Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennende Sehnsucht

Brennende Sehnsucht

Titel: Brennende Sehnsucht
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
Hitze aus meinem Blut zu ziehen, und ich opferte mich dem Dienst der Menschheit als Buße für meine Gewalttätigkeit. Nach meinem Abschluss bot man mir die Pfarrei in Thornhold an. Ich ließ Audrey von meinem neuen Leben wissen, und sie beantwortete meine kurze Nachricht mit einem Wort. ›Ja.«‹
    Phoebe schluckte. Wer war der Mann vor ihr? Sie hatte ihn für kalt gehalten, unfähig, starke Gefühle zu entwickeln. Und doch hatte auch er die ganze Zeit nur eine Rolle gespielt?
    »Papa, ich...«
    Er hob eine Hand, um ihr Einhalt zu gebieten. »Ich habe dir das erzählt, um dich zu warnen. Heißes Blut fließt durch deine Adern. Ich habe dir meinen Fluch vererbt. Ich habe es gesehen, als du fünfzehn warst, und hatte Angst um dich. Jetzt...« Er atmete aus und lächelte beinahe. »Jetzt weiß ich, dass ich mir umsonst Angst gemacht habe. Du bist stärker, als ich es war.«

    Phoebe spürte, wie ihr bei diesem Krumen des Lobes Tränen der Dankbarkeit in die Augen stiegen, aber diese Tränen würde er nicht sehen wollen. Sie zwinkerte sie fort, als er weitersprach.
    »Natürlich ist es auch möglich, dass du als Frau zu so starken Gefühlen einfach nicht in der Lage bist.«
    Phoebe stieß ein Lachen aus, aber ohne Bitterkeit. Der Vikar war... der Vikar. Das Rad des Lebens drehte sich weiter, die Welt hatte sich nicht verändert.
    Sie trat vor und legte die Hand sanft auf seinen Arm. »Danke, dass Ihr mir das erzählt habt«, sagte sie betont ruhig. »Ich werde mir Eure Worte zu Herzen nehmen.«
    Was alles war, was er wirklich von ihr hatte hören wollen. Er nickte, und diese leichte Entspannung um seinen Mund kam einem Lächeln ziemlich nah.
    »Weißt du, du kannst ein Leben in Ruhe und Zufriedenheit führen«, fügte er beiläufig hinzu. »Ich selbst bin nie mehr vom Wege abgekommen – außer dieses eine Mal in dem Gasthaus in Biddleton.«
    Das Gasthaus in Biddleton.
    Phoebe blinzelte. Der Vikar war an jenem Tag offensichtlich wütend gewesen, aber er hatte dieser Wut nur durch einen noch strengeren Tonfall und einem Griff um ihren Arm, bei dem seine Fingerknöchel weiß hervortraten, Ausdruck verliehen.
    Seine Hand, die sich um ihren Ellenbogen schloss, die Knöchel aufgeschabt und rot...
    Terrences Flucht, ohne Hut und mit wehenden Rockschößen, kein Blick zurück zum Fenster, an dem sie stand und zusah, wie er sie verließ.
    »Ich brauchte an jenem Tag fast eine Stunde, um mich wieder in den Griff zu bekommen.«
    Eine Stunde, während der sie in ihrem Zimmer gesessen
und darauf gewartet hatte, dass Terrence zu ihr zurückkehrte. »Ihr habt Terrence gesehen?«
    »Ihn gesehen? Ich habe diesem Windhund die Seele aus dem Leib geprügelt. Ich musste drohen, ihn umzubringen – und dich! -, damit er endlich verschwand.«
    Sie schaute ihn schockiert an. Er wandte den Blick von ihrem Schmerz ab, schuldvolle Selbstgerechtigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Du hattest Besseres verdient. Ich habe deiner Mutter versprochen...«
    Eisiger Zorn stieg in ihr hoch. »Ihr habt ihn davongejagt? Ich habe ihn doch geliebt!«
    Er zuckte. »Er hat dich aber verlassen, stimmt’s? Er hat danach nicht einmal ein Dutzend Briefe geschrieben. Das ist schwerlich wahre Liebe!«
    Briefe?
    Doch ihr Zorn hatte keinen Bestand gegenüber ihrem augenblicklichen Unglück. Welche Rolle spielte es jetzt noch? Sie wäre mit Terrence nicht glücklich geworden, selbst wenn er sie geheiratet hätte. Sie mochte im Moment nicht sehr glücklich sein, aber ihr derzeitiges Schicksal war einem Leben, in dem sie einem faulen Musiker die Socken hätte waschen müssen, immer noch vorzuziehen.
    Sie wandte sich vom Vikar ab und richtete ihre brennenden Augen wieder auf den Garten.
    Wie es aussah, würden die Rosen bald blühen.
     
    Das leise Klimpern eines Pferdegespanns weckte Rafe aus seiner taumelnden Benommenheit. Er schaute auf und blinzelte ins Morgenlicht. Eine Erscheinung! Ein hübscher, kleiner Einspänner mit purpurnen Seiten und einem goldverzierten »L« an der Tür, der von einem Pony mit lavendelfarbenen Schleifen in der Mähne gezogen wurde, näherte sich ihm.
    Ein kleiner, gnomenhafter Mann saß auf dem Kutschbock.
Als er auf Rafes Höhe angekommen war, lächelte er glücklich. »Da seid Ihr ja, Mylord! Ich hatte mir gedacht, dass Ihr hier entlangkommen würdet.«
    Rafe war zu erstaunt, als dass er mehr tun konnte, als mit offenem Mund dazustehen. Der Mann brachte das Pony zum Stehen und sprang vom Kutschbock. Er trug einen purpurfarbenen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher