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Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens
Autoren: Blanche Mosler
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durchfuhr gerade das Tor in der Mauer, die den rückwärtigen Teil der Hacienda vom vorderen trennte. Pedro mußte es also offengehalten haben.
    Vorsichtig folgte ich. Am Tor angekommen, spähte ich hinüber. Von Rosa keine Spur. Aber ich sah, daß Antonio, Miguel und auch der alte Pedro irgendwelche Dinge durch einen Seiteneingang in die Hacienda hineintrugen. Mein Herz pochte. Führte dieser Eingang nicht in Dolores’  sala?  Obgleich kein Wort fiel, arbeiteten sie mit gespenstischer Präzision.
    Schließlich schienen sie fertig zu sein und verschwanden im Inneren der Hacienda, Pedro als letzter. Ich schlich noch näher heran. Ich wußte, daß jetzt der Augenblick war, wo ich wie der Wind in mein Zimmer rennen und mich dort hätte einschließen sollen. Aber ich konnte nicht. Auch der Seiteneingang hatte schwere, geschnitzte Holztüren, aber sie ließen sich mühelos öffnen.
    Ich fand mich in einer kleinen Halle wieder, in die aus Dolores’  sala  nur spärlicher Lichtschein drang. Mein Gott! Fassungslos stellte ich fest, daß Carlos offenbar schon gewartet hatte. Zusammen mit seinen Brüdern war er dabei, die Dinge, die diese hereingetragen hatten, in den langen Truhen zu verstauen. Was es war, konnte ich nicht erkennen. Arbeiteten Susan und Liz, die Freundinnen der beiden jüngeren Monteras, nicht in einem Museum und einem Juweliergeschäft, schoß es mir jetzt durch den Kopf. Handelte es sich da vielleicht nicht um flüchtige Affären, sondern um etwas ganz anderes? Lähmender Schrecken raubte mir fast den Atem. Die stolze, alte Hacienda – war sie nur eine Diebeshöhle?
    Auf ihrem Porträt lächelte Dolores ihr hintergründiges Lächeln. Aber sie interessierte mich jetzt nicht mehr. Denn als ich jetzt Pedros brüchige Stimme vernahm, wollte mir fast das Blut in den Adern erstarren: »Ich möchte nicht, daß die Señorita stirbt. Ich versuchte ja, sie nicht hereinzulassen, als sie hierher kam. Sie weiß nichts… gar nichts… Bringen Sie sie, wie zunächst geplant, zur Grenze von New Mexico und lassen Sie sie nach Hause fahren.«
    »Sie weglassen?« flüsterte Antonio heiser. »Bist du verrückt, Pedro? Sie wird bei der erstbesten Gelegenheit zur Polizei gehen. Natürlich haben wir uns das alles ganz anders vorgestellt. Aber diese Spielschulden waren nun einmal da, und dann mußte der verdammte Pfaffe herausbekommen, wie wir sie bezahlten. Wenn er uns wenigstens diese  gringa  nicht auf den Hals gehetzt hätte, damit sie herumschnüffelt…«
    Mir stockte der Atem, als Carlos mit seiner tiefen Stimme sagte: »Sie ist nicht hierher gekommen, um herumzuschnüffeln, das weißt du. Sie glaubt doch, daß die ›GiIas‹ ihn umgebracht haben, und daß die hinter uns her sind… und hinter ihr.«
    Miguels Stimme, die mir immer so angenehm vorgekommen war, war jetzt scharf wie ein Messer. »Es geht jetzt nicht mehr nur um die ›Gilas‹, Carlos. Jetzt, wo Rosa… Es war dir doch klar, daß du sie zum Schweigen bringen mußtest – sie und ihre verdammten Karten. Warum zögerst du also bei der  extranjero?
    Carlos zögerte. »Ich glaube, du hast recht. Sie würde zur Polizei gehen. Und jetzt hat dieser Kerl da wegen ihr angerufen. Sie hat also gelogen, als sie sagte, sie kenne niemanden in der Stadt. Aber das wichtigste ist jetzt, daß wir Rosa aus ihrer Truhe holen und an einer Stelle begraben, wo niemand sie findet. Und was Sally betrifft: Auch ich bin der Meinung, daß sie hier nicht lebend herauskommen darf. Abuela und diese Hacienda gehen vor. Aber lassen wir ihr noch die paar Urlaubstage.«
    Noch die paar Urlaubslage … Von panischem Entsetzen gepackt, rannte ich hinaus. Was konnte ich tun? In meinem Kopf überstürzten sich die Gedanken. Ich lief zu dem schweren, äußeren Tor und versuchte, es aufzureißen. Vielleicht würde ich meinen Wagen erreichen… Aber das Tor gab nicht nach. Und nicht nur das: Ein altes Auto war nirgends zu sehen. Es schien kein Entrinnen zu geben; ein paar Tage noch, dann würde man mich in eine der alten Truhen in Dolores’  sala  stecken, ehe man mich an einer Stelle begrub, wo niemand mich finden würde.
    Mein Zimmer bot wenig Schutz; dennoch mußte ich dorthin zurück, und sei es nur, um mich etwas aufzuwärmen. Die Luft war jetzt winterlich kühl; außerdem hatte ich Angst davor, mich hier draußen erwischen zu lassen. Rosas Karten hatten also recht: Der dunkle König und die beiden dunklen Buben wollten mich töten. Und der alte Pedro – kein Wunder, daß er sich
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