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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot
Autoren: Diana L. Paxson
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wusste eben, dass ich kommen würde, dachte sie. Ich habe immer geglaubt, dass wir einander bekriegen würden, weil wir zu unterschiedlich sind, aber vielleicht war der eigentliche Grund, dass wir einander zu sehr ähneln…
    Mit ein paar Worten gebot sie Uinist und Doli Einhalt. Dann stieg sie ab, ergriff die Zügel des Ponys, auf dessen Rücken die Truhe befestigt war, und führte es zu dem Felsblock.
    Als Morgause näher kam, erkannte sie, dass sie nicht die Einzige war, die sich verändert hatte. Sie hätte nie für möglich gehalten, dass ihre Mutter so zerbrechlich aussehen könnte. Das Sonnenlicht, das den Boden unter den Kiefernnadeln überzog, schien durch sie hindurchzuleuchten.
    Und da war noch etwas. Igraine war eine ausgebildete Priesterin; Morgause hatte sie häufig in der bewusst und selbstbeherrscht stillen Haltung eines Rituals erlebt. Doch es war immer eine Spannung zu spüren gewesen, gleich der verhaltenen Kraftreserve eines gezügelten Kriegsrosses. Nun jedoch saß ihre Mutter nur still.
    »Ich habe das Geschenk der Göttin zurück in seine Heimat gebracht«, sprach Morgause und ließ das Führungsseil fallen.
    »Du sagst nicht, es zurück zu mir gebracht zu haben«, bemerkte Igraine.
    »Es gehört nicht dir«, erwiderte Morgause. »Ebenso wenig mir… das habe ich inzwischen gelernt.«
    »Wenn du das begriffen hast, dann hast du eine Menge gelernt.«
    »Das habe ich tatsächlich…« Morgause stieß einen recht zittrigen Seufzer aus, sank zu Boden und hockte sich mit untergeschlagenen Beinen zu Füßen ihrer Mutter in den Staub. Durch die Bäume sah sie Sonnenlicht auf blauem Wasser funkeln und wusste, dass der See ein weiteres Gefäß der Macht darstellte.
     
    Manus war beinahe der Letzte der Suchenden, der nach Camelot zurückkehrte, und als er kam, war er wie ein Krieger gekleidet und begleitete eine junge Priesterin, die von Igraine gesandt worden war.
    »Ich bin froh, dich zu sehen!«, rief Gwendivar, nachdem das allgemeine Begrüßungsgemurmel verstummt war, »aber was ist denn all das?« Sie deutete auf die Rüstung. »Du hast dich verändert!«
    Als sich alle umdrehten, um ihn nochmals zu mustern, errötete er, aber alle konnten sehen, dass er die Rüstung mit der Selbstverständlichkeit desjenigen trug, der daran gewöhnt war, und nicht wie ein Küchenknecht, der sie einem entlang der Straße gefundenen Leichnam abgenommen hat.
    »Warum hat die Herrin vom See dich ausgesandt, um ihre Botin zu beschützen?«, erkundigte sich jemand.
    Aggarban deutete mit dem Stock, auf den er sich gelehnt hatte, auf den Küchenknecht.
    »Und wieso trägst du eine Votadini-Kluft?«
    »Weil sie mir gehört!«, herrschte Manus ihn an und errötete abermals. »Und du bist ein blinder Hohlkopf, Bruder, der sich niemals dazu herablässt, die Menschen, die ihn bedienen, wirklich anzusehen, sonst hättest du mich schon früher erkannt!«
    Es folgte ein Augenblick verblüfften Schweigens, dann brach Gwalchmai in schallendes Gelächter aus. »Fürwahr, Aggarban, jetzt hat er dich erwischt. Und eigentlich sieht er ziemlich wie Goriat aus, nicht wahr, Gwyhir?«
    »Oh, das tut er, das tut er«, pflichtete der zweite Bruder ihm bei, dessen Blick emporwanderte, »nur ist er viel, viel größer…« Und dann brachen alle in Gelächter aus, sogar Artor, der seine Unterhaltung mit der Priesterin beendet hatte.
    »Und er hat euch alle übertroffen«, verkündete der König, »denn Goriat hat den Kessel gefunden oder bringt zumindest Kunde über ihn. So lautet die Botschaft, die meine Mutter mir schickt: Das geheiligte Gefäß befindet sich wohlbehalten in seinem Schrein, auch die Herrin der Votadini ist dort.«
    »Mutter?«, rief einer der drei älteren Brüder aus; in ihren verblüfften Gesichtern konnte man eine flüchtige Familienähnlichkeit ausmachen.
    »Also war es Morgause, die ihn gestohlen hat?«, meldete Gai sich inmitten anschwellender Mutmaßungen zu Wort.
    »Davon sagt die Botschaft nichts, und was immer zwischen meiner Schwester und meiner Mutter steht, ist allein ihre Angelegenheit«, antwortete Artor mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
    »Wenn der Kessel gefunden worden ist, können ja all unsere wandernden Krieger nach Hause kommen«, meinte Gwendivar schließlich.
    »Das spielt keine Rolle«, stellte Bediver fest. »So heidnisch der Kessel auch war, ich glaube, er war das, was die Priester als Sakrament bezeichnen – ein irdisches Symbol, das den Weg zu etwas jenseits allen Irdischen
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