Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens
Autoren: Blanche Mosler
Vom Netzwerk:
öffnete es und wartete auf eine Gelegenheit, dem Holzknecht unauffällig ein Zeichen zu geben. Natürlich konnte er den Zettel auch den Monteras übergeben, aber dieses Risiko mußte ich eingehen. Andernfalls würde ich ohnehin bald tot sein. Dann sah ich mit Entsetzen, daß der Gärtner um die Hausecke kam, diesmal nicht, um seine Geräte aufzuräumen, sondern um dem Alten dabei zu helfen, das Holz von seinem Wagen in den Schuppen zu tragen.  Warum nicht?  dachte ich mir.  Um so schneller wird der Mann die Hacienda wieder verlassen!
    Ich weiß nicht, wer starrer dastand – ich in meiner Verzweiflung oder die vor den Wagen gespannten Esel. Bald würde Abuela kommen, um zu fragen, wo ich so lange bliebe, und der alte Holzknecht hatte noch nicht ein einziges Mal zu mir herübergesehen! »St. Christopherus… St. Antonius… Alle Heiligen… Bitte… Wenn dieser Alte die Hacienda verläßt, ehe…«
    Heiße Tränen liefen mir über die Wangen, und als ich sie abgetrocknet hatte, waren nur noch die Esel da. Ein wenig später kam der Alte aus dem Schuppen heraus, um sich neues Holz auf die Schultern zu laden. Von Joe war nichts zu bemerken. Offenbar war er inzwischen wieder weggegangen. Diesmal sah der alte Mexikaner zu mir herüber, und ich bedeutete ihm mit wilden Gesten, er solle näher kommen.
    Als er nahe genug war, legte ich warnend den Finger auf die Lippen. »Hören Sie«, flüsterte ich heiser. »Bringen Sie das in die Stadt, zu Bob Ellison, oder zur Polizei. Verstehen Sie mich?«
    Der schäbige alte Bursche mit seinem zerbeulten Filzhut starrte mich an, und trotz meiner Verzweiflung fiel mir auf, daß sein Schnurrbart irgendwie nicht zu ihm paßte. Dann legte er zu meiner grenzenlosen Verblüffung seinerseits den Finger an die Lippen und flüsterte: »Ich bin es, Red. Ich konnte nur so hier hereinkommen. Eine lange Geschichte… Und jetzt hör gut zu. Die Polizei ist draußen und bewacht das Tor. Wir haben nicht viel Zeit…« – er sah sich immer wieder vorsichtig um – »… das alte Faktotum habe ich zwar k.o. geschlagen, aber er kann jeden Augenblick wieder aufwachen. Kannst du aus diesem Zimmer weg und zur Eingangstür kommen?«
    »Ich glaube schon. Das heißt, wenn ich niemandem begegne…«
    »Okay. Ich trage jetzt noch mal Holz hinein, um zu sehen, ob unser alter Freund noch schläft. Dann fahre ich mit dem Wagen zum Tor. Den Schlüssel habe ich eurem Waldschrat abgenommen. Wenn du bis dahin nicht da bist, kommt die Polizei herein und sieht nach. Die Polizei kommt ohnehin… aber das erkläre ich dir später… Jedenfalls möchten wir lieber, daß du vorher draußen bist. Bist du schon eher an der Tür, dann warte, bis ich das Tor aufgesperrt habe. Und dann rennst du, so schnell du nur kannst. Verstanden?«
    »Ja.«
    »Gut«, sagte Bob. »Bis dann.«
    In gewisser Weise war der Schock, Bob als alten mexikanischen Holzknecht wiederzusehen, auf seine angenehme Art nicht geringer gewesen als der, den mir die Monteras in der vergangenen Nacht zugefügt hatten, als sie sich als skrupellose Killer entpuppten. Aber ich hatte keine Zeit zu verlieren. Ich trat jetzt auf den Korridor hinaus… erreichte die große  sala…  jetzt nur Eingangstür. Aber als ich die  sala  durchqueren wollte, trat mir plötzlich Stella entgegen und sagte mit ihrer kehligen Stimme: »Nein… nein! Nicht hinaus… bleiben Sie…«
    Ich versuchte, sie zur Seite zu stoßen, aber es war zu spät. Sie hatte nach Don Carlos gerufen. Die Monteras eilten aus einem benachbarten Raum herbei. »Wohin denn so eilig, Señorita?« ließ sich Antonios Stimme vernehmen. Er kam in drohender Haltung auf mich zu, gefolgt von seinen Brüdern, als sich die schwere Tür zu Abuelas Gemächern knarrend öffnete. »Wo soll sie denn hinwollen?« fragte sie streng. »Habe ich euch denn nie gelehrt, wie man auf der Hacienda Montera einen Gast behandelt?«
     
    Dann ging alles sehr schnell. Abuela zog mich mit sich durch die Tür, und als ich mich nicht bald genug vor dem Haus zeigte, begann sich die Polizei doch sehr für die Hacienda zu interessieren. Dona Isabellas wegen tat es mir leid, aber ich mußte den Beamten alles erzählen: Wie ich Father Vala fand… seine letzten Worte… die Ereignisse auf der Hacienda… das Diebesgut… und Rosa Morenos Leiche in der langen Truhe in Dolores’ sala.  Ich hörte Teresas entsetzten Aufschrei und sah Abuela fassungslos auf das Sofa sinken.
    Einige der Polizeibeamten begaben sich in Dolores’  sala  und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher