Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry
Autoren: Malorie Blackman
Vom Netzwerk:
achtzehn alleinerziehender Vater wurde, und bestimmt auch nicht der letzte. Aber Wegweiser gab es da draußen für unsereinen nicht gerade in Hülle und Fülle. Vielleicht … unter Umständen konnte ich ja daran etwas ändern? Ich schüttelte den Kopf und legte den Gedanken erst mal auf Eis.
    Im Augenblick hatte ich mich um Dringenderes zu kümmern.

48 DANTE
    Es war schon Abend, als Dad nach Hause kam, und Gott sei Dank kam er nicht allein. Adam war bei ihm. Es überraschte mich ehrlich gesagt, meinen Bruder so schnell wieder daheim zu haben. Ich hatte geglaubt, sie würden ihn mindestens über Nacht im Krankenhaus behalten. Aber wahrscheinlich wurde sein Bett gebraucht. Ich musterte Adam eingehend, aber er sah eigentlich unverändert aus. Ganz im Gegensatz zu Dad. Dad wirkte todmüde, als wäre er um Jahre gealtert.
    Das kostet mich wieder fünf Jahre meines Lebens  – ich hörte Dads Lieblingsspruch von früher in meinem Kopf.
    Bloß dass es diesmal alles andere als lustig war. Erinnerungen kamen hoch, daran, wie Emma einmal fast die Treppe heruntergefallen war, wie sie ihre Finger unter dem Klodeckel eingeklemmt hatte, wie sie auf dem Spielplatz von der Rutsche gefallen war.
    Fünf Jahre meines Lebens …
    Mit einem schiefen Lächeln überlegte ich, ob Leute wohl unsterblich wären, wenn sie keine Kinder hätten?
    »Hallo, Adam«, sagte ich.
    »Hi, Dante«, erwiderte er matt.
    »Adam, Liebling, alles in Ordnung?«, erkundigte sich Tante Jackie, die mit Emma auf dem Arm aus dem Wohnzimmer kam.
    »Ja, alles klar.« Ohne noch weitere Fragen abzuwarten, ging Adam sofort in sein Zimmer hinauf.
    »Was haben sie im Krankenhaus gemacht?«, erkundigte ich mich bei Dad.
    »Sie haben ihm den Magen ausgepumpt und ihm irgendeine Aktivkohlelösung verabreicht, damit nichts weiter in die Blutbahn gerät«, erwiderte Dad. »Zum Glück hat er die Tabletten erst heute früh geschluckt. Wäre es gestern Abend gewesen, wäre es zum Atemstillstand gekommen …«
    Mehr brauchte Dad nicht zu sagen. Er blickte die Treppe hoch, Adam hinterher, als wüsste er nicht recht, was nun zu tun sei.
    »Ich gehe rauf und rede mit ihm, Dad«, übernahm ich diesmal.
    »Nein, das ist eigentlich meine Sache …«, fing Dad an.
    »Bitte, Dad. Überlass es mir«, sagte ich.
    Dad seufzte. »Okay. Ich habe es weiß Gott versucht, aber irgendwie dringe ich nicht zu ihm durch.«
    Ich ging hinauf und betrat, nachdem ich kurz angeklopft hatte, Adams Zimmer. Er saß schon wieder auf seinem Stuhl und starrte in den Garten hinaus.
    »Hallo, Adam.«
    »Ich wüsste nicht, dass ich dich hereingebeten hätte.« Adam drehte sich nicht einmal zu mir um.
    Ich setzte mich auf sein Bett. »Wie geht es dir?«
    »Mein Hals tut weh«, erklärte mein Bruder kurz angebunden. »Und ich bin nicht in Stimmung für einen weiteren Vortrag.«
    »Ich hatte auch nicht vor, dir einen zu halten«, gab ich zurück.
    »Gut. Denn ich will einfach nur in Ruhe gelassen werden.«
    Nein. Schluss damit. »Ich habe Joshs Brief gelesen«, sagte ich.
    Adam erstarrte. »Du hattest kein Recht …«
    »Du auch nicht.« Und wir wussten beide, dass ich nicht von Joshs Brief sprach. »Mich interessiert nur eins: Hatte dieser Brief irgendwas damit zu tun, was … was du getan hast?«
    Jetzt endlich wandte Adam mir das Gesicht zu. »Dante, ich kann so nicht leben«, sagte er. »Sieh mich an. Sieh dir mein Gesicht an.«
    »Du bist mehr als bloß dein verdammtes Gesicht. Das ist doch nicht alles!«, brüllte ich ihn hilflos an. »Hast du es deswegen getan? Weil du so aussiehst?«
    »Nein.«
    »Warum dann?«
    »Weil Josh recht hatte, Dante. Wozu das Ganze? Wenn du wirklich ehrlich bist, was hat das alles für einen Sinn?«
    Ich senkte den Blick auf meinen Schoß, während ich nach der richtigen Antwort suchte.
    »Der Sinn liegt darin, dass du eine Familie und Freunde hast, die dich lieben. Und da draußen gibt es eine Welt, die bloß darauf wartet, von dir erobert zu werden. Du hast ein Leben, das von dir selbst gestaltet werden kann. Das ist der Sinn.«
    »Aber die Welt ist voll von Leuten wie Josh, die jeden hassen, sich selbst eingeschlossen, weil alles andere ihnen zu anstrengend ist und zu große Angst macht«, seufzte Adam.
    »Und was haben diese Feiglinge und ihr mickriges Leben mit dir zu tun?«
    »Dante, kapierst du denn nicht? Schau dir mein Gesicht an. Sieh genau hin. Das haben sie mit mir zu tun.«
    Und ich sah genau hin. Ich ballte die Hände zu Fäusten und sah genau hin. Mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher