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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot
Autoren: Diana L. Paxson
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Kessel handelte es sich im Übrigen um etruskische Importware; nur einer der drei Löwen am Rand, der wohl verloren gegangen war, wurde von einem einheimischen Feinschmied in minderer Qualität nachgebildet.
    Interessanter sind die figürlich verzierten keltischen Kessel. Drei der Besten dieser Art stammen aus dänischen Mooren. Das Prunkstück davon, der Kessel von Gundestrup, der aus Platten von insgesamt knapp 9 Kilogramm vergoldeten Silbers gearbeitet ist, steht heute im Nationalmuseum Kopenhagen. Er datiert vermutlich aus dem 2.-1. Jahrhundert v.Chr.; die Datierung ist ebenso umstritten wie die genaue Herkunft. Die Art, wie er zerlegt und der Erde anvertraut wurde, läßt eher auf ein Ritual als auf eine hastige Flucht schließen. Was den Kessel jedoch zu etwas ganz Besonderem macht, ist die Tatsache, dass er innen wie außen mit Darstellungen von Göttern, Göttinen, heiligen Tieren und ganzen zusammenhängenden mythologischen Szenen versehen ist.
    Die Interpretationen, die für diese Reliefs vorgeschlagen wurden, sind vielfältig: Ernte- oder Jahreszeitenfeste, die Geburt eines Gottes, Opferszenen oder Bilder aus der keltischen Sage. Am überzeugendsten ist noch die Deutung von J.-J. Hatt in Kelten und Gallo-Romanen (Genf 1970), der in den Darstellungen auf den zwölf Platten und dem Deckel der großen Götter Galliens – Taranis, Cernumnos, Teutates und die königliche Muttergöttin Rigana – zu erkennen glaubt.
     
    Die Herrin der Quelle
     
    Es fällt auf, dass auf den keltischen Kesseln vor allem männliche Gottheiten abgebildet sind. Dies mag daran liegen, dass der starke Auftrieb, den die Kriegerklasse zwischen dem 5.-3. Jahrhundert v. Chr. nahm, sich in der Mythologie niedergeschlagen hat. Darin finden sich alte indogermanische Muster wieder: Der Himmelsgott führt einen kosmischen Kampf mit den Mächten der Erde.
    Dies widerspiegelt womöglich einen sehr viel länger zurückliegenden Konflikt, der in Jahrtausenden, nicht in Jahrhunderten zu messen ist. Es ist schwer, über einen so langen Zeitraum hinweg gesicherte Erkenntnisse zu gewinnen, aber es scheint, dass vor etwa 8000 Jahren die friedfertige Ackerbaukultur der Jungsteinzeit durch das Eindringen kriegerischer Hirtenvölker aus dem Osten zerstört wurde. Diese neuen Herrscher brachten eine andere Gesellschaftsordnung mit, welche hierarchisch und patriarchalisch strukturiert war.
    Reste der alten matriarchalischen Struktur finden sich an Orten wie Malta, dessen Megalithbauten – nach den Funden zu urteilen – einer weiblichen Gottheit geweiht waren, und verstreut in ganz Europa. In ihnen scheint immer wieder eine Figur auf: die Erdgöttin, die in dreifacher Gestalt auftritt, als Jungfrau, Mutter und Greisin.
    Vor allem Quellen und Brunnen betrachtete man als machtvollste Bekundung der Leben spendenden Fülle der Göttin, und die in den keltischen Sagen immer wieder auftauchende »Herrin der Quelle« oder »Herrin vom See« ist nur eine ihrer Erscheinungsformen. Nach wie vor gibt es auf den britischen Inseln wie auch in ganz Europa eine Vielzahl von Brunnen und Quellen, die von alters her als heilige oder wundertätige Wunschbrunnen verehrt und auch heute noch der heilenden oder fruchtbar machenden Eigenschaften ihres Wassers wegen aufgesucht werden.
    In historischer Zeit wurden mit den heiligen Brunnen lokale Schutzgöttinnen verbunden. So standen etwa die heißen Quellen von Bath unter dem Schutz einer Göttin namens Sul, von der sich der lateinische Name Aquae Sulis, »die Wasser der Sul«, ableitet. Dass es sich dabei um eine chthonische Gottheit handelt, lässt sich auch daraus ersehen, dass es eine Orakelstätte in ihrem Namen gab, wie inschriftlich bezeugt ist.
    Solche Quellen, welche die Leben schenkenden und erhaltenden Prozesse fördern, sind sozusagen der Urkessel, der Schoß der Muttergöttin, die das Leben entlässt, und damit zugleich der Ursprung aller Weisheit.
     
     
    Der Kessel der Ceridwen
     
    Die Hüterin des Kessels der Anderswelt, in dem Inspiration und göttliches Wissen gebraut werden, ist in der britischen Mythologie Ceridwen, die Herrin des Korns. Sie wird gewöhnlich dargestellt als alte Frau, erfüllt von dunklen, prophetischen Kräften. Ihr Attribut ist die Muttersau als Symbol der Fruchtbarkeit.
    Wie viele andere keltische Göttinnen hatte Ceridwen zwei unterschiedliche Kinder. Eines war Creidiu, das schönste Mädchen, das je geboren wurde; ihre Person strahlte Licht und Wärme aus. Das andere war Afagaddu, der
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