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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer
Autoren: Amon Barth
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sie mich, um wen es sich handelt. Hätte
    ich doch nur nichts gesagt.
    Als ich mit Katrin im Mädchenzimmer Karten
    spiele, kommen Nicole und Diana rein und
    versichern, dass sie mir bei meinem Problem
    helfen wollen, wenn ich ihnen bloß endlich den
    Namen nenne. Ich leide Höllenqualen, denn
    genau das Mädchen, das ich liebe, bietet mir
    seine Hilfe an, um mich zu verkuppeln. Sie ist
    einfach so unglaublich süß. Irgendwann haben
    sie mich so weit, und ich zeige auf Nicole: Sie
    ist es! Ich werde knallrot, während sich die
    Mädchen triumphierend angrinsen. Keine sagt
    etwas. Nicole weicht meinem Blick aus.
    Welch erbärmliches Gefühl, mein Innenleben
    einer Horde Mädchen anvertraut zu haben, weil
    ich zu schwach war, ihrer Neugier
    standzuhalten. Wie kann man bloß so
    bescheuert sein und alles verraten! Ich will nur
    noch eins: so schnell wie möglich
    verschwinden. Ohne ein weiteres Wort zu
    - 39 -

    sagen, drehe ich mich um und gehe aus dem
    Zimmer. Das war’s dann wohl mit Nicole. So
    einen peinlichen Typen wie mich kann man
    nicht gut finden.
    Einen Nachmittag später landen Katrin und ich
    nach einer gemeinsamen Schlittenfahrt in
    einem kleinen Tal unterhalb der Skihütte. Wir
    müssen eine halbe Stunde durch den
    Tiefschnee stapfen, bis wir wieder oben sind.
    Wir reden viel. Katrin ist eigentlich ziemlich
    nett. Ich habe das Gefühl, dass ich ihr
    vertrauen kann. Die anderen Mädchen tuscheln
    jetzt immer, wenn sie mich sehen, und Nicole
    weicht mir aus. Wir verlieren kein Wort mehr
    über mein Geständnis. Ich nicht, weil es mir zu
    peinlich ist und ich die ganze Sache am liebsten
    schnell wieder vergessen will. Und Nicole nicht,
    weil sie mich offensichtlich nicht gut findet.
    Katrin tröstet mich ein wenig und lenkt mich
    ab. Ich schaue sie von der Seite an. Ist mir
    bisher gar nicht aufgefallen, dass sie auch ganz
    süß aussieht. Ich weiß nicht, ob es damit zu tun
    hat, dass ich bei Nicole nie eine Chance haben
    werde, oder ob ich es mir einbilde, weil sie so
    nett zu mir ist. Aber ich fange an, mich ein
    bisschen in Katrin zu verlieben. «Es gibt da
    inzwischen noch eine, die ich mag», gestehe ich
    ihr, kurz bevor wir die Hütte erreichen. Als sie
    fragt, wer die andere ist, offenbare ich es ihr:
    «Du.»
    - 40 -

    Sie reagiert erst so, als würde ich einen Witz
    machen. Dann nennt sie mich einen Spinner.
    «Okay, Katrin, du weißt ja, dass ich in dich
    verliebt bin. Also frage ich dich jetzt, ob du mit
    mir gehen willst», nehme ich schließlich all
    meinen Mut zusammen.
    Katrin wird rot und grinst leicht verlegen:
    «Nein, ich denke eher nicht.» Und geht in die
    Hütte, die wir in diesem Moment erreicht
    haben. Ich könnte vor Scham im Erdboden
    versinken. Amon, du Idiot!
    Am Abend, es ist der letzte Tag, findet unsere
    große Abschiedsparty statt. Wir sollen in
    Gruppen selbst geschriebene Lieder vorbereiten
    und zum Abschluss vorsingen. Ich schlage vor,
    einen Rap zu machen, statt ein schnulziges
    Abschiedslied zu schreiben.
    Überraschenderweise finden die Jungs die Idee
    gut, und in Zweiergruppen gehen wir raus in
    den Nebel, um zu dichten. Zur Krönung des
    Abends singen und rappen wir in vier Gruppen
    unsere Texte vor.

    «Geil, geile Hütte,
    diese Hütte ist so, so geil!
    Die Berge des Gebiets sind korrekt,
    das ist fett,
    und jetzt singen wir alle das Motto der Hütte.
    Positiv, positiv
    - 41 -

    und niemals negativ, negativ,
    denn dieses Wort, das kenn’ wir nicht,
    kenn’ wir nicht.
    Der Komfort war nicht perfekt,
    aber das war echt korrekt,
    denn alle waren fit
    und halfen mit.
    Positiv, positiv
    und niemals negativ, negativ,
    denn dieses Wort, das kenn’ wir nicht,
    kenn’ wir nicht.»
    Auf der Rückfahrt bekomme ich mit, dass
    Florian und Markus sich über «Kopfschüsse»
    unterhalten und wie geil das Gefühl danach ist.
    Elektrisiert frage ich nach. Florian erzählt,
    dass er gerade eben mit ein paar Salzburgern
    auf irgendeinem Hinterhof Gras geraucht hat,
    und erklärt mir, was ein Kopfschuss ist: Man
    nimmt einen Joint falsch rum in den Mund,
    zieht kräftig und pustet dann dem anderen
    durch den Joint den Rauch in den Mund. Dass
    Florian schon mal gekifft hat, ist mir neu.
    Neugierig frage ich ihn aus. Wo er das Zeug
    herhat, wie man sich dabei fühlt, ob er uns
    auch mal was besorgen kann. Ich habe schon
    viel darüber gehört, und er scheint einige
    Kontakte zu haben.
    Hier in Hamburg, in dieser wilden, großen
    Hafenstadt, bekommt man schnell mit, was es
    an
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