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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre
Autoren: Klaus Wanninger
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wart in der Höhle des Löwen?«
    »Der Löwe hatte nicht viel zum Brüllen. Wir haben ihm die Kopie einer CD-ROM vorgespielt.«
    Er brauchte nicht mehr zu sagen, sie wusste sofort Bescheid.
    Am Vorabend, kurz bevor sie sich auf den Nachhauseweg hatte machen wollen, war er in ihr Büro gekommen.
    »Michael Napf«, hatte Braig erklärt. »Ursprünglich war es ja dein Fall. Ich muss dir etwas zeigen. Stefanie hat das von Annika Jung erhalten.«
    Er hatte die CD-ROM, von der er sofort nach der ersten Ansicht mehrere Sicherheitskopien gezogen hatte, in ihren Computer gelegt, der Kürze der Zeit wegen dann die entscheidende Stelle eingespielt. Neundorf, die auf ihrem Bürostuhl sitzend gespannt den Monitor fixiert hatte, war vor Überraschung aufgesprungen.
    »Mein Name ist Michael Napf«. Ein gut aussehender schlanker junger Mann mit langen blonden Haaren, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren, schaute etwas unsicher, dazu deutlich verzerrt und mit linkisch anmutenden Bewegungen in die Kamera.
    »Sie sollen wissen, dass mir von Anfang an nicht wohl war bei dem, was ich getan habe. Ich fürchte, das war nicht mehr legal. Hoffentlich bin ich nicht schuld an dem, was da passiert ist.«
    Napf zeigte auf den Bildschirm eines Computers, der vor ihm stand, machte sich an der Tastatur zu schaffen.
    »Die Software für dieses Programm kostet ein paar tausend Euro. Ich erhielt sie als Geschenk. Zugegeben, am Anfang, vor ein paar Wochen noch, war ich total begeistert. Ich bin Computerfreak, sitze, das muss ich zugeben, seit Jahren in jeder freien Sekunde an meiner Kiste. Natürlich macht es Spaß, mit solch einer exklusiven Profi-Software arbeiten zu dürfen. Allein könnte ich mir das als Zivi niemals leisten.«
    Auf dem Monitor hinter ihm waren die Fotos einer Frau und eines Mannes zu sehen. Neundorf hatte sie sofort erkannt. Nathalie Binninger, ohne Verletzung oder Pflaster im Gesicht und Markus Schmiedle, in einem gut sitzenden Anzug und mit Krawatte.
    »Diese Software ist wirklich hyperstark. Du kannst mit ihr Menschen in Fotos hineinbeamen, ohne dass es irgendwie zu widerlegen ist. Da stimmt einfach alles, das Zeug ist teuflisch gut. Helligkeit, Schärfe, Umgebung, Größenverhältnisse, alles ist exakt auf den Millimeter genau vermessen. Zugegeben, an sich macht das irre Spaß.«
    Napf fuhr sich durch die Haare, warf seinen Pferdeschwanz zurück.
    »Ich will die Sache abkürzen. Bisher war ich voller Begeisterung dabei. Jetzt aber frage ich mich, ob ich nicht etwas getan habe, was schlimme Auswirkungen hatte. Ich habe von Anfang an das Gefühl gehabt, dass das kein Partygag mehr war. Ich habe es gegen meine innere Überzeugung getan. Das ist ein echt beschissenes Gefühl. Mein Freund, wie er sich nennt, hat mir den Rechner, einen schweineteuren Laptop und diese unbezahlbare Software geschenkt. Dafür sollte ich ihm, weil er so etwas nicht kann, mehrere Partybilder als Gag fabrizieren und ausdrucken. Das habe ich getan. Jetzt aber …«
    Der junge Mann zeigte auf den Monitor.
    »Ich hatte als Vorlage zwei verschiedene Fotos. Eine Frau und einen Mann. Ich sollte sie virtuell ausziehen und sich nackt miteinander beschäftigen lassen. In fünf verschiedenen Positionen. Für die Software ist das kein Problem. Sie modelliert anhand der auf den Fotos sichtbaren Konturen der Körper deren Aussehen, etwa so«, er machte sich an der Tastatur zu schaffen, gab die entsprechenden Befehle ein, »und so. Und jetzt muss ich nur noch die beiden Körper in die erwünschten Positionen bringen. So.«
    Er richtete seinen Blick wieder in die Kamera, verdeckte dabei einen Teil des Bildschirms.
    »In Wirklichkeit ging das natürlich bei weitem nicht so schnell, wie ich es hier gezeigt habe; ich habe nur die Ergebnisse eingespielt. Mein sogenannter Freund hat die ausgedruckten Fotos voller Freude in Empfang genommen und mich in den Himmel gelobt. Aber ich werde den Verdacht nicht los, dass diese Fotos, die ich für ihn erstellt habe, mit dem Tod dieses Mannes zu tun haben, der gestern und heute in der Zeitung abgebildet war. Gestern habe ich ihn nicht erkannt, da war es nur das Foto seiner Leiche, aber heute … Ich fürchte, er ist es, zumal auch die Polizei schon hier war. Nicht bei mir, aber bei meinem sogenannten Freund. Ich habe ein total schlechtes Gewissen und hoffe nur, dass meine Bilder nichts mit dem Tod dieses Schmiedle, wie die Zeitungen ihn nennen, zu tun haben. Lieber gebe ich alles, also Rechner, Laptop und Software zurück, als
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