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Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens
Autoren: Blanche Mosler
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Auge von Carlos. Ihr Blick war fest, doch saß sie zusammengesunken da, als sei die fröhliche, junge Isabella für immer Vergangenheit.  »Si«,  nickte sie, als dirigierten unsichtbare Fäden ihre Bewegungen. »Sie wollte nicht hören. Du hast sie gewarnt, das wissen wir alle. Die Arme… sie hätte doch wissen sollen…« Auch die alte Dame war keine zu gute Schauspielerin, denn ihre Stimme versagte jetzt.
    »Jedenfalls…« – ich bemühte mich verzweifelt, meiner Stimme Festigkeit zu verleihen – »… jedenfalls hat es keinen Sinn, die Polizei zu rufen. Wir wissen, wie wenig sie sich um solche Dinge kümmert. Und wenn Sie die Sache selbst in die Hand nehmen, dann wissen wir wenigstens, daß das Menschenmögliche geschieht.«
    Überrascht und erfreut sahen die Monteras mich an. Trotz allem würden sie, ehe sie mich beseitigten, nicht so viel Ärger mit mir haben, wie sie befürchtet hatten! »Oh, die Polizei habe ich bereits informiert«, sagte Carlos ruhig. »Die Beamten versicherten mir, daß sie alles tun werden, um die arme Rosa zu finden. Übrigens«, fügte er mit einem Blick zu Dona Isabella hinzu, »wo ist Teresa? Schläft sie denn noch?«
    »Si«,  seufzte Abuela. »Sie ist heute nacht in meinem Ankleidezimmer geblieben. Allein wäre das arme Kind zu verlassen gewesen. Stella macht das Frühstück, obwohl ich nicht weiß, was da herauskommen wird.«
    Das ist das Stichwort, dachte ich mir. »Warum haben Sie mir nichts gesagt?« warf ich hilfsbereit ein. »Ich bin eine ganz brauchbare Köchin und hätte da helfen können.«
    »Ein Gast auf der Hacienda Montera, der in der Küche hilft?« empörte sich Miguel. »Niemals, Señorita. Das ist absolut undenkbar!«
    Den Gast zu  ermorden  ist allerdings nicht undenkbar, dachte ich bitter. Wenn ich mir die drei charmanten Herren so ansah – konnte es wirklich wahr sein? Waren das dieselben Verbrecher, die ich in der vergangenen Nacht in Dolores’ spärlich erleuchteter  sala  belauscht hatte? In Carlos’ dunklen Augen lag wieder die alte Bewunderung, bemerkte ich jetzt, und die gleiche Zärtlichkeit. O Gott, dachte ich, kein Wunder, daß ich so auf ihn hereinfallen mußte. Aber damit war Schluß. Denn er hatte vielleicht am meisten für mich gefühlt, mich aber auch am schlimmsten getäuscht. Und das machte ihn noch gemeiner als seine Brüder!
    Ich schlug kokett die Beine übereinander und versuchte, heiter auszusehen. Aber das war nicht leicht, denn meine Gedanken waren alles andere als romantisch. Lag Rosas Leiche immer noch in jener langen Truhe in der alten  sala?  Oder hatte man sie begraben, als ich zurück in die Hacienda geflohen war? Die Lippen immer noch zu etwas verziehend, was Carlos, wie ich hoffte, als zärtliches Lächeln deuten konnte, spürte ich, wie eisige Verzweiflung in mir hochstieg. Würde ich es jemals erfahren? Oder würde ich schon bald selbst neben Rosa liegen – irgendwo in dem Boden, den Seine Allerchristlichste Majestät, König Philipp III. vor Jahrhunderten als Lehen gegeben hatte… von niemandem vermißt?
    Von niemandem? Würde Bob Ellison mich vermissen?… Wenn ich mich nicht wieder bei ihm meldete? Er hatte sich doch nach mir erkundigt; würde er seine Suche fortsetzen? Oder würde er glauben, was man ihm hier gesagt hatte? Fast konnte ich die Stimme am Telefon hören:  »Nein – sie ist nicht hier. Si, sie kam an jenem Abend hierher, aber nur für ein paar Minuten. Sie fuhr dann sofort nach Santa Fe zurück.«
    Würde er glauben, daß ich meinen Vorsatz, ihn anzurufen, fallengelassen hatte? Daß ich mich irgendwo versteckte, wo er mich nicht finden konnte?
    Oh, bitte, Bob, flehte ich stumm, in der wahnwitzigen Hoffnung, meine Gedanken könnten ihn irgendwie erreichen. Verfall nicht in diesen Irrtum. Du bist alles, was mir noch bleibt. Wenn du mir nicht hilfst…
    Beinahe apathisch nahm ich wahr, daß der alte Pedro hereinkam und mit maskenhafter Miene zum Frühstück rief. Als Carlos Dona Isabella den Arm reichte und ich, flankiert von Antonio und Miguel, folgte, war ich so nahe an einem hysterischen Anfall, daß ich fürchtete, jeden Moment laut schreien zu müssen. Aber dann fiel mir etwas ein, was meine Mutter zu sagen pflegte, und daran klammerte ich mich: »Wo Leben ist, da ist immer noch Hoffnung.«
    Aber während Stella servierte – nervöser und ungeschickter, als Teresa jemals gewesen war –, fragte ich mich, ob wirklich noch Hoffnung war. Denn der alte Pedro schien heute morgen so mit seinen
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