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Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7
Autoren: Mirjam Mous
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Krankensaal. Vor dem Fenster warteten eine Frau und ein Mädchen, meine Mutter und Kathy! Die ersten fünf Minuten hielten wir uns nur fest. Wahrscheinlich sahen wir aus wie so eine frohe, spießbürgerliche Familienreklame, denn ein paar Mitpatienten fingen an zu applaudieren. Vor einem Jahr hätte ich mich noch in Grund und Boden geschämt, aber jetzt strahlte ich nur vor Glück. Schließlich fielen mir die Augen zu und ich schlief bis in die Puppen.
    Als ich wach wurde, saß ein unbekannter Mann neben meinem Bett.
    »Bolland, FBI.« Er stand auf und schob mir einen Rollstuhl hin. »Kann ich dich einen kurzen Moment allein sprechen? Ich habe einen Raum für uns reservieren lassen.«
    Mir wurde eiskalt. Er erinnerte mich an Jones.
    »Ich verstehe, dass du misstrauisch bist.« Seine Stimme wurde weicher. »Logisch, nach allem, was du durchgemacht hast.«
    Was wusste er von mir? Und woher?
    »Warte mal kurz.« Er verschwand auf den Flur.
    Gleich würde er mit ein paar Weißkitteln zurückkommen. Ich musste die Pfleger alarmieren. Und wo war meine Mutter? Ich bekam auf einmal keine Luft mehr.
    »Geht es?«, fragte der Mann im Bett mir gegenüber besorgt. »Oder soll ich eine Schwester rufen?«
    Ich schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    »Sie kommt sofort«, rief der übernächste Nachbar.
    Aber es war meine Mutter, die mit einer Tasse Kaffee hereinkam. Sie knallte den Kaffeebecher auf die Fensterbank. »Liebling, was ist?«
    Eine Pflegerin mit großen Ohrringen ließ mich in eine Tüte atmen. »Was ist denn los? Du hyperventilierst ja total.«
    Meine Atmung beruhigte sich. »Dieser Mann, Bolland.«
    »Du kannst ihm ruhig vertrauen«, erklang eine fröhliche Stimme.
    Louis! Er saß in einem Rollstuhl, den Bolland schob, und er hatte genau so ein Mumienohr wie ich.
    »Haben sie ...?« Ich zeigte auf den Verband.
    Er nickte. »Der Chip ist weg und mein Gedächtnis wieder da. Als die Chirurgen hörten, dass du es geschafft hast, das Ding allein herauszuholen, trauten sie sich auch.«
    Alle Patienten schauten zu uns herüber.
    Bolland räusperte sich. »Können wir das Gespräch woanders fortsetzen? Deine Mutter und Louis kommen auch mit.«
    Ich saß auf der Kante meines Rollstuhlsitzes, damit mir kein Wort von Bolland entging. Er erzählte, wie Lara mit den Füßen auf den Schlafzimmerboden gebollert hatte. So lange, bis Bobbie sie gehört und befreit hatte. Dann hatten die beiden das FBI gewarnt, dass bald ein Gebäude explodieren würde.
    »Mann.« Louis seufzte. »Also hat uns eigentlich nicht Sam gerettet, sondern Lara.«
    »Das stimmt.« Bolland blies auf seinen Kaffee. »Sonst hätten wir die Einrichtung auf keinen Fall mehr rechtzeitig räumen können.«
    Meine Mutter nahm ein frisches Päckchen Papiertaschentücher aus ihrer Handtasche. Das erste hatte sie aufgebraucht, als ich meine Geschichte erzählt hatte.
    »Und Sie glaubten dem Mädchen auf Anhieb?«, fragte sie.
    »Seit dem Bombenanschlag auf das Einkaufszentrum in Boston nehmen wir jede Meldung ernst.« Bolland nahm einen Schluck. »Mittlerweile wissen wir, dass CooperationX auch dahinter steckte.«
    »Und im Fernsehen sagten sie, al-Qaida hätte sich zu dem Anschlag bekannt«, sagte meine Mutter überrascht. »Sie zeigten einen Brief mit arabischen Schriftzeichen.«
    »Boy Three!«, rief ich. »Das war natürlich ein Auftrag!«
    Bolland nickte.
    »Aber warum?«, fragte Louis.
    »Je mehr Terroranschläge, desto mehr Grund, weiterhin Krieg zu führen«, antwortete Bolland mit düsterem Gesicht. »Dass dabei Zivilpersonen und Soldaten ums Leben kommen, ist ihnen egal, Hauptsache, die Cooperation wird reich.«
    »Reich?« Ich verstand nicht ganz. »Krieg heißt doch gerade Armut und Elend?«
    Bolland schnipste mit den Fingern. »Was glaubst du denn, was allein in der Waffenindustrie verdient wird?«
    »Eigentlich waren wir so eine Art Kindersoldaten«, sagte Louis.
    Meine Mutter schnäuzte sich zum zigsten mal die Nase. »Lebenslang müssten die Weißkittel kriegen. Allesamt! Unschuldige Kinder missbrauchen, wie können sie es wagen?«
    »Sie haben es erst bei Erwachsenen versucht.« Bolland stellte seine Tasse ab. »Das Ehepaar Rogers hat Dutzende von Gefangenen gechipt. Die Einzelheiten zu löschen und zu lenken, funktionierte allerdings bei erwachsenen Gehirnen nicht. Da sind sie auf die Idee mit Digital Boy gekommen. Ein Experiment mit Jungen statt mit Männern. Eure Gehirne sind noch nicht ganz ausgewachsen und daher leichter zu
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