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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto
Autoren: Patrick McCabe
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gefunden haben? Eine Hälfte in der Gemeinde Tyreelin, die andere in Clonboyne!« Das sollte natürlich der Witz des Jahrhunderts sein. An einem anderen Abend wollte ich gerade zur Toilette gehen, als einer von ihnen mich am Arm packte und frage: »Woher weiß man, daß Eamon Faircroft Schuppen hatte?« Ich zuckte mit den Achseln – nicht, daß es einen Unterschied gemacht hätte, denn die hysterische Antwort bekam ich so oder so: »Weil sie seinen Kopf und seine Schultern im Fluß gefunden haben.« Head and Shoulders, so hieß ein Haarwaschmittel!
    Ihr müßt schon entschuldigen, ihr Süßen, daß ich mir vor Lachen in die Hosen mache!
    Kurz darauf erhielt ich Besuch von der IRA, und da man mich wieder in flagranti ertappte, wie ich mich vor dem Spiegel aufhübschte, dachte ich: »Jetzt bin ich dran!« Ich meine – versucht ihr mal, euch mit Männern in kugelsicheren Westen und Skimützen mit Sehschlitz zu unterhalten, wenn ihr nur ein Haarnetz und ein himmelblaues Negligé anhabt! Als sie reinkamen, drückte ich mich an die Wand und schrie: »Also gut – macht schon! Bringt mich um! Aber bitte – bitte, macht schnell!«
    »Ach, halt’s Maul, Muschi!« sagte einer von ihnen, und ich erkannte sofort McGarvey aus Tyreelin Cross. Ich versuchte, es ihm heimzuzahlen – immer wenn er mich die Straße entlangkommen sah, pfiff er hinter mir her –, indem ich ihm alle möglichen Lügen auftischte, als er begann, mir Fragen zu stellen. Als ich fertig war, hatte der arme, alte Schnulli für die Mafia, die CIA und Interpol gearbeitet – und zwar gleichzeitig. »Du brauchst deine Märchengeschichten nicht an uns auszuprobieren, Muschi!« sagte einer von ihnen, und alle lachten. Beinahe hätte ich mitgelacht, ehrlich gesagt, so lächerlich war die Situation – wie ich dastanden meinem Doris-Day-Aufzug und mir etwas über den armen, alten Schnulli und internationale Spionage zurechtphantasierte. Ich versuchte ihnen immer wieder klarzumachen, daß sie ihre Zeit verschwendeten; sie fanden nichts, und am Ende haben sie nur gesagt: »Ach, scheiß der Hund drauf!« und sind abgezischt. Beim Rausgehen mußten sie mir natürlich unbedingt in den Hintern kneifen und – dreimal dürft ihr raten! – einen mitreißenden Refrain singen: »See you later, honky tonk!« Das war gerade der neueste Hit in der Stadt – dank Dick Emery und seiner blöden TV-Show!
    Wenn sich die Lage auch nur ein Fitzelchen verbessert hätte, hätte ich mir vielleicht überlegt, noch eine Weile in Tyreelin zu bleiben, aber wenn ihr die ersten sechs Monate des Jahres 1972 unter die Lupe nehmt, müßtet ihr euch fragen: »Welcher normale Mensch würde aus freien Stücken auch nur fünf Minuten länger in diesem Scheißkaff bleiben?«
    Besonders, wenn er gerade einen Geliebten verloren hätte und höchstwahrscheinlich bald von Haus und Hof vertrieben würde. Ich glaube, was allem die Krone aufgesetzt hat, war, daß jemand beschloß, den jungen Laurence Feely umzulegen. Danach habe ich mich verkrümelt – und wie! –, und keine zehn Pferde hätten mich zurückgebracht.

Zwölftes Kapitel
    Celebrity Squares
     
     
     
    Laurence war mongoloid und konnte die Wörter nicht richtig aussprechen – deswegen nannte ich ihn Laurence Lebrity. Er konnte sich noch so anstrengen, den Titel seiner Lieblingssendung Celebrity Squares kriegte er einfach nicht richtig hin. Jeden Tag fragte ich ihn: »Heute abend guckst du dir sie bestimmt an, Laurence, was?« Dann klatschte er in die Hände und machte lauter Luftsprünge. Gott allein weiß, was er von den beiden völligen unbekannten Männern hielt, die in seinem Wohnzimmer standen, als er Bob Monkhouse zusah, wie der von seinen Negern ablas. Nichts, nehme ich an. Schließlich war er vollauf damit beschäftigt, in die Hände zu klatschen und zu rufen: »Lebrity Kwares! Lebrity Kwares!«
    Als sie anfingen, ihm Fragen zu stellen, dachte er wahrscheinlich, das sei eine Art Privatshow: seine eigenen Celebrity Squares. Wahrscheinlich raste er, als sie sich zu ihm beugten und ihn lächelnd nach seiner Konfession fragten, deswegen so begeistert die Stiege hinauf, um seinen Rosenkranz zu holen.
    Was sie zufrieden als Antwort verbuchten. Und nachdem sie seine Mutter vergewaltigt hatten, legten sie ihm die Rosenkranzperlen wie eine Girlande um den Hals und sagten: »Klatsch in die Hände für Celebrity Squares!«, was er so begeistert tat wie immer.
    Ich glaube, es war der erste mongoloide Junge, der im Nordirlandkrieg erschossen
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