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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry
Autoren: Malorie Blackman
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zusammengepressten Lippen sah ich genau hin. Meine Augen wurden schmal, und ich sah immer noch genau hin. Wut flatterte wie ein gefangener Vogel in meiner Brust. Wut auf Josh und Logan und Paul, Wut auf die ganze Welt. Wut auf mich selbst.
    »Und genau deshalb kannst du nicht zulassen, dass sie gewinnen«, sagte ich schließlich. »Genau deshalb musst du immer wieder aufstehen, wenn man dich niederschlägt. Man gibt nicht einfach so auf.«
    »Dante, ich bin müde.«
    »Das bin ich auch. Glaubst du, ich habe mir vorgestellt, mit achtzehn so zu leben, wie ich es jetzt tue? Glaubst du, ich habe mir das gewünscht? Aber ich gebe nicht auf.«
    »Weil du jemanden hast, für den es sich zu kämpfen lohnt. Du hast Emma.«
    »Du auch«, gab ich zurück.
    »Das ist nicht das Gleiche. Und ich habe Angst, Dante.«
    »Angst haben alle, Adam. Wenn ich in den vergangenen paar Monaten irgendwas gelernt habe, dann das.«
    »Du aber nicht«, sagte Adam. »Du bist wie Dad. Du machst weiter, egal, welche Knüppel dir das Leben zwischen die Beine wirft.«
    Ich lachte rau. »Soll das ein Witz sein?«
    »Wovor hast du denn Angst?«, fragte Adam überrascht.
    »Meine Güte, wenn ich dir die ganze Liste runterbeten würde, säßen wir noch in hundert Jahren hier herum«, erklärte ich ihm. »Ich habe Angst vor dem Vatersein. Ich habe Angst, ein schlechter Vater zu sein. Ich habe Angst, meine Tochter nicht richtig unterstützen zu können. Ich habe Angst, vielleicht nie ein Mädchen kennenzulernen, das eine Beziehung mit mir eingehen will, weil ich eine Tochter habe, um die ich mich kümmern muss. Ich habe Angst, dass ich meine Träume nie verwirklichen werde, wenn ich sie jetzt auf Eis lege. Vor allem aber habe ich Angst vor dem, was passieren wird, wenn Melanie wieder auftaucht und Emma zurückhaben will. In meinen Albträumen steht plötzlich Melanie vor der Tür und nimmt mir meine Tochter weg, und ich wache schweißgebadet auf.«
    Adam stand auf, kam herüber und setzte sich neben mich. »Dann lässt du sie nicht. Geh, wenn nötig, vor Gericht«, sagte er ernst.
    Ich seufzte. »Melanie ist Emmas Mutter.«
    »Ja, aber Melanie hat sie verlassen und du bist ein toller Vater.«
    »Bin ich das? Heute war ich so nah dran« – ich legte Daumen und Zeigefinger aneinander und hielt sie vor Adams Nase in die Höhe – »so nah dran, die Fassung zu verlieren und Emma zu schlagen.«
    Adam starrte mich schockiert an. »Aber du hast es nicht getan?«
    »Nein. Ich bin aus dem Zimmer gegangen. Aber das ist noch etwas, wovor ich Angst habe. Ich habe Angst, mich in so einen Scheißkerl zu verwandeln, der sein Kind schlägt«, gestand ich.
    Eine Weile saßen wir schweigend da.
    »Und weißt du, wovor ich noch Angst habe?«, fragte ich.
    »Wovor?«
    »Davor, dich zu verlieren.«
    Adam wandte sich ab und blickte auf seine Hände, die er im Schoß wand.
    »Bitte tu so etwas nie wieder«, sagte ich leise. »Was zum Teufel hat dich da geritten?«
    »Eifersucht.«
    »Was?«
    »Emma ist in mein Zimmer gekommen, sie hat meine Wange geküsst und mich umarmt, und dann seid ihr beide gegangen – und ich war wieder allein. Ich hab dich noch nie zuvor beneidet, Dante, aber als du mit Emma weggegangen bist, war ich so dermaßen eifersüchtig.«
    Stille.
    »Adam, ich bin mein ganzes Leben lang eifersüchtig auf dich gewesen«, gestand ich.
    »Wirklich?«, fragte Adam überrascht. »Wieso denn?«
    »Für dich war das Glas immer halb voll. Meines war immer halb leer. Und du hast immer in jedem Menschen das Gute gesehen. Es wäre schrecklich für mich, wenn du diese Gabe verlieren würdest.«
    »Vielleicht ist das schon passiert«, flüsterte Adam.
    »Das glaube ich nicht. Nie im Leben.« Ich schüttelte den Kopf und fügte mit einem schiefen Lächeln hinzu: »Tante Jackie meint, dein Problem ist, dass du ein typischer Mann bist. Du glaubst, du darfst nicht um Hilfe bitten und musst mit allem allein fertig werden.«
    »So empfinde ich auch«, gab Adam zu.
    »Ach, Adam, du bist nicht allein. Weißt du das denn nicht?«, sagte ich. Mir brannten die Augen. »Aber du wolltest mich und Emma und Dad allein lassen. Wir haben schon Mum verloren. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke. Aber du verschwendest offenbar keinen Gedanken an sie.«
    »Was zum Teufel redest du da?«, fragte Adam aufgebracht. »Ich denke tagtäglich an sie. Und vermisse sie jede Sekunde. Du und Dad, ihr glaubt, ich wäre zu jung gewesen, um mich an ihren Tod zu erinnern, aber sie zu
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