Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer
Autoren: Amon Barth
Vom Netzwerk:
ungeheuerlichen und extremen Dingen gibt.
    - 42 -

    Sex, Drogen und Verbrechen, darum geht es
    doch immer und überall. Schon oft habe ich
    gesehen, wie sich Junkies einen Schuss setzen,
    direkt vor meiner Nase. Auf dem Kiez bekommt
    man jede Art von Sex, ob nun Orgien, SM oder
    normal. Und man findet mit Sicherheit auch
    jede Droge, die es zu kaufen gibt, genauso wie
    jemanden, der sie gerade intus hat. Gras
    bekommt man sowieso an jeder Ecke. Auch
    wenn diese Welt einen abstößt, übt sie doch
    eine enorme Faszination auf mich und die
    anderen Jungs aus. Wie gut für uns, dass jetzt
    einer unter uns ist, der bereits Erfahrung damit
    hat.
    - 43 -

    «Ich habe mich aus der Welt gelacht«
    – Der erste Joint
    Lachanfälle und Nikotinflashs
    «Ey, du Schlampe, wir wissen, wo du wohnst!»,
    sagt Dirk zu Frau Schmidt.
    «Ja, guck mal aus dem Fenster, kannst du
    uns sehen? Wir wissen alles über dich», raune
    ich in den zweiten Hörer.
    Bei mir zu Hause haben wir kein ISDN, also
    machen wir von hier aus unsere
    Telefonstreiche, weil der Angerufene die
    Nummer nicht sehen kann.
    Wir haben wie immer das Telefonbuch
    genommen und eine x-beliebige Nummer
    gewählt. Wenn wir Glück haben, geraten wir an
    jemanden wie Frau Schmidt, die sich so richtig
    gut verarschen lässt. Sie ist wohl eine ziemlich
    einfache Frau und ein gefundenes Fressen für
    uns. Wir setzen ihr jetzt schon seit Tagen
    ziemlich heftig zu, und sie bekommt ganz
    offensichtlich immer größere Angst vor uns,
    während wir uns totlachen und das Gefühl der
    Macht genießen. Interessant finde ich, dass sie
    nie auflegt, sondern jedes Mal in der Leitung
    bleibt und sogar mit uns redet.
    Gestern tat sie mir so Leid, dass ich sie
    angerufen und ihr erklärt habe, was es mit den
    Terroranrufen auf sich hat. Allerdings konnte
    - 44 -

    oder wollte sie es einfach nicht verstehen. Und
    dann war es mir auch egal. Heute treiben wir es
    ziemlich bunt mit ihr und setzen ihr lange zu,
    länger als sonst. Irgendwann verlieren wir
    schließlich das Interesse, legen einfach auf. Soll
    sie doch denken, was sie will.
    Kurz darauf ruft Markus an und erzählt, dass
    sich die Mädchen bei Petra zum Salatessen und
    Videogucken treffen.
    «Lass mal da hingehen und ein bisschen
    Scheiße bauen», schlägt Dirk vor.
    Wir wissen, dass es nicht okay ist, was wir
    tun, aber wir wissen auch, dass die größten
    Gags im Fernsehen immer die sind, in denen
    irgendwer verarscht wird. Das ist eben so.
    Wenn andere sich unseretwegen ärgern, macht
    uns das glücklich. Nicht, weil wir das Glück von
    anderen prinzipiell verhindern wollen, darum
    geht es gar nicht. Es ist vielmehr dieses
    unbeschreibliche Gefühl, aus irgendeinem
    Grund laut lachen zu müssen. Lachen ist im
    Moment unsere größte Droge. Um an sie
    heranzukommen, bauen wir eben Scheiße. Je
    größer die Scheiße ist, die wir bauen, umso
    mehr müssen wir uns vor Lachen bepissen.
    Keine halbe Stunde später stehen wir vor
    Petras Haus und läuten, doch die Mädchen
    machen uns nicht auf. Wir werden sauer und
    fangen an, Sturm zu klingeln. Wieso lassen sie
    uns denn auch nicht rein? Selbst schuld.
    - 45 -

    Plötzlich reißt jemand die Tür auf, und wir
    weichen erschrocken zurück. Petras Vater steht
    im Türrahmen und will uns zur Rede stellen. Die
    Mädchen haben ihn geholt, damit er uns
    wegschickt. Wir sind zu fünft. Petras Vater
    kennt eigentlich nur mich.
    Er läuft rot an und sagt: «Amon, das muss
    aufhören, das muss endlich aufhören. Das kann
    so nicht weitergehen, das muss aufhören.»
    Er wiederholt den Satz immer und immer
    wieder, wie eine Platte, die einen Sprung hat.
    Sein peinlicher Auftritt erinnert mich spontan an
    eine Szene aus Akte X , in der ein Mann von
    Außerirdischen verfolgt und mehrfach entführt
    wird. Der Mann sagt auch ständig: «Das muss
    aufhören, das muss endlich aufhören.»
    Ich finde Akte X echt cool. Überhaupt finde
    ich Mams rationale Sicht der Welt langweilig
    und stehe voll auf diese ganzen Geschichten
    über Außerirdische, Geheimbünde und so
    weiter. Eines meiner Hobbys ist, stundenlang
    im Netz zu surfen und mir alles über
    Verschwörungstheorien durchzulesen.
    Petras Vater sieht gerade auch so aus, als
    würde er von einem anderen Planeten kommen,
    mindestens.
    Laut grölend dampfen wir schließlich ab und
    beschließen, bei mir die Nacht durchzumachen
    – Mam ist mal wieder in Wilster. Als wir an der
    Außenalster sind, müssen wir uns vor lauter
    Lachen erst mal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher