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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre
Autoren: Klaus Wanninger
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vor.
    »In der Zeitung stand, die Täter der Überfälle seien ermittelt, aber bei einem Autounfall umgekommen«, sagte Christa Wössner. »Ist das richtig?«
    »Das ist richtig«, sagte Neundorf. Sie nahm beide Belege in die Hand, begann, sie der Reihe nach zu zerreißen. »Oder?«
    »Die sind als Täter identifiziert«, bestätigte Ohmstedt. Er sah, wie Neundorf die Papiere in unzählige winzige Stücke zerlegte, nickte zustimmend.
    »Wie haben Sie es geschafft, sich wieder aufzuraffen?«, fragte die Kommissarin.
    »Mich wieder aufzuraffen?«
    »Sich zu wehren«, sagte Neundorf, »weiterzumachen. Neu anzufangen. Nicht alles gefallen zu lassen – nach all dem?«
    Christa Wössner schaute mit großen Augen zu ihr über den Tisch. »Sie werden es mir nicht glauben, aber vor zwei Monaten war ich zum ersten Mal wieder in einer Kirche. Ich bin nicht religiös, halte nichts von dem ganzen Tamtam. Aber da war eine Pfarrerin, die die wenigen Leute, die in ihrem Gottesdienst waren, draußen persönlich verabschie­dete. Wir redeten lange miteinander, und sie sprach mir Mut zu. Von allen Teufeln dieser Welt nicht unterkriegen lassen, sagte sie, das war schon das Motto von Martin Luther. Und dann drückte sie mir dieses Blatt in die Hand, und mir war klar, was zu tun war.«
    Neundorf starrte auf das Papier, das ihr die Frau zugeschoben hatte und spürte plötzlich, dass das, was da geschrieben stand, ihr sehr vertraut vorkam. Wie die Beschreibung des alltäglichen Geschehens in dieser Gesellschaft.
     
    Dieweil lassen sie Diebe hängen,
    die einen Gulden oder einen halben gestohlen haben,
    und machen Geschäfte mit denen,
    die alle Welt berauben und mehr stehlen, als alle anderen,
    damit ja das Sprichwort wahr bleibe:
    Große Diebe hängen die kleinen Diebe,
    und … kleine Diebe liegen im (Schuld)turm und Stock,
    aber öffentliche Diebe gehen in Gold und Seide.
    Martin Luther
     
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