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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto
Autoren: Patrick McCabe
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worden ist. Jedenfalls der erste in Tyreelin.

Dreizehntes Kapitel
    Ein Mädchen, das sich geliebt weiß!
     
     
     
    Ich kann gar nicht genug betonen, wie geschmeichelt ich mich von den Huldigungen eines gewissen Herrn fühlte, und wäre man nicht von jüngsten Todesfällen zutiefst betroffen gewesen, hätten diese Huldigungen womöglich zur Zurücknahme einer Entscheidung führen können, die bereits angedeutet wurde – der Entscheidung, die Stadt Tyreelin zu verlassen!
    Einmal wurde mir in meinem kleinen Cottage ein anonymer mit Puder bestäubter Brief zugestellt, der, in eleganter Handschrift, die folgende Botschaft enthielt: »Ich liebe Dich – Du kennst mich.«
    Natürlich kannte ich ihn – als hätte Jojo Finn es je geschafft, anonym zu bleiben, und wenn sein Leben auf dem Spiel gestanden hätte! Der große Trottel, der in seiner Bomberjacke herumlatschte und aus dem Dunkel hereinlugte – völlig in mich vernarrt, fürchte ich. Ich kann nur eins sagen – Gott sei Dank hat Eamon seine Briefe nicht in die Finger bekommen! Da hätte ich aber Mordszunder gekriegt!
    Was nicht heißen soll, daß mir die nervösen Gefühle meines sehnsuchtsvollen Freiers nicht geschmeichelt hätten. Und ob sie das taten! Zumal sie an jenem schicksalhaften Abend in Cavan der Grund für seine Anwesenheit im Tanzsaal des Sportzentrums waren! Als Muschis Schminke verschmierte!
    Was war geschehen? Wir hatten spontan beschlossen, nach Cavan zu fahren, um uns die Plattermen anzuhören – Irwin war ganz versessen auf die. »Wartet nur, bis ihr denen ihre Fassung von With a little help from my friends hört – da ist Joe Cocker nichts dagegen!« sagte er, als sein zerbeulter Anglia Cavan erreichte.
    Später torkelte er die Straße entlang und brüllte die Mülltonnen an: »Entweder ist der Freistaat für uns oder gegen uns! Wer anders denkt, soll sich gefälligst verpissen!« Charlie stellte sich auf die Treppen des Gerichtsgebäudes, wedelte mit ihrem Batikhalstuch und erklärten den verblüfften Bürgern: »Ich will 2000 tote Vögel malen, gekreuzigt vor dem Hintergrund der Nacht.« Dann steckte sie ihr Buch The Mersey Sound wieder in die Manteltasche, und wir gingen ins Café, wo wir meinem süßen Schatz Jojo Finn begegneten! Der sich, inzwischen in Seidenschal und karierter Jacke, heimlichtuerisch in einem Winkel versteckte und seine Glimmstengel paffte.
    Während ich meinen Kaffee schlürfte, schoß Jojo mir die ganze Zeit verstohlene Blicke zu. Hör doch auf, Jojo! Du machst mich ja ganz verlegen! Aber – ehrlich gesagt, hat mich das etwa daran gehindert, mich neu einzupuppen? Ganz sicher nicht! Ich konnte nur noch eines denken: »Der hat sich heut abend aber mächtig feingemacht – etwa mir zuliebe? Wie er mich wohl findet, in meinem hautengen Rippenpulli und meiner zweifarbigen Hose mit Schlag!« Ganz zu schweigen von meinen sagenhaften kupfernen Kreolen! Die ganz Cavan zum Stillstand brachten mit Rufen wie: »Der trägt ja Frauenohrringe!« Worauf ich erwiderte: »Wie recht du hast, Süßer!«
    Jetzt sprang Charlie – die ganz undiskret an einer Flasche Wodka nippte – auf den Tisch und sang aus voller Kehle Songs von Yes. »If the summer change to winter, yours is no disgrace! Yours is no disgrace!« jaulte sie in ihr Flaschenmikrofon, wackelte mit dem Hintern und schlug ihren Bärenfellmantel zurück, so daß man ihre Jeans mit den lächelnden Gesichtern und den Filzstiftkritzeleien sehen konnte: Black Sabbath, Frieden und Liebe – Clapton ist Gott.
    Irwin aß mit verträumten Augen eine Handvoll Pommes und machte das Friedenszeichen. »Wartet nur, bis ihr ihn Baßgitarre spielen hörte. Verflucht, Rob Strong ist ein Genie, Mann – wenn ich’s dir doch sage!« Die Plattermen antworteten ihm über die ganze Stadt hinweg mit einer afrokubanischen Wahnsinnsnummer. Als Irwin zu Charlie auf den Tisch kletterte und beide das Flaschenmikrofon ergriffen, um Santanas »Oye Como Va!« zu singen – sie schafften ganze zehn Sekunden, ehe kreischend der italienische Besitzer angerannt kam –, da trafen sich endlich unsere Blicke, Jojos und meine, und – wusch, machte sein Gesicht!
     
     
    Um ehrlich zu sein, ich habe keinen blassen Schimmer, wie die Schlägerei im Tanzsaal anfing! Ich meine mich zu entsinnen können, daß mich jemand am Ärmel zupfte und nach meinem Geschlecht fragte. Danach erinnere ich mich nur noch an »Kreisch!« und daß die Frauen völlig aus dem Häuschen gerieten, als die Rocker mich zu treten
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