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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto
Autoren: Patrick McCabe
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Tages und hob seine buschigen Augenbrauen. »Wirklich!« Und da hatte ich nur noch den einen Wunsch, fragt mich nicht, wieso – daß er den Arm um mich legt und sagt: »Muschi ist mein! Sie ist mein, und sie gehört hierher! Zu mir!« Eine seiner Lieblingsstellen, die ich ihm immer wieder raussuchen mußte, war die über Schnurres, obwohl er wußte, daß er mich eigentlich hätte überzeugen müssen, sie nicht so zu nennen (für ihn war sie schließlich meine Mutter). Ich hätte auch gar nichts dagegen gehabt. Ihm zuliebe hätte ich der alten Schrulle jeden Namen verpaßt.

 
     
     
    Leben und Wirken
     
    des Patrick Braden

Erstes Kapitel
    Fröhliche Weihnachten, Mrs. Schnurres!
     
     
     
    Es war ein strahlend schöner Weihnachtsmorgen. In dem kleinen Dorf südlich der irisch-irischen Grenze herrschte eine Atmosphäre gespannter, aber vergnügter Erwartung. Als spürten sie die Feiertagsstimmung und die erlaubte Völlerei, die Teil der beliebten Festlichkeiten war, begannen die kleinen Vögel ihre strategische Invasion und bearbeiteten mit eifrigen Schnäbeln, scharf wie Pfeilspitzen, die bereiften goldenen Stannioldeckel der in aller Herrgottsfrühe hingestellten Milchflaschen. Mehrere Kinder sind um diese Morgenstunde schon am Spielen – führen stolz ihre Korkenpistolen vor und lassen ihre Krankenschwesterntrachten flattern, die kleinen Racker! An einigen Stellen ist der Schnee bereits geschmolzen, doch noch immer ist es eine Szene, die jeder Weihnachtskarte gut anstünde. Sachte schließt sich eine Tür, und entschlossen strebt, das Meßbuch fest unter den Arm geklemmt und die Strickmütze über die Ohren gezogen, die erste Kirchgängerin die Straßen entlang. Durch ein Wolkenloch dringt das Geläut einer Kirchenglocke. Der innig geliebte Pfarrer der Gemeinde, Vater Bernard McIvor, ist bestimmt schon in der Sakristei beschäftigt. Angetan mit dem gestärkten Ornat, der, wie schlecht unterrichtete Psychiater später behaupten werden, mit daran schuld ist, daß sich sein Sohn zur luftigen, duftigen Kleidung des anderen Geschlechts hingezogen fühlt.
    In vieler Hinsicht hatte Weihnachten für ihn jeden Sinn verloren. Er erinnerte sich, wie er früher, als junger Kurat, die Gemeinde in Bann geschlagen hatte mit Geschichten von längst vergangenen Julfesten und der besonderen Bedeutung, die die Festtage für die Christen in aller Welt hätten. Wie den Weihnachtspudding mit einem Stechpalmenzweig, so krönte er seine Predigt mit der wahrhaft eindrucksvollen Wiedergabe von The Holy City oder O Holy Night, für die er in der ganzen Grafschaft berühmt war. Oder früher mal gewesen war. Leider waren diese Zeiten längst vorbei. Wenn er gefragt wurde, weshalb er in der Kirche am Weihnachtsmorgen nicht mehr sang, schien sein Blick sich zu umfloren, und er betrachtete den Fragesteller mit einem Ausdruck der Verwunderung, geradeso, als kenne auch er nicht den Grund. Was natürlich nicht stimmte, denn wie viele seiner Gemeindemitglieder wußten, auch wenn sie es in der Öffentlichkeit nur selten aussprachen, hatte das, was man Vater Bernards Veränderung nennen könnte, seine Ursache in einem einzigen Vormittag des Jahres 1955 und sonst nichts – jenem Vormittag, an dem er seinen erregbaren Piephahn in die Scheide einer Frau einführte, die so schön war, daß sie aussah wie der bekannte Filmstar Mitzi Gaynor. Und dann sorgte er, um einen fürchterlichen Skandal zu vermeiden, dafür, daß sie nach London ging. »Meine Güte! Was ist nur mit Vater Bernard los«, fragten sich seine Gemeindemitglieder und fügten hinzu: »Er ist ja gar nicht wiederzuerkennen.«
    Natürlich wäre es schön gewesen, wenn er irgendwann in den folgenden Jahren – besonders zu Weihnachten – mit einem kleinen Geschenk für seinen Sohn im Haus der Bradens angerückt wäre. Was er natürlich nicht tat, und deshalb bestanden die weihnachtlichen Festivitäten in diesem Haushalt aus einem Teller Rosenkohl, einem Winzling von Puter und Gott weiß wie vielen entmenschten Bälgern, die wie die wilden Tiere knurrend darüber herfielen. Und natürlich aus »Mami«, die in der Ecke saß, Players paffte und schrie: »Hört auf, euch zu zanken, verdammt noch mal!« und »Hört endlich auf, an dem Puter seinen Arsch rumzuzerren!« Derweil fuhr Santa mit bimmelnden Schlittenglocken zum Nordpol zurück. Was? Im Fernsehen? Ihr habt sie wohl nicht mehr alle! Schnurres Braden konnte sich doch keinen Fernseher leisten! Schließlich mußte sie Kippen und
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