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Brennende Sehnsucht

Brennende Sehnsucht

Titel: Brennende Sehnsucht
Autoren: Celeste Bradley
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den Schnitt mit seinem schmutzigen Hemdzipfel, wobei er gepresst fluchte. Endlich
ließ die Blutung nach, und er konnte vorsichtig seine Stiefel anziehen.
    Der Raum war bis auf seine spärliche Möblierung praktisch leer. Auf dem Tisch hatte jemand eine Zeitung liegen gelassen. Es war Zeit zu gehen. Er humpelte zur Tür.
    Etwas stach ihm ins Auge, als er am Tisch vorbeiging. Der umwerfende Brookhaven.
    Er zögerte, griff nach der Zeitung und fing an zu lesen.
    Oh nein! Oh Gott! Nein!
    Phoebe!
    Wie konnte sie ihm das antun? Wusste sie denn nicht, wie sehr er sie liebte? Wusste sie denn nicht, dass es ihn zerstören würde?
    Rafe zerknäulte die Zeitung in der Faust. Sie hatte letztendlich eine Entscheidung getroffen.
    Das Schlimme daran war, dass er Calder nicht einmal wegen seiner Braut böse sein konnte. Er hatte seinen Bruder nie so leichten Herzens gesehen wie in der Zeit, als er um Phoebe geworben hatte – und er hatte sich auch nie mehr als betrügerischer Teufel gefühlt als an jenem Morgen, als er neben Phoebe aufgewacht war. Calder war ein guter Mann, der ihm mit Sicherheit niemals etwas Vergleichbares antun würde.
    Aber nur weil Rafe sie nicht hassen konnte, weil sie einander heirateten, bedeutete das nicht, dass er sie zusammen ertragen konnte, Jahr für Jahr, wenn sie einander näherkämen, Kinder hätten, bis er selbst nur ein verblassendes Gesicht an ihrer Tafel war, der arme Onkel Rafe, der niemals heiratete.
    Nein. Er würde nach Johannesburg gehen, sein Glück mit einer Plantage versuchen.
    Meine liebe Miss Millbury...
    Wie merkwürdig. Das sah fast aus wie seine Handschrift,
da auf diesem Papierfetzen unter dem Tischbein. Oder war das Calders Zettel, den er gestohlen hatte? Er bückte sich, um ihn loszumachen.
    Meine liebe Miss Millbury, ich bedaure, dass ich das Euch gegebene Versprechen...
    Was zum Teufel... Rafe trat rasch an das schmierige Fenster, um besseres Licht zu haben. Das war nicht Calders Nachricht, auch wenn die Ähnlichkeit der Handschrift geradezu unheimlich war. Auch war es nichts, was er selbst jemals geschrieben hatte.
    Ich habe beschlossen, Euch nicht zu heiraten...
    Teile einer weiteren Zeile waren zu lesen: Ich konnte es nicht über mich bringen, es Euch persönlich zu sagen. Diese Nachricht ist alles, was Ihr je er...
    Was Ihr je erhalten werdet?
    Rafe schloss die Augen, versuchte sich an alles zu erinnern, was er in dem kurzen Streit über diesen Brief mitbekommen hatte.
    »Kann ich nicht nachmachen...«
    »Unterschreiben...«
    »Kann ich hinbekommen...«
    Eine Fälschung! Rafe schaute von dem Brieffetzen auf die Zeitung, in der Phoebes blasses Gesicht abgebildet war. »Mein Gott!«
    Seine Entführer hatten aus irgendeinem bizarren Grund versucht, Phoebe davon zu überzeugen, dass er nichts mehr von ihr wissen wollte, nachdem er...
    Bei dem Gedanken an den Schmerz, den Phoebe gespürt haben musste, krampfte sich ihm der Magen zusammen. Nach allem, was sie in ihrer Jugend bereits hatte durchstehen müssen! Kein Wunder, dass sie sich Calder zugewendet hatte.
    Die Hochzeit!

    Rafe schleppte sich zum Tisch zurück und strich besessen die Zeitung glatt. Sein Blick suchte fieberhaft nach einem Datum. Verdammt noch mal, wo war das verflixte Datum?
    Dort. Am zwölften Mai. Oh Gott, welcher Tag war heute? Der Zehnte? Der Elfte?
    Rafe stopfte beide Papierfetzen in seine Tasche, während er aus dem Schuppen rannte und sein Herz ihm nach London vorauseilte.
    Warte auf mich! Oh mein Gott! Phoebe, bitte warte!

Fünfzigstes Kapitel
    D ie Morgendämmerung am Tag ihrer Hochzeit war deprimierend schön. Sie wusste es, denn sie sah zu, wie die Sonne aufging, nachdem sie sich die ganze Nacht mit Fragen gequält hatte, auf die sie keine Antwort wusste.
    Tat sie das Richtige? Verurteilte sie sich selbst zu einem unglücklichen Leben? Wenn sie nun niemals mehr lieben konnte? Würde ihr Leben genügend andere Dinge enthalten, die es wert machten zu atmen, zu essen und morgens aufzustehen?
    Ein Leben ohne Rafe – nun, sie hatte Erinnerungen, gute Erinnerungen, die sie nicht bereuen konnte, so sehr sie es auch versuchte. Es gab Schlimmeres, als sich in den Falschen zu verlieben... auch wenn ihr gerade nichts einfiel.
    Außer vielleicht machtlos zu sein. Sie hob das Kinn und schaute in den grünen Garten von Brook House hinaus. Sie würde niemals mehr gekauft oder verkauft werden, niemals mehr geraubt oder Objekt eines Handels sein, niemals mehr beansprucht und dann fallen gelassen.
    Von diesem Tage
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