstahl und Cyber-Kriminalität, einigte sich schließlich auf einen Deal mit dem FBI. Später beauftragten ihn einige der Firmen, deren Datensicherungssysteme er geknackt hatte, ebendiese Systeme zu optimieren. Als ich beschloss, meine Privatdetektei aufzumachen, nahm ich Kontakt zu ihm auf. Ein Typ wie Neil ist Gold wert. Er ist ein unermüdlicher Spürhund, und in Sachen Privatsphäre kennt er keinerlei moralische Grenzen.
    Ich schmiss meine Sachen auf den Schreibtisch und blickte durch die Maschen im Zaun auf Neils Rücken. Er saß in dem neuen schwarzen Aeron-Schreibtischsessel, für den er kürzlich tausend Dollar hingeblättert hatte. Mit den polierten Alu-Beinen wirkte das Ding wie aus einem futuristischen Survival-Film.
    «Entschuldigung», sagte ich. «Hab ich nicht höflich genug gefragt? Guten Morgen, Neil, du wunderbarer Mann. Bitte besorg mir die gottverdammten Hausbesitzer in Inman Park.»
    «O ja. Schon viel besser.» Er tippte auf seiner Tastatur herum, während ich ihm erzählte, dass bei Miki eingebrochen worden war. Einige Minuten später wurde der Ton der Morgennachrichten leiser.
    «Ist auf dem Bildschirm», sagte Neil. «Möchtest du Kaffee? Ich ja.»
    «Oh, du bist wirklich ein wunderbarer Mann. Ich hätte gern welchen.» Ich verließ mein Büro, um mir die Satellitenbilder von Mikis Wohngegend anzusehen. Die Namen der Hauseigentümer erschienen auf jedem Grundstück mit der entsprechenden Hausnummer. Neil reichte mir eine Tasse, aus der es herrlich duftete. Ich blickte auf etwas Rötliches und Schaumiges.
    Kaffee in all seiner Vielfalt ist sozusagen ein weiteres Fachgebiet von Neil. Wenn er Bohnen einkauft, benimmt er sich wie ein mit allen Wassern gewaschener internationaler Kaffeehändler. Ich hab schon gesehen, wie er eine Handvoll Bohnen nimmt und mit geschlossenen Augen daran schnuppert. Er studiert Farbe und Textur und schiebt sie sich in den Mund wie Erdnüsse. Sie erzählen ihm eine Geschichte – nass aufbereitet, in schattiger oder sonniger Lage angebaut, sortenrein oder gemischt. Unterschiedliche Bohnen und unterschiedliche Mahlstärken für unterschiedliche Tage und unterschiedliche Stimmungen.
    «Fangen wir mit den ersten
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