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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry
Autoren: Malorie Blackman
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ein gutes Zeichen sein. Wunder erwartete ich nicht, jedenfalls keine mit Sofortwirkung, trotzdem konnte und wollte ich die Ereignisse des vergangenen Abends nur als gutes Omen sehen.
    Außerdem hatte man mich zu einem zweiten Vorstellungsgespräch bei einer Tankstelle eingeladen, als Nachtkassierer. Wenn es auch nicht gerade ein Traumjob war, würde ich doch zumindest ein bisschen Geld verdienen. Momentan konnte ich Adam zum Geburtstag nur eine Karte kaufen, mehr war nicht drin. Aber bald würde es nur noch bergauf gehen.
    Ich nahm Emma aus ihrem Bettchen, zog sie an und ging mit ihr hinunter zum Frühstücken. Dad war schon da, er war mir zuvorgekommen.
    »Morgen, Dad.«
    »Morgen, Dante«, entgegnete Dad mit einem Lächeln. »Morgen, mein Engel. Ich habe für alle Frühstück gemacht.«
    »Speck, Rühreier, Würstchen und Bohnen auf Toast?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Croissants«, erwiderte Dad.
    Ich gab mich damit zufrieden. Heute Morgen hatte ich Lust auf etwas Besseres als die üblichen Haferflocken. »Soll ich mal nach Adam sehen und fragen, ob er vielleicht runterkommt und mitisst?«, fragte ich, während ich Emma in ihren Hochstuhl setzte.
    »Ist das denn wahrscheinlich?«, fragte Dad.
    »Immerhin möglich. Gestern Abend hat er Emma sein Gesicht sehen lassen«, sagte ich mit breitem Grinsen.
    »Wirklich?«, fragte Dad überrascht nach. »Wie hast du denn das geschafft?«
    »Nicht ich – Emma.«
    »Schlaues Mädchen.« Dad lächelte sie an und wandte sich dann wieder mir zu. »Na, ein Versuch kann ja nicht schaden.«
    Ich küsste Emma auf den Scheitel. »Daddy ist gleich wieder da.«
    Ich rannte hinauf, zwei, drei Stufen auf einmal nehmend, und klopfte dann an Adams Tür.
    »Adam, darf ich reinkommen?«
    Keine Antwort.
    »Adam?«
    Immer noch nichts.
    Ich öffnete die Tür und betrat das Zimmer. Die Vorhänge waren geöffnet, Tageslicht strömte herein, aber Adam schlief noch tief und fest.
    »Wach auf, Geburtstagskind«, sagte ich lächelnd. »Kommst du runter und frühstückst mit uns?« Ich ging in Richtung Bett. »Wach schon auf, du faule Kröte! Wir haben einen Geburtstagskuchen für dich. Willst du die Kerzen jetzt ausblasen oder erst nach dem Abendessen?«
    Ich trat noch näher. Unter meinem Fuß knirschte etwas. Ich bückte mich und hob es auf: Brösel von einer Tablette. Einer Schlaftablette … Aber die musste er doch schon vor Wochen aufgebraucht haben? Wie konnte davon noch was übrig sein? Außer … außer, Adam hatte sie gesammelt?
    »Adam?« Ich bückte mich zu ihm hinunter und packte ihn an der Schulter. Adams Kopf plumpste zur Seite. Ich schüttelte ihn heftiger. » Adam, wach doch auf !« Jetzt rüttelte und schüttelte ich, so fest ich konnte.
    Sein ganzer Körper lag schlaff da wie gekochte Spaghetti und seine Augen blieben geschlossen.
    »ADAM? ADAM, WACH AUF! DAD …!«, brüllte ich.
    Am Rand bekam ich mit, dass Dad die Treppe heraufrannte, während ich Adam immer und immer wieder schüttelte und ihm sagte, ihn anflehte , aufzuwachen. Doch seine Haut war kalt und klamm, und ich hatte solche Angst, dass es zu spät sein könnte …
    An die nächsten zehn Minuten habe ich nur noch eine verschwommene Erinnerung. Dads Gesicht war kreidebleich, als ich ihm die zertretene Schlaftablette auf dem Boden zeigte. Sofort suchte er den Puls. Wenn das überhaupt möglich war, wurde er noch bleicher, als er die Finger von Adams Handgelenk löste. Dad beugte den Kopf dicht an Adams Gesicht, um zu prüfen, ob mein Bruder atmete …
    »Dante, ruf einen Krankenwagen«, befahl er knapp.
    Das brauchte er mir nicht zweimal zu sagen. Ich rief an, während Dad Adam aufrichtete und dann aus dem Bett zog. Einen von Adams Armen um seine Schulter gelegt, begann Dad mit ihm auf- und abzugehen.
    »Adam, setz dich in Bewegung. Hörst du mich? Einen Fuß vor den anderen. Marsch!«
    Dad stiefelte auf und ab und schleifte Adam mit sich. Ich wollte ihm helfen, aber unten begann Emma zu weinen.
    »Daddy?«, heulte sie jämmerlich.
    »Geh zu deiner Tochter und bleib dort«, ordnete Dad an.
    »Ich bring sie mit nach o …«
    »Auf keinen Fall!«, sagte Dad heftig.
    »Aber …«
    »Dante, das hier braucht sie nicht zu sehen. Bleib mit ihr unten und lass die Sanitäter rein, wenn sie kommen.«
    So gern ich widersprochen hätte, ich wusste, dass Dad recht hatte.
    »Adam, geh. Na los. Geh schon«, bettelte Dad.
    Adam stöhnte, sein Kopf hing nach hinten und plumpste dann wieder nach vorn, als hätte er überhaupt
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