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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot
Autoren: Diana L. Paxson
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auf dem Schlachtfeld – beinahe alles, nur keine Ehe.
    Er berichtete ihnen später davon, nachdem sich alle in der Halle eingefunden hatten. Gwalchmai war der Straße nach Norden gefolgt. Nach einem Tagesritt war er auf die Spur einer großen Gruppe von Männern gestoßen und dieser zu einem Pfad gefolgt, der durch einen Waldstreifen führte. Er hatte die Gruppe gerade rechtzeitig eingeholt, um einen Angriff auf einen alten römischen zweirädrigen Karren zu verhindern, in dem sich zwei Frauen und ein greiser Mann befanden.
    »Ihr Name ist Gracilia. Sie war Witwe und lebte in einer alten Villa. Mit Müh und Not und drei Sklaven hielt sie das Gehöft über Wasser.«
    »Sie muss außerordentlich schön sein…«, meinte Vortipor, was Gwendivar insgeheim bezweifelte. Sie hatte immer den Eindruck gehabt, Gwalchmai hätte deshalb so viel Erfolg bei Frauen, weil er sie alle wunderschön fand.
    »Sie…« Hilflos mit den Armen fuchtelnd, suchte Gwalchmai nach Worten. »Sie ist, was ich brauche.«
    Sie ist sein Gefäß des Lichts, dachte Gwendivar, während die Unterhaltung sich fortsetzte.
    »Ich dachte, ich hätte Britannien sicher gestaltet, weil keine Feinde von außerhalb der Landesgrenzen mehr angreifen«, erklärte Artor schließlich. »Aber du bist nicht der Einzige, der einem schlimmen Übel innerhalb der Grenzen begegnet ist. Meine Verletzungen haben mich zu lange an Camelot gefesselt. In Zukunft wird das anders werden, das schwöre ich.«
     
    Nach dem Vollmond lag Morgause drei Tage lang halb bewusstlos und bar jeder Kraft darnieder. Als Doli, der sich Sorgen machte, weil sie ihn am nächsten Morgen nicht gerufen hatte, zu ihr gegangen war, fand er den Kessel in der Truhe und seine Herrin bewusstlos daneben vor. Morgause konnte sich nicht besinnen, ihn zurückgelegt zu haben, aber eine ganze Weile erwies sich ihre gesamte Erinnerung an jene Nacht als bruchstückhaft, wie etwas aus einem Traum.
    Doch gewisse Vorfälle blieben ihr im Gedächtnis, und im Verlauf der nächsten Tage wurden sie zunehmend deutlicher.
    Die Macht des Kessels war wesentlich stärker, als sie sich vorgestellt hatte, zudem weit schwieriger zu beherrschen. Die Insel der Maiden war der einzige Ort, wo er auf dieser Welt sicher aufbewahrt werden konnte.
    Die Göttin, zu der der Kessel den Zugang darstellte, war ebenfalls gewaltiger, als sie zu glauben gewagt hatte, und die Erscheinungsformen, denen sie während der letzten zehn Jahre gehuldigt hatte, waren ebenso unzulängliche Ersatzformen des Ganzen wie jenes fahle Abbild, das anzubeten sie den Priesterinnen der Insel der Maiden übel genommen hatte.
    Ihre Mutter liebte sie, und die Feindseligkeit zwischen ihnen war ebenso sehr Morgauses Fehler wie Igraines.
    Nachdem eine Woche vergangen war und Morgause sich aufrecht halten konnte, ohne dass ihre Beine sich in Wasser verwandelten, befahl sie ihren Männern, das Lager abzubrechen, und sie setzten ihre Reise nach Norden weiter in Richtung Luguvalium fort. Sie kamen nur langsam voran, ihre Kraft kehrte allmählich zurück, und so verstrich ein Neumond, und es näherte sich bereits der nächste Vollmond, als sie in der Feste von Voreda eintrafen.
    In jener Nacht suchten sie in den seit beinahe einem Jahrhundert verwaisten Kasernen Unterschlupf. Am nächsten Morgen führte Morgause den Weg zu jenem Pfad an, der sich westwärts durch die Hügel wand.
    Einst hatte sie diesen Weg gut gekannt. Nun nahm sie die Aussicht, die sich hinter jeder Biegung der Straße offenbarte, mit neuen Augen wahr. Nie zuvor war ihr so bewusst gewesen, dass dies ein Ort jenseits der gewöhnlichen Wirklichkeit war, ein Reich von Riesen geschaffener Berge, die sich gleich Wächtern hinter den vertrauten Hügeln erhoben. Sie verbargen ein geheimes Land, das sie, die so sehr mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt gewesen war, nie wahrhaft gekannt hatte.
    Ihre körperliche Verfassung wurde täglich besser. Ihre Vergangenheit war vergessen, ihre Zukunft ungewiss. Sie begrüßte jeden Sonnenaufgang mit wachsendem Über schwang und fragte sich, was der neue Tag bringen würde, bis sie den letzten Anstieg erklommen und durch den schwarzen Saum der Kiefern ein blaues Glitzern erblickten.
    Wo der Pfad eine Kurve auf die Bäume zu beschrieb, stand ein uralter Felsblock. Als Morgause noch hier gelebt hatte, pflegten die Maiden ihn den Thron zu nennen.
    Jemand saß dort.
    Noch bevor Morgause die Gestalt deutlich zu erkennen vermochte, spürte sie, wer es sein musste. Meine Mutter
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