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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer
Autoren: Amon Barth
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denke ich, während ich
    mir souverän die nächste Zigarette anzünde.
    «Ey guckt euch mal diese Sterne an, boah ist
    das geil!», sagt Markus, als wir im Schnee
    liegen und in den Himmel gucken.
    - 35 -

    Die Nacht ist kristallklar, und man kann jeden
    einzelnen Stern erkennen. Gerne würde ich
    weiter über die Sterne, das All und das
    Universum philosophieren, aber mit den Leuten
    hier geht das nicht. Die würden mich nur doof
    angucken. «Laber nicht so’n Scheiß, Amon.»
    Das kenn ich schon. Wir machen Schneeengel
    und rauchen noch ein paar Zigaretten, bis wir
    anfangen zu streiten, wer wem wie viele
    Zigaretten schuldet. Die gute Stimmung ist
    dahin, und wir gehen langsam wieder rein. In
    der Hütte haben sich unsere Lehrer und die
    anderen beiden Begleiter bereits ordentlich
    einen angetrunken und spielen Karten. Unser
    Sportlehrer wirft uns einen vielsagenden Blick
    zu, als wüsste er genau, was wir draußen
    gemacht haben. Trotzdem sagt er nichts.
    Ich schlafe mit Markus, Florian und Jan in
    einem Zimmer. Nach dem letzten Kontrollgang
    der Lehrer mixe ich uns einen riesigen Drink.
    Doch weil alle anderen Schiss haben oder weil
    das Ding einfach zu abstoßend riecht, probiere
    nur ich davon. Es wäre mir vor mir selbst zu
    peinlich gewesen, zuerst mit viel Aufwand
    Alkohol hierher zu schmuggeln und ihn dann
    nicht zu trinken. Das Zeug schmeckt
    scheußlich, knallt aber ziemlich.
    Markus liest uns aus Jim Caroll – In den
    Straßen von New York vor. Ein krasses
    Gegenprogramm zu unserer Skihüttenidylle. In
    dem Buch geht es um heroinsüchtige
    - 36 -

    Jugendliche, die immer mehr die Kontrolle
    verlieren. Markus ist gerade an der Stelle, an
    der Jim Caroll einem Homosexuellen auf einer
    Bahnhofstoilette für Geld einen bläst. Diese
    Geschichten aus der New Yorker Unterwelt mit
    ihren Gangs, Schlägereien und verbotenen
    Exzessen faszinieren uns so sehr, dass wir
    während der ganzen Klassenfahrt immer wieder
    darüber reden.
    «Wusstet ihr eigentlich, dass Luisa in der
    fünften Klasse in mich verliebt war und mich
    gefragt hat, ob ich mit ihr gehen will?», frage
    ich in den dunklen Raum hinein, als Markus
    aufgehört hat zu lesen.
    «Ja, genau, wahrscheinlich ist Pamela
    Anderson danach auch noch aufgekreuzt, um
    dir die Latte zu halten», höhnt Florian.
    «Du bist so ein Honk, Monsen, wieso musst
    du immer irgendeine Scheiße erfinden, um
    damit anzugeben?», mischt sich nun auch
    Markus ein.
    Jan antwortet für mich: «Weil er ein Spasti
    ist.»
    Dann reden die drei kichernd über
    verschiedene Schinkensorten, vor allem
    Parmaschinken. Schinkensorten! Was für ein
    bescheuertes Thema. Ich fühle mich unwohl
    und schweige beleidigt. Es ist ja nicht so, dass
    die drei nur mit mir derart verletzend umgehen.
    Die reden immer furchtbar roh miteinander, für
    sie ist das offenbar normal. Ich komme damit
    - 37 -

    jedenfalls nicht wirklich klar. Wahrscheinlich hat
    jeder von uns ein sensibles und verletzliches
    Ego, und gerade deshalb geht es so rau und
    hart bei uns zu.
    Beim Liftfahren bin ich heute gestürzt und
    habe mich dabei ein wenig am Bügel verhakt.
    Ich lag im Schnee und schrie hysterisch: «Hilfe!
    Hilfe! He! Ich meine es ernst. Kann mich mal
    jemand befreien!»
    Im Nachhinein sind mir solche uncoolen
    Sprüche ziemlich peinlich. Irgendwie fühle ich
    mich den anderen unterlegen und versuche das
    durch starkes, lautes Auftreten wettzumachen:
    Einmal habe ich eines der Mädchen bei einer
    Schneeballschlacht so heftig eingeseift, dass es
    sich verschluckte und keine Luft mehr bekam.
    Hinterher tat mir das Leid. Trotzdem schreie ich
    während dieser zwei Wochen oft herum und
    gehe den anderen mit meiner penetranten Art
    auf die Nerven. Ein paar Mädchen prägen den
    Ausdruck: «Das Gegenteil von Harmonie ist
    Amonie.» Sie ritzen diesen Spruch sogar in ihr
    Holzbett.
    Am nächsten Abend sitze ich melancholisch
    vor dem Haus auf der Bank und stochere mit
    einem langen Eiszapfen, den ich vom Dach
    abgebrochen habe, im Schnee herum. Katrin,
    ein recht unauffälliges Mädchen, kommt aus der
    Tür.
    - 38 -

    «Was ist denn mit dir los, bist du mucksch?»,
    fragt sie, und wir fangen an, miteinander zu
    reden.
    Irgendwann traue ich mich, ihr zu erzählen,
    dass ich unsterblich in Nicole verknallt bin. Sie
    hört mir zu und macht mir Mut, es Nicole zu
    sagen.
    Schnell spricht es sich bei den Mädchen
    herum, dass ich Katrin den Namen derjenigen
    genannt habe, in die ich verliebt bin. Ständig
    fragen
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