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Bote des Todes

Bote des Todes

Titel: Bote des Todes
Autoren: Heather Graham
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ihnen war so wie sie.
    „Ansonsten treffen wir uns im Pub deiner Eltern“, fuhr er schließlich fort. „Wenn du darauf bestehst, dass wir so lange warten.“
    „Du würdest wirklich die ganze Nacht durchfahren …?“
    „Das würde ich.“
    „Nein, mir ist wohler zumute, wenn du für eine solche Aktion nicht dein Leben riskierst“, sagte Moira entschlossen. „Boston, übermorgen Abend, Kelly’s Pub, und ich stelle dich meiner Familie vor. Ich sehe dich da?“
    „Einverstanden“, erwiderte er. Obwohl er es erwartet hatte, machte ihm der Gedanke Angst, dass sie alle in Boston aufeinander treffen würden: er, Moira, ihre Familie, ihre Vergangenheit – und die Zukunft. „Ich liebe dich“, fügte er an und war überrascht, wie verzweifelt seine Stimme klang.
    „Ich liebe dich auch“, sagte sie, und er glaubte es ihr.
    Momente später legten sie auf.
    Es war spät, und er war müde, trotzdem begann er, sich anzuziehen. Er sah auf die Uhr. Es war noch nicht so spät, erst kurz nach Mitternacht.
    Er verließ das Hotel.
    Sein Ziel konnte er bequem zu Fuß erreichen. Boston war in dieser Hinsicht eine angenehme Stadt. Die Altstadt und auch die neueren Viertel zeichneten sich durch ihre engen, gewundenen Straßen aus. Zwischen der Kolonialzeit und der Moderne lagen nur ein paar Schritte. Boston gefiel ihm. Hervorragende Fischgerichte. Ein ausgeprägter Sinn für Geschichte.
    Er ging zügig und erreichte schon bald die Straße, in der er sich bereits früher am Tag umgesehen hatte. Da vorne, auf halber Höhe zwischen zwei Seitengassen, im gelblichen Schein einer Straßenlampe, entdeckte er das Schild.
    Kelly’s Pub.
    Er stand da und betrachtete es.
    Und verfluchte die kommenden Tage.
    Die Tür stand noch offen, aber im Lokal war nicht viel los. Es war mitten in der Woche. Er dachte darüber nach einzutreten, ein Bier vom Fass zu bestellen, sich in eine Ecke zu setzen und sich in aller Ruhe umzusehen.
    Nein.
    Es war halb eins, als er sich abwandte und fortging.
    Viertel vor eins.
    Im Schatten, den die hohen Gebäude warfen, beobachtete er, wie Michael McLean sich wieder entfernte. Er hatte sein Gesicht noch nie gesehen und den Mann auch nie zuvor kennen gelernt, dennoch fühlte er ganz genau, wer er war.
    Dan O’Hara sah dem Mann nach, bis er aus seinem Blickfeld verschwunden war. Er hatte die Straßenlampe auf der gegenüberliegenden Straßenseite gemieden und war dadurch kaum mehr als eine dunkle Silhouette in der Nacht gewesen.
    Er lehnte sich gegen das alte Gebäude. Da die Straße nun wieder menschenleer war, zündete er eine Zigarette an, zog an ihr und inhalierte tief den Rauch. Eine schlechte Angewohnheit, die er aufgeben musste. Es war ein müßiger Gedanke. Das war also Michael McLean. Er wusste nicht genug über ihn, um ein rationales Urteil zu fällen, aber rein instinktiv war ihm der Kerl unsympathisch. Andererseits konnte Moira mit einem Heiligen liiert sein, dessen Perfektion durch einen Friedensnobelpreis unterstrichen wurde, und er wäre ihm ebenfalls unsympathisch.
    Er musste sich zwingen, keine voreiligen Schlüsse über Michael McLean zu ziehen. Er konnte es ihm nicht einmal verübeln, einen Blick auf den Pub zu werfen.
    Kelly’s. Dan war selbst in das Lokal verliebt.
    Wie lange war er diesmal fortgeblieben? Auf jeden Fall zu lange. Als er das letzte Mal hier gewesen war, hatte eines gefehlt. Moira.
    Wie oft hatte er sie zurückgewiesen? Es war jedes Mal richtig gewesen, so zu handeln. Zuerst war sie zu jung gewesen. Dann, als sie schließlich doch ein Paar geworden waren, hatte er einfach gefühlt, dass er nicht der Richtige für sie war. Da war ihm aber noch nicht klar gewesen, dass er immer noch daran glaubte, sie gehöre ihm, und dass sie immer da sein würde. Er wollte, dass sie glücklich war, aber auf der anderen Seite war er ein Mann, der ein ausgeprägtes Ego besaß. Tief in seinem Inneren hatte er geglaubt, Glück würde für sie bedeuten, auf ihn zu warten.
    Okay, er war ein Idiot.
    Ein Idiot, der sich trotzdem richtig verhalten hatte. Sie war eine starke Frau, sie hatte ein Gespür dafür, was richtig und was falsch war, und was es bedeutete, eine Amerikanerin zu sein. Er hatte nichts dagegen machen können, er war ein Ire. Ein Ire, der Amerika liebte, der sich aber … verpflichtet fühlte.
    Würde er immer so empfinden?
    Würde er überleben?
    Er dachte wütend darüber nach, wie wenig ihm gefiel, was um ihn herum vorging. Zu wissen, dass ihn keine Schuld traf, schien ihm nicht
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