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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer
Autoren: Amon Barth
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ehrlich gesagt ja auch ziemlich
    abstoßend ist. Dass wir gleich als Erstes
    ausgerechnet an einen Fäkalfetischisten
    geraten, konnte nun wirklich keiner ahnen.
    Wir albern noch ein bisschen rum, dann
    machen sich die andern auf den Heimweg.
    Nachdem die Jungs gegangen sind, finde ich
    das Telefon unterm Tisch – auf irgendeine
    0190-Nummer geschaltet. Diese Idioten!
    Meine Mutter ist übers Wochenende mal wieder
    in unser Landhaus nach Wilster gefahren. Ich
    sollte zwar mitkommen, aber ich kann mir
    wirklich Besseres vorstellen, als zwei Tage
    hintereinander in irgendwelchen Beeten
    rumzuwühlen und den Garten frühjahrsfit zu
    machen. Gott sei Dank vertraut mir meine
    Mam, sodass sie mich auch mal ein
    Wochenende alleine lässt. Ich habe ihr hoch
    - 32 -

    und heilig versprochen, nichts anzustellen und
    mich um die Hausaufgaben zu kümmern.
    Es ist beschlossene Sache, dass wir, Jan,
    Markus, Dirk, Florian und ich, heute Abend
    saufen gehen. Danach wollen noch einen Film
    bei mir gucken. Jan hat von einem Freund From
    Dusk till Dawn und Pulp Fiction auf Video besorgt. Zuerst gehen wir in eine Billardbar, in
    der wir immer Bier trinken, obwohl wir erst
    fünfzehn sind. Man muss einfach nur die
    richtigen Läden kennen und sich ein bisschen
    umhören, dann weiß man schnell, wo die Leute
    ein Auge zudrücken. Vielleicht ist es ihnen aber
    auch egal, Hauptsache, sie machen ihr Geschäft
    mit uns. Was uns angeht, kommt der Wirt
    diesen Abend garantiert auf seine Kosten, ein
    Bier folgt dem nächsten.
    Wir sind alle ziemlich betrunken, als wir
    schließlich aufbrechen, um zu mir nach Hause
    zu gehen. Laut grölend stimmen wir ein
    Sauflied von den Toten Hosen an: «Eisgekühlter
    Bommerlunder, Bommerlunder eisgekühlt…»
    Gleich in der nächsten Straße brechen wir die
    Mercedes-Sterne von zwei Autos ab und
    montieren sechs Baulampen von einer Baustelle
    ab, um sie wenige Meter weiter in die Alster zu
    werfen. Dirk kriegt sich gar nicht mehr ein, als
    er bemerkt, dass die Dinger auch unter Wasser
    noch weiterleuchten. Kurz danach klauen wir
    aus einem Vorgarten ein Fahrrad, das einer von
    uns später von einer Brücke in die Alster fallen
    - 33 -

    lässt. Bei einer anderen Baustelle stellen wir
    den Zaun diagonal auf die Straße, lassen aber,
    weil wir keinen Autounfall verursachen wollen,
    die Baulampen diesmal dran. Am Ende unserer
    Tour zünden wir die Telefonbücher einer
    Telefonzelle an.
    Schuldbewusstsein haben wir keines, einer
    steckt den anderen mit immer neuen Ideen an,
    wir schaukeln uns gegenseitig hoch, feuern uns
    an. Hauptsache, man gehört dazu.
    Auch bei mir zu Hause ist die Party noch
    lange nicht vorbei. Wir schieben mein rotes
    Sofa in unser Fernsehzimmer, rauchen bis fünf
    Uhr morgens Zigaretten, trinken die
    Weinflaschen meiner Mutter leer, reden über
    Musik und Filme und gucken dabei From Dusk
    till Dawn und Pulp Fiction . Lange diskutieren wir darüber, welches die beste Filmszene des
    Abends ist. Es gewinnt Pulp Fiction , und zwar
    mit der Szene, als Vincent Vega mit der halb
    toten Mia Wallace im Auto die Gartenzwerge
    seines Drogendealers umfährt und er sie nach
    einer Überdosis nur durch eine Spritze direkt
    ins Herz zurück ins Leben holen kann.
    Krass.

Pisten und Parmaschinken
    Wir treffen uns mit der ganzen Klasse am
    Bahnhof Altona, von wo aus es mit dem Zug
    - 34 -

    nach Österreich gehen soll: zwei Wochen
    Skifreizeit!
    Markus, Jan, Florian und ich sind gut
    vorbereitet. Wir haben jede Menge Alkohol
    organisiert, der gut verpackt in Markus’
    Seesack steckt. Wir spielen Karten und trinken
    heimlich schon ein bisschen, während die
    Mädchen ein Abteil neben uns laut gackern.
    Bald sind wir in Tauern. Die Hütte selbst kann
    man nur zu Fuß erreichen, und so haben wir
    einen mühsamen zweistündigen Aufstieg vor
    uns. Ich nehme mir vor, nicht als einer der
    Letzten oben anzukommen, weil ich mir keine
    dummen Sprüche von den Jungs anhören will.
    Also lege ich mich, genau wie Markus, richtig
    ins Zeug.
    Endlich, die Hütte. Wir verteilen uns auf die
    Zimmer, packen aus und haben bis zum
    Abendbrot noch ein bisschen Freizeit. Nach
    einem Teller alles andere als gut schmeckender
    Spaghetti Bolognese gehen wir in einer großen
    Gruppe im Schnee spazieren und rauchen
    heimlich mit einer der Oberstufenschülerinnen,
    die als Begleiterin mitgefahren ist. Für einige
    Mädchen ist es die erste Zigarette, sie fangen
    laut an zu husten und lachen sich halb tot.
    Ganz schön peinlich,
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