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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot
Autoren: Diana L. Paxson
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gebracht, der auch »der Rote Mann allen Wissens« genannt wird. Er verbindet Aspekte des Himmelskönigs mit denen einer Fruchtbarkeitsgottheit. Seine Waffe ist die Keule, und er ist von so grotesker Gestalt, dass man geneigt ist, ihn einer früheren mythologischen Schicht zuzuordnen als die übrigen Götter der Danaer – ebenso wie auch die Göttin Dana selbst.
    Der Kessel des Dagda ist ein nie versiegendes Gefäß, »von dem sich niemand ungesättigt entfernt«. Zudem hatte der Kessel des Dagda, ebenso wie das eine Ende seiner Keule, die Macht, Verwundete zu heilen. Die Überlieferung erwähnt auch verschiedene andere Heilkessel, in welche der Held getaucht wird, um im nächsten Augenblick in einen Giftkessel getaucht zu werden, der ihn stählen und unverwundbar machen soll.
    Der walisische König Brân, genannt »der Gesegnete«, besaß einen Kessel, in welchem sogar tote Krieger wieder zum Leben erweckt wurden. Diese konnten allerdings nach ihrer Wiederbelebung nicht sprechen, da sie sonst den Lebenden zu viel über den Tod hätten erzählen können. Diesen Kessel gab Brân König Matholwch von Irland als Entgelt für die Schmach mit, die man ihm in Wales zugefügt hatte. Als dieser dennoch seine Gemahlin Branwen, Brâns Schwester, verstieß, zog Brân mit seinem Heer über die Irische See, und es kam zu einer Schlacht. Zuerst hatten die Iren dabei die Oberhand, weil Matholwch in jeder Nacht die Getöteten in den Kessel warf, um sie wieder zum Leben zu erwecken. Erst als Brâns Halbbruder Efnisien sich zwischen den Toten versteckte und lebend in den Kessel geworfen wurde, zersprang dieser in Stücke.
    In der christlichen Überlieferung schrumpft der Kessel zu einer Schale oder einem Kelch, dem Gral der Artuslegende. Obwohl auch dieser ein heilendes und nährendes Gefäß ist, besitzt er gleichfalls Eigenschaften, welche die bestehende Ordnung gefährden. So scheint das irdische Reich von König Artus zu gedeihen und zu blühen, als der Gral zum ersten Mal in der Tafelrunde erscheint. Doch unter der Oberfläche zeigen sich bereits Stillstand und Niedergang. Die Suche nach dem Gral zieht den Zerfall der Tafelrunde nach sich, weil nur wenige würdig sind, das letzte Geheimnis zu schauen, welches der Gral verkörpert.
     
    Der Stein des Schicksals
     
    Von den vier bezeichneten Schätzen ist der Stein wohl der vielgestaltigste. Er begegnet uns in den Gralslegenden als Scheibe, Teller oder Platte, als Tisch – König Artus’ Tafelrunde –, als Spielbrett oder sogar als Thron.
    Während die anderen drei heiligen Gegenstände als Attribute für Gottheiten dienen, ist der Lia Fáil, der Stein des Schicksals, ein für sich stehendes Objekt. Dies hat er gemein mit anderen Idolen, die eine nicht-anthropomorphe Form des Göttlichen verkörpern. Von dem keltischen Stein heißt es, dass er aufschrie, wenn der wahre König seinen Fuß daraufsetzte. Als irischer Königsstein wird heute noch den Touristen ein Fels im Boden eines Hügels bei Tara gezeigt. Die Überlieferung will jedoch wissen, dass der wahre Lia Fáil nach Scone in Schottland verbracht wurde, wo er den schottischen Königen als Krönungssitz diente; ohne diesen Stein war die legitime Macht des Königs zweifelhaft. Dieser Stein wurde später von den Engländern nach Westminster verschleppt, und er war dort unter dem Sitz des Thrones angebracht, auf dem der britische Monarch sich nach seiner Krönung niederließ. Heute befindet er sich in Edinburgh Castle und soll in Zukunft nur noch zu Krönungsfeierlichkeiten nach London gebracht werden. (Natürlich gibt es nationalistische Schotten, die diesen Stein für eine Fälschung halten und behaupten, der wahre Stein von Scone sei irgendwo in Schottland verborgen.)
    In der Gralslegende gibt es einen gefährlichen Sitz, der stets leer bleibt, weil er jedem Ritter den Tod bringt außer dem, der den Gral erringen wird. Aber dies dürfte seine Wurzel eher in jenen gefährlichen Stätten haben, an denen sich diesseitige Welt und Anderswelt berühren und wo der Held auf seine Prüfung warten muss.
    Die naheliegendste Deutung für den Stein des Schicksals ist, dass er das Land selbst symbolisiert; dies wird auch deutlich in seiner Manifestation als Spielbrett, bei dem es um Erringung und Verteidigung von Territorium geht. Artus zieht das Schwert, das Symbol seiner Herrschaft, aus dem Stein. Der Stein repräsentiert die stützende Basis aller menschlichen Existenz; in seiner erweiterten Form, als Tafelrunde, steht er für die
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