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Bride 03 - Die Entfuehrte Braut

Bride 03 - Die Entfuehrte Braut

Titel: Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
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Fällen hatte das Urteil nicht auf den vorliegenden Tatsachen beruht, sondern auf einer gewissen Abscheu seiner Fremdartigkeit gegenüber. Andere Gesichter waren freundlicher, vor allem die Gesichter derjenigen, die ein ruhiges Gewissen hatten, was Gavin anging.
    Gemäß der Tradition führten zwei Bürgen gleichen Ranges einen neuen Lord ein. Gavin wurde von Kyle und seinem Bruder, Lord Grahame, begleitet. Es war erstaunlich, die gleich gekleideten Zwillinge nebeneinander zu sehen. Kyle begegnete Gavins Blick und zwinkerte ihm zu. Zumindest hielt Gavin ihn für Kyle.
    Zuerst sprach Kyle, dann Dominic. Sie beschrieben den siebten Lord Seabourne auf sehr schmeichelhafte Art und Weise. Heute sollte Gavin zunächst einen Eid auf die Krone und das Land schwören, sich wieder hinsetzen und schweigen. Später, an einem anderen Tag, würde er dann zu einem wenig umstrittenen Thema seine Einführungsrede halten. Alle würden ihn für seine Rede loben, alles würde sehr geordnet zugehen.
    Doch als er aufstand, kam ihm alles so unwirklich vor. Wie konnte es sein, dass ein Kerl, der barfuß in Aberdeen aufgewachsen war, Mitglied im House of Lords wurde? Wieso hatte ein einfacher, amerikanischer Seemann in England ein neues Zuhause gefunden? Wieder schweifte sein Blick zu seiner Frau. Und wie war es möglich, dass ein Mann, der geglaubt hatte, nie mehr lieben zu können, eine Frau wie Alexandra gefunden hatte?
    Gavin wurde plötzlich klar, dass er diese Zeremonie dazu nutzen musste, um zu erklären, wer er war, bevor er den nächsten Schritt tun konnte, bevor er dieses neue, erstaunliche Leben beginnen konnte. In Zukunft würde er sich wie ein pflichtbewusster, wohlerzogener Earl benehmen, aber heute musste er sagen, was ihm auf der Seele lag.
    »Edle Lords, dies ist eine unerwartete Ehre«, sagte er mit der Stimme eines Mannes, der die offene See kannte. »Ich bin in Schottland geboren und in Amerika aufgewachsen. Mein Geist und mein Herz wurden deshalb von freiheitlichen und demokratischen Idealen geprägt. Ich war davon überzeugt, dass alle Menschen vor Gott gleich sind, und verachtete die Vorstellung einer dekadenten Aristokratie.«
    Er ließ den Blick durch den Saal schweifen. »Ich war entsetzt, als ich erfuhr, dass ich eine Grafschaft geerbt hatte. Aber sie war genauso ein Teil von mir wie ich selbst, ich konnte sie nicht einfach verleugnen. Dann richtete mich diese illustre Kammer und verurteilte mich zum Tode.«
    Einige runzelten ob dieser Geschmacklosigkeit die Stirn. Wie konnte er nur so unverblümt seine Meinung sagen! Es war ihm gleich. Er besaß nicht die Wortgewandtheit eines gelernten Redners und musste sich auf seine direkte amerikanische Art zu reden besinnen.
    »An jenem Tag lernte ich diese Kammer und die Männer, die hier sitzen, wirklich zu respektieren. Nicht wegen des Fehlurteils. Sondern weil mir bewiesen wurde, dass sich selbst ein Peer des Königreichs nicht über das britische Recht hinwegsetzen kann. Zum ersten Mal erkannte ich, dass das, was ich am meisten an Amerika liebe, tief im britischen Gewohnheitsrecht verwurzelt ist. Und ich hoffe und bete, dass diese gemeinsamen Ideale unsere beiden Nationen für immer in Freundschaft verbinden werden. »Das britische Recht und die Freiheitsliebe haben zusammen mit tiefem Mitgefühl eine Gesellschaft gegründet, die beispielhaft für die Welt ist. Es war Großbritannien, das den Kampf gegen die Sklaverei angeführt hat. Damit wurde einem der abscheulichsten Verbrechen auf Gottes Erden der Garaus gemacht.« Sein Blick ruhte wieder auf seiner Frau. Eine gewöhnlichere Frau wäre schockiert gewesen, ihn so reden zu hören. Alex aber nickte zustimmend.
    »In den letzten zehn Jahren hat die Mutter aller Parlamente viele Reformen verabschiedet, die das Los unzähliger Männer, Frauen und Kinder in diesem wunderbaren Land verbessern werden. Aber wir stehen erst am Anfang dieser Aufgabe. Ich möchte mich all diesen guten Männern anschließen und mithelfen, das Großbritannien der Zukunft mitzugestalten - ein Land, in dem Gerechtigkeit, Ehre und Mitgefühl regieren werden.«
    Die Traditionalisten unter den Lords saßen mit angewiderten Gesichtern da, aber die Reformer nickten zustimmend. Lord Markland, ein Peer, der ebenfalls gebürtiger Amerikaner war, saß auf der anderen Seite des Saals und grinste breit. Heute hatte Gavin seine Ideale verteidigt, und in Zukunft würde er mit Gleichgesinnten zusammenarbeiten, um eine bessere Welt zu schaffen. Kein schlechtes
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