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Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7
Autoren: Mirjam Mous
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weglaufen. Das Einzige, was er versucht hat, ist, die Einrichtung in Verruf zu bringen, und das nach allem, was wir für ihn getan haben. Schaut euch gut an, wie er jetzt hier liegt. Ein Wrack. Er ist wieder zurück auf Los, einfach, weil er nicht mit uns an einer neuen Zukunft arbeiten wollte.«
    Er war gut. Ich sah den anderen Boys an, dass sie ihm glaubten. Auch wenn das im Nachhinein betrachtet natürlich genauso gut durch die Mikrochips kommen konnte – die seltsamen Knubbel hinter unseren Ohren, die ich damals vollkommen vergessen hatte.
    »Er hat euch verraten«, fuhr Jones fort. »Er hat nicht an die Gruppe gedacht, sondern nur an sich selbst. Es gibt nur einen einzigen Weg, euren Aufenthalt zum Erfolg zu machen. Stützt euch gegenseitig. Übernehmt Verantwortung für die Gruppe. Wenn ihr seht, dass der andere einen Fehler macht, greift ein. Sprecht ihn darauf an. Meldet es den Begleitern, damit wir dem betreffenden Boy helfen können, sein Verhalten zu bessern.«
    Steves Finger ging langsam nach oben.
    Jones nickte ihm zu. »Eight. Erlaubnis zu sprechen.«
    »Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, aber ...« Steve sah mich mit emotionslosem Blick an. »Ich habe Seven in der Frischluftpause über einen USB-Stick reden hören.«
    Ich wurde durchsucht und anschließend in den Operationssaal bei der Krankenstation gebracht. Das Ehepaar Rogers half mir in einen verstellbaren Stuhl und parkte einen Tisch mit Instrumenten neben mir.
    Folterwerkzeuge, dachte ich. Soweit ich noch denken konnte. Mein Gehirn war ein einziger großer Klumpen Panik.
    Laras Vater leuchtete mir mit einer Lampe in die Augen und untersuchte meinen schmerzenden Kopf.
    »Wo bin ich?«, fragte ich. »Ist das ein Krankenhaus? Habe ich einen Unfall gehabt?«
    Keine Antwort.
    Frau Rogers reichte mir ein Glas Wasser und eine Tablette. »Zur Beruhigung.«
    Keine Chance. Jones betrat den Raum. Mit meinem Rucksack.
    »Dieser Stick ist nicht zu finden«, sagte er im Flüsterton zu den Ärzten. »Wir haben jedoch einige andere Dinge in seinem Rucksack gefunden. Einer der Begleiter muss ihm geholfen haben und ich will wissen, wer.«
    Jones stellte meinen Stuhl aufrechter, sodass ich ohne jegliche Muskelkraft von einer liegenden in eine sitzende Haltung kam. Dann baute er sich direkt vor mir auf. »Spuck’s aus, Junge. Wer hat dir geholfen?«
    »Das hat keinen Sinn«, sagte Laras Mutter. »Sein ...«
    Jones schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. Er sah mich weiterhin starr an und schoss seine Fragen wie Kugeln auf mich ab. »Wo ist der Stick? Wo hast du ihn versteckt? Wann? Wo? Im Pizza Hut? Hast du Hilfe von außen bekommen? Wie kommst du an dieses Handy? Wann hast du die Nachricht darauf gesprochen? Wer hat dir das Foto von der Einrichtung gegeben? Wofür sind die Dinge in deinem Rucksack? Du wolltest weglaufen. Und dann?«
    Wovon redete er? Pfeiftöne in meinen Ohren. Mir wurde schwindelig.
    »Weiß ich nicht«, sagte ich. Flehte ich. »Aufhören, bitte!«
    Aber Jones machte weiter mit seinem Sperrfeuer aus Fragen, auf die ich die Antwort schuldig bleiben musste. Mein Kopf klopfte und hämmerte, bis ich es nicht mehr aushielt.
    »Auuuuufhören!«, hörte ich mich selbst schreien.
    Da wurde es endlich still.
    Laras Mutter sprach als Erste wieder. »Ich sagte es doch, er weiß wirklich nichts mehr. Und das bleibt so, all seine Erinnerungen sind endgültig gelöscht.«
    Jones fluchte. »Lächerliche Standardprozedur. Schaffen wir augenblicklich ab.« Seine langen, schmalen Finger strichen nervös über seine Stirn. »Und wir müssen diesen Stick finden. Wenn auch nur die kleinste Kleinigkeit durchsickert, bedeutet dies das Ende des Digital-Boy-Projekts. Selbst wenn die Regierung es wollte, könnte sie dieses Experiment unmöglich öffentlich unterstützen. Dann sitzen ihr sofort ganze Heerscharen von Menschenrechtsaktivisten der ganzen Welt im Nacken.«
    »Ich lasse mir mein Lebenswerk nicht zerstören«, sagte Laras Vater verbissen. Er sah zu dem Tisch mit den Folterinstrumenten. »Es gibt noch eine Möglichkeit. Wir haben das noch nie gemacht, aber wir könnten Seven operieren und den Chip entfernen. Vielleicht erholen sich seine Gedächtnisfunktionen.«
    »Reine Spekulation.« Frau Rogers hob den Rucksack auf. »Operieren ist keine Option. Wir wissen noch viel zu wenig über die möglichen Auswirkungen. Seven kann genauso gut schwere Hirnschäden davontragen oder sogar sterben. Dann finden wir den Stick nie.« Sie öffnete den Rucksack und
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