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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde
Autoren: Arthur W. Upfield
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fahren. Also kommen Sie, machen wir uns auf den Weg.«
    Er drehte sich um und führte sie den Abhang hinauf. Am liebsten hätte sie ihren Arm, den sie vorhin so impulsiv unter Bonys Arm geschoben hatte, zurückgezogen, aber er ließ ihn nicht los.

25

    Sadie erinnerte sich an einen Kriminalroman, den Emma ihr einmal geliehen hatte. In diesem Roman hatte der Detektiv zu dem Mörder gesagt: >Kommen Sie, machen wir zusammen einen kleinen Spaziergang.< Diese Situation war ähnlich.
    Sie kamen an dem hohlen Baum vorüber, und Sadie fragte, wie er den Koffer entdeckt habe.
    »Ich bin ganz einfach Ihrer Spur nachgegangen, Sadie.«
    »Aber... ich habe sie doch mit einem Zweig ausgelöscht. Ganz bestimmt.«
    »Gewiß. Sie haben lediglich Ihre Fußspuren in eine Wischspur verwandelt. Wenn Sie das nächstemal Ihren alten Freund irreführen wollen, müssen Sie warten, bis ein ordentlicher Regen kommt.«
    Im Windschatten eines Baumes machten sie halt, und er ließ Sadies Arm los, um sich eine Zigarette zu drehen. Er bot an, auch für sie eine zu rollen, aber wiederum lehnte sie ab. Der Sturm heulte in den Zweigen, er trieb die Wolken auseinander, und jetzt brach auch schon die Sonne durch. Als sie weitergingen, ergriff er ihre Hand.
    »Ich werde Ihnen nicht davonlaufen, Nat«, sagte Sadie.
    »Nein, mir werden Sie nicht davonlaufen. Und ich werde auch nicht zulassen, daß Sie noch einmal vor sich selbst davonlaufen. Das haben Sie nämlich seit Jahren getan.« Sie blieben eine Weile stehen und blickten zurück. Die Lagune hatte jetzt kaum noch die Hälfte ihres ursprünglichen Umfanges, die Schlammfläche wurde immer größer. »Das wird kein schöner Anblick sein, bevor nicht Gras gewachsen ist und alles zudeckt. So, und nun kommen Sie. Wenn es Ihnen lieber ist, lasse ich Ihre Hand los.«
    Nun konnte sie ungehindert neben ihm herlaufen.
    »Sehen Sie, Sadie, ich kann Sie deshalb so gut verstehen, weil ich genauso einsam war wie Sie, bevor ich meine Marie heiratete«, sagte Bony. »Ich weiß, wie furchtbar es sein kann, wenn man sich ganz allein fühlt. Ich begann damals mein Studium, aber auch das war keine rechte Hilfe. Im Augenblick liegen Angst und Ungewißheit vor Ihnen. Sie werden manche Unannehmlichkeiten erdulden müssen, weil wir Polizisten uns an die Vorschriften halten müssen. Es wird Ihnen auch unangenehm sein, welches Aufsehen Sie plötzlich in der Öffentlichkeit erregen werden. Man wird Ihnen endlose Fragen stellen - Polizeibeamte, Richter und Anwälte. Sie werden sich schrecklich elend fühlen, aber ich denke doch, daß Sie alles gut überstehen werden, weil Sie in den langen Jahren der Einsamkeit viel innere Kraft aufgespeichert haben. Übrigens wird Sasoon bald bei uns sein. Ich werde Sie ihm übergeben müssen, und dann wird man Sie offiziell unter Anklage stellen. Ich weiß nicht, wie Ihre Richter entscheiden werden. Ich kann auch nicht bei Ihnen sein, um Ihnen die richtigen Antworten in den Mund zu legen.«
    Sie blickte ihn an - sein strenges Profil, das vom Wind zerzauste Haar. Sie hatte das Gefühl, ihn schon von Kindheit an zu kennen.
    »Sie bleiben jetzt für einen oder zwei Tage bei Emma«, sagte er. »Ich werde jemanden zur Lagunenfarm schicken, der die Sachen holt, die Sie brauchen. Dann müssen wir ein Protokoll aufnehmen über alles, was passiert ist, und Sie müssen es vor Zeugen unterschreiben. Werden Sie auch Ihre fünf Sinne beisammenhaben?«
    »Ich werde nichts vergessen, Nat, mein ganzes Leben lang nicht.«
    »O doch, später schon. Aber denken Sie jetzt an eins - das ist wichtig. Beantworten Sie keine einzige Frage, gleichgültig ) wer sie stellt, solange ich das Protokoll noch nicht aufgenommen habe. Klar?«
    Sadie erwiderte nichts, preßte nur stumm seine Hand.
    »So, und nun Kopf hoch«, sagte Bony kurze Zeit später. »Hier kommen sie schon.«

    Emma stellte zwei Tassen Tee, eine Dose Zucker, einen Teller mit Butterfladen und ein Schälchen selbstgemachter Erdbeermarmelade auf ein Tablett. Sie brachte das Tablett in eins der Schlafzimmer. Man hatte zwei Sessel und einen Tisch vor das Fenster gerückt, das jetzt offenstand. Die Gardinen bauschten sich im Luftzug. Emma lud das Tablett auf dem Tisch ab und blickte Sadie an.
    »Sams Wagen war im Schlamm steckengeblieben. Sie haben ihn jetzt wieder flottgemacht. Du mußt aber trotzdem bis morgen hierbleiben.«
    Mit schüchternem Lächeln nahm Sadie die Tasse, die Emma ihr reichte.
    »Ich platze zwar vor Neugier«, fuhr Emma fort, »aber ich habe
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