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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde
Autoren: Arthur W. Upfield
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feierlich versprechen müssen, dich lediglich nach deinen Wünschen zu fragen.«
    »Aber Sie können mir meine Fragen beantworten. Das hat man Ihnen doch nicht verboten?«
    »Nein, allerdings nicht.«
    »Wo ist Nat?«
    »Drüben auf der Lagunenfarm. Er spricht mit deiner Mutter und dem alten Jeff. Er wird dir deine Sachen mitbringen. Sam und der Doktor und Mr. Lang, der Leichenbeschauer, sind in der Scheune, soviel ich weiß. Lew und Fred sitzen draußen in der Sonne, und Tom Breckoff hat seine Uniformjacke ausgezogen und hilft Karl beim Melken.«
    Emma hatte schon oft in ihrem Leben Kranke gepflegt, und sie tat es mit Vergnügen. Nun konnte sie wieder jemanden bemuttern. Sasoon hatte Sadie das Versprechen abgenommen, keine Dummheiten zu machen und das Zimmer nur in Begleitung von Emma zu verlassen. Sie durfte die Fenster öffnen und die Tür zum Wohnzimmer angelehnt lassen. Emma hatte Sadie einmal weinen gehört, aber meist sinnierte das Mädchen.
    Es war erst gestern gewesen, als der furchtbare Sturm die Lagune vor Rhudders Farm vernichtet hatte. Man hoffte, daß die Straße nach Timbertown am nächsten Tag wieder für Kraftfahrzeuge befahrbar sein würde. Matt hatte bereitwillig Pferde zur Verfügung gestellt, um die Leiche von Marvin Rhudder zu bergen. Nun nahm der Leichenbeschauer eine erste Untersuchung vor, wobei es vor allem darauf ankam, daß mehrere Personen den Toten identifizierten. Der alte Jeff wünschte, daß sein Sohn auf dem Kliff hinter Australiens Fronttür begraben würde, aber das Gesetz ließ das nicht zu.
    Als Emma dann später das Abendessen für ihre beiden Männer und die zahlreichen Gäste kochte, kehrte Bony von der Lagunenfarm zurück. Er sagte nicht, was es drüben gegeben habe, sondern verließ das Wohnzimmer gleich wieder.
    Eine Weile später, nachdem Sadie in ihrem Zimmer das Abendessen eingenommen hatte, kam Bony herein.
    »Ich möchte Ihnen noch einige Fragen stellen, damit ich das Protokoll vorbereiten kann«, sagte er. Die Tür schien durch einen Luftzug zugefallen zu sein. »Haben Sie sich denn etwas erholt?«
    »Ja, Nat.«
    »Gut! Dann wollen wir jetzt das Protokoll im Rohbau aufsetzen. Morgen früh lese ich es Ihnen vor, und Sie unterschreiben es. Sie haben ja nicht vergessen, daß ich Ihnen sagte, kein anderes Protokoll zu unterzeichnen?«
    »Ach, Nat, ich habe nicht ein Wort von Ihnen vergessen.«
    »Na, Sie sollten aber doch lieber vergessen, daß ich zwischendurch auch mal geflucht habe. So, und nun wollen wir uns an die Arbeit machen.«

    Am nächsten Vormittag bat Wachtmeister Breckoff Sadie ins Wohnzimmer. Am Tisch saßen Bony und der Sergeant. Beide Männer erhoben sich bei Sadies Eintritt. Ihre Gesichter blieben unbeweglich und zeigten kein Lächeln.
    »Guten Morgen, Miss Stark«, sagte Bony reserviert. »Bitte, nehmen Sie Platz. Und nun - Sie brauchen sich übrigens nicht hinter Miss Stark zu stellen, Wachtmeister, setzen Sie sich doch. Also, hier vor mir habe ich das amtliche Protokoll, das aus Ihren verschiedenen Aussagen, die Sie mir gegenüber gemacht haben, zusammengestellt wurde. Ich lese es Ihnen jetzt vor, und falls Sie etwas gestrichen oder hinzugefügt haben wollen, müssen Sie es mir sagen. Ist das klar?«
    Sadie senkte den Kopf, und einen Augenblick lang hatte Bony den Eindruck, als fiele sie wieder in ihre frühere Lethargie zurück. Doch dann, als er zu lesen begann, hob sie das Gesicht und blickte ihn fest an. Er war heute so ganz anders als der Nat Bonnar, den sie bisher gekannt hatte. Er trug einen eleganten grauen Anzug, dazu ein graugestreiftes Hemd mit kastanienbrauner Krawatte. Sein Gesicht war ernst.
    Zunächst wurde ausführlich dargelegt, wie sie - Sadie Stark - Marvin Rhudder im Schuppen entdeckt hatte. Nach einer Aussprache mit ihm und seiner Mutter habe sie ihn dann mit dem Boot über die Lagune zu der alten Blockhütte bei den Papierrindenbäumen gebracht. Dann habe man Luke telegrafisch zu Hilfe geholt. Durch eine Nachfrage der Polizei auf der Lagunenfarm habe man schließlich erfahren, daß Marvin wegen Mordes gesucht wurde.
    Die weiteren Geschehnisse wurden in aller Ausführlichkeit dargelegt, und schließlich die Ereignisse in der Höhle behandelt, als Marvin dringend seinen Koffer verlangte. Da sie sich geweigert habe, ihn bei Tageslicht zu holen, habe Marvin einen Wutanfall bekommen und sie tätlich angegriffen. Sie habe hinter die Truhe fliehen können und in ihrer Verzweiflung die dort liegende Pistole ergriffen. Wie viele Schüsse
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