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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry
Autoren: Malorie Blackman
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aber jenseits meiner Tür, und ich war nicht mehr Teil davon. Und schmerzlicher denn je vermisste ich meine Mum. Ich sehnte mich danach, von ihr in den Arm genommen und geküsst und getröstet zu werden. Immer wenn mir etwas wehtat, hatte sie mich umarmt, bis ich mich besser fühlte. Aber sie war tot. Und mit den Umarmungen hatte es ein Ende.
    Die ganze Nacht hatte ich wach gelegen und nur darüber nachgedacht, dass alle, ich selbst eingeschlossen, besser dran wären, wenn es mich nicht gäbe. Damit hätten aller Schmerz und alle Einsamkeit ein Ende. Und heute früh fielen mir dann die Schlaftabletten wieder ein …
    Es war dumm von mir.
    Dumm, dumm, dumm.
    Das merkte ich schon, als ich wegdämmerte. Tränen bitterer Reue waren mir übers Gesicht gelaufen, als ich mich in mein Bett gelegt hatte, den Kopf auf dem Kissen, die Augen geschlossen. Ich hatte an all das gedacht, was ich nie erleben würde, weil ich diese Pillen genommen hatte. Ich war überzeugt gewesen, es sei zu Ende.
    Aber jetzt bin ich immer noch da.
    Ich weiß nicht, ob Dante mir mein Versprechen abnimmt. Aber ich meine es ernst. Ich bleibe hier.
    Ich setzte mich hin und ließ den Blick durch mein Zimmer schweifen. Die cremefarbenen Wände, die in den vergangenen Monaten meine Zuflucht gewesen waren, erschienen mir jetzt bedrückend und beklemmend. Ich ging hinüber zu dem Spiegel, der immer noch an der Wand lehnte. Mein rechtes Auge hing herunter und auf der rechten Wange hatte ich immer noch ein paar sichtbare Narben. Aber nur ein paar.
    Teufel noch mal! Ich stand noch auf meinen zwei Beinen. Ha!
    Ich öffnete die Tür und machte mich auf den Weg nach unten. Aus der Küche hörte ich Stimmen. Die von Tante Jackie war, wie üblich, am lautesten. Und ich hörte Emma lachen. Ich höre sie zu gern lachen. Noch etwas, das mir in all diesen Monaten gefehlt hatte. Nachdem ich tief Luft geholt hatte, betrat ich den Raum.
    »Hallo miteinander«, sagte ich lächelnd. »Darf ich euch Gesellschaft leisten?«

50 DANTE
    Mannomann! Der Klang von Adams Stimme war so ungewohnt, dass ich richtig zusammenfuhr. Ich starrte ihn an, als wäre er eine Erscheinung oder so was. Und ich war nicht der Einzige. Emma fand als Erste die Fassung wieder.
    »Onkey«, sagte sie und trottete mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu.
    Adam hob sie hoch und grinste sie an. »Hallo, Emma. Wie geht es meiner Lieblingsnichte? Der Rest der Familie liefert gerade eine perfekte Goldfisch-Imitation.«
    Mein Mund klappte zu.
    »Du frecher Rotzlü…!«, rief Dad aus.
    »Dad!«, unterbrach ich. »Nicht vor der Kleinen.«
    Dad sah entschuldigend drein, aber bloß einen Moment lang. Als Adam Emma wieder abgesetzt hatte, ging Dad zu ihm hinüber.
    »Wie fühlst du dich, mein Sohn?«
    »Wund«, erwiderte Adam.
    Adam und Dad sahen sich an.
    »Adam, ich möchte, dass du weißt, dass ich für dich da bin, wenn du jemanden zum Reden brauchst, jemanden, der dir zuhört, ohne über dich zu urteilen, jemanden, der immer hinter dir steht. Okay?«
    »Ja, Dad«, sagte Adam lächelnd.
    Und dann schloss Dad Adam ganz unvermittelt in die Arme. Es dauerte nur ein, zwei Sekunden, bis Adam die Umarmung erwiderte. Eine merkwürdige Stille breitete sich in der Küche aus. Während ich zusah, traten mir Tränen in die Augen. Ach, zum Kuckuck! Ich hüstelte kurz und wandte den Kopf ab – so hatte ich einen Anlass, die Hände vors Gesicht zu legen und meine Verlegenheit zu verbergen. Als Dad Adam losließ, standen wir alle betreten schweigend da. Wir wussten nicht, wie wir die Situation überspielen konnten.
    »Jetzt ich«, sagte Emma und streckte Adam die Arme entgegen. Da mussten wir alle lachen. Ich hätte sie küssen können! Mein Bruder nahm sie wieder hoch.
    »Mein Lieber, du kommst gerade recht zum Abendessen«, sagte Tante Jackie.
    »Was gibt’s denn?«, fragte Adam.
    »Würstchen, Kartoffelbrei und Erbsen«, sagte Dad.
    »Ob ich Würstchen vertrage, weiß ich nicht, aber Kartoffelbrei nehme ich gern«, meinte Adam.
    Ich holte Besteck aus der Schublade und Tante Jackie kam mit Tellern. Dad tat noch Butter und Milch an die Kartoffeln und rückte ihnen unerbittlich mit dem Stampfer zu Leibe, als wären sie der Feind. Sechzehn im Backofen gegrillte Würstchen waren in einer Auflaufform auf dem Herd beiseitegestellt. Adam blieb in der Küche und schwenkte Emma herum, um sie dann zur Abwechslung über seinen Kopf zu heben.
    »Das würde ich an deiner Stelle lassen«, warnte ich. »Sie hat gerade Saft
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