Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens
Autoren: Blanche Mosler
Vom Netzwerk:
für mich hätte es kein Entrinnen gegeben, selbst wenn ich ihrer Warnung Glauben geschenkt hätte. Ich aber wußte jetzt – wie Father Vala, ehe er starb –, daß das Böse nicht von dunklen Mächten kam, sondern von den Monteras selbst.
    Selbst Abuela hatte an den Täuschungsmanövern teilgenommen, um ihre geliebten Enkel zu schützen. Bitter fragte ich mich, ob der Anblick ihrer gespenstischen  conquistadores  sie an zukünftigen Abenden über Rosas Verschwinden hinwegtrösten – und ob er die Erinnerung an Sally auslöschen würde, um die sie mit Recht Angst gehabt hatte.
    Verzweifelt sprang ich auf und begann, hin und her zu gehen. Draußen im Garten verbreiteten die eisernen Lampen wieder ihren düsteren Schein. Ich hatte noch ein paar Tage. Vielleicht gab es noch eine Möglichkeit. Irgendwie mußte ich entkommen… oder eine Nachricht in die Stadt bringen können. Irgendwie…
     
    14
    Als ich nach kurzem, unruhigem Schlaf erwachte, war mir eines klar: Weder mit einem Wort noch mit dem flüchtigsten Blick durfte ich verraten, daß ich in der Nacht Zeugin jener schrecklichen Szene in Dolores’  sala gewesen war. Nur wenn ich mir nicht das geringste anmerken ließ, konnte ich hoffen, die paar Tage, die Carlos mir zugedacht hatte, noch zu erleben. Hatte ich genug schauspielerisches Talent, um meine Rolle überzeugend zu spielen? Nur die Zeit würde es zeigen.
    Joe und Stella waren nicht in Dolores’  sala  dabei gewesen. Würden sie aber nicht trotzdem in den Mordplan eingeweiht sein? Offenbar hatte man sie in der vergangenen Nacht beauftragt, in der Hacienda Posten zu beziehen, um mich am Telefonieren zu hindern. Höchstwahrscheinlich wußten sie – oder ahnten wenigstens –, daß sich die Monteras statt zum  rancho  auf gut organisierte Raubzüge begaben. Aber daß die drei Männer kaltblütige Killer waren, wußten sie vielleicht nicht. Vorsichtig, ja ängstlich, wie sie wegen ihrer illegalen Einwanderung waren – würden sie sich da noch in viel schlimmere Verbrechen hineinziehen lassen?
    Es kostete mich einige Überwindung, in den langen, weißen Korridor hinauszugehen. Dabei sah ich in meinem hellblauen Wollkleid besonders gut aus. Würden Carlos’ dunkle Augen immer noch voller Bewunderung für mich sein? Ich durfte es nur hoffen, denn alles, worauf ich jetzt noch zählen konnte, war das bißchen, was er möglicherweise für mich empfand. Denn wenn er seine Brüder nicht überredete, mir noch ein paar Tage zu geben, dann bestand für mich überhaupt keine Hoffnung mehr.
    Ein paar Schritte vor der Tür der großen  sala  blieb ich stehen und holte tief Atem. »Jetzt ist es soweit«, sagte ich zu mir selbst. »Jetzt kommt es drauf an. Echte Schauspielerinnen können einmal eine Szene schmeißen. Du aber nicht.«
    »Buenos dias«,  rief ich, als ich die  sala  betrat und verzog meine Lippen zu etwas, was wie ein Lächeln aussehen sollte. Und ich fügte hinzu: »Haben Sie Rosa gefunden? Geht es ihr gut?«, wobei ich versuchte, es so besorgt und neugierig wie möglich klingen zu lassen.
    Antonio war es, der antwortete. »Nein.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Wir haben sie nicht gefunden, Señorita. Nirgendwo eine Spur von ihr. Sie hat nicht einmal etwas mitgenommen, um die  chiles  hineinzutun.«
    Carlos kam auf mich zu, um mich zu begrüßen. »Kommen Sie, setzen Sie sich«, sagte er mit seiner tiefen, volltönenden Stimme. »Ich will Ihnen alles erzählen. Meine Brüder suchten überall heute nacht. Sie gingen zu den Schafpferchen, fuhren dann in die Vorberge, trotz der ›Gilas‹. Aber« – er zuckte die Achseln – »nichts war zu finden. Nicht die Spur.«
    Miguel nickte.  »Si,  sie scheint spurlos verschwunden zu sein.«
    Dona Isabella, die aufmerksam zugehört hatte, flüsterte: »Verschwunden? Unsere Rosa? Das kann ich nicht verstehen. Niemals hat sie etwas gemacht, was ihr nicht aufgetragen war. Zuerst der arme Father Vala… und jetzt« – sie schluchzte beinahe – »jetzt ist Rosa fort.«
    »Es ist noch zu früh, sich Sorgen zu machen,  querida«,  sagte Carlos besänftigend. »Rosa kann durchaus gesund und munter sein. Vielleicht hat sie dann anderswo noch nach ihren kostbaren Heilkräutern gesucht. Du weißt doch, was sie manchmal bei Vollmond tat? Jetzt ist auch Vollmond.« Carlos Miene verdüsterte sich. »Eines steht jedenfalls fest: Wenn Rosa irgend etwas passiert sein sollte – ich habe es an Warnungen bestimmt nicht fehlen lassen.«
    Abuela wandte kein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher