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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde
Autoren: Arthur W. Upfield
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ist? Luke oder Marvin?«
    »Luke. Er erzählte mir davon. Er mißtraute Ihnen von Anfang an. Ich übrigens ebenfalls. Aber nachdem Marvin tot war, glaubte ich, nichts mehr von Ihnen befürchten zu müssen.«
    »Sie haben auch nichts von mir zu befürchten.«
    Die launische See hatte den Seetangberg eingerissen und die bräunlich-grüne Masse an der Sandmauer der Lagune entlang in Richtung auf Australiens Fronttür getrieben. Aber hier wurde der Tang nicht hindurchgelassen, und die wütende See hatte nun alles zurückgeschwemmt und den Seetangberg gegenüber der Sandmauer der Lagune erneut aufgebaut. Nun stürmten die Wassermassen dagegen an, ohne bei dieser schwammigen Masse aus Algen etwas erreichen zu können.
    Ebenso wie hinter Australiens Fronttür prallten auch hier die Wogen hinter dem Seetangberg zusammen, und mit jedem Brecher wurde ein Stück aus der Sandmauer herausgerissen.
    »Sieht gar nicht gut aus«, brüllte Bony gegen den Sturm an. »Da sind Fremde auf der Farm.«
    Vor der Gartenpforte stand eine Reitertruppe. Einer der Reiter hielt ein Pferd am Zügel, ein anderer stand auf der Veranda mit den Farmersleuten beisammen. Selbst auf die große Entfernung hin und im trüben Licht dieses Sturmtages konnten sie erkennen, daß sich zwei Eingeborene unter ihnen befanden. Der Mann kam von der Veranda zu seinem Pferd gelaufen, sprang auf und galoppierte hinüber zum Deich.
    »Wir müssen uns beeilen, wenn wir hinüber wollen«, rief Sadie.
    »Aber nicht über die Sandmauer«, brüllte Bony ihr ins Ohr, und sie verstand es trotzdem nicht. »Außerdem ist es jetzt ohnehin zu spät dazu. Sehen Sie sich das an!«
    Es war die reinste Springflut. Im Vergleich zu ihr wirkte die tägliche Flutwelle, die beim Kentern der Tide auftrat, zwergenhaft. Sie raste auf den Seetangberg zu, und der Sturm schien den Gischt in die Höhe zu reißen. Der gigantische Wellenberg stürzte sich auf das Hindernis, und der Seetangberg ging unter in den Fluten. Tosend und strudelnd prallten die Wassermassen aufeinander, überschwemmten die Sandmauer und flössen schließlich wieder ab, als wollten sie die Wirkung ihres Angriffes zunächst einmal begutachten. Anscheinend waren die entfesselten Mächte des Meeres noch nicht zufrieden mit ihrem Werk, denn sie schickten sofort weitere Sturmkolonnen nach vorn.
    Inzwischen aber war die Sandmauer zu dünn, um die aufgestauten Wassermengen in der Lagune noch länger halten zu können. Unter dem starken Druck zerbarst die Mauer, die freiwerdenden Wassermassen schoben die Reste des Seetangberges aus dem Weg und ergossen sich schäumend ins Meer. Dort prallten sie mit den nächsten anstürmenden Wogen zusammen und trieben einen mächtigen schwarzen Keil in den Ozean. Die Überreste der Sandmauer wurden bis auf die Fundamente zerstört und auch noch Teile der gegenüberliegenden Düne weggerissen. Selbst festes Erdreich und felsige Stellen waren dem Toben der Elemente preisgegeben. Bony und das Mädchen spürten, wie der Boden unter ihren Füßen bebte. Obwohl sie hier sicher waren, zogen sie sich doch langsam den Abhang hinauf zurück, während ihre Blicke gebannt an dem Schauspiel hingen, das sich vor ihnen abspielte.
    »Das ist schrecklich! Das ist ganz schrecklich!« schrie Sadie immer wieder. Bony wurde sich plötzlich bewußt, daß sie sich bei ihm eingehakt hatte und er ihren Arm an sich preßte. Er hoffte, daß dieses gigantische Naturereignis das Mädchen zur Vernunft bringen würde, falls ihm dies vorhin in der Höhle nicht gelungen sein sollte.
    Auf der gegenüberliegenden Seite winkte ihnen Sasoon zu. Er rief etwas herüber, aber im Heulen des Sturmes und im Tosen des aus der Lagune abfließenden Wassers ging jedes Wort unter. Zwei Fremde waren bei dem Sergeanten und außerdem Matt, Breckoff, Fred und Lew. Mark Rhudder kam von der Farm angelaufen. Der alte Jeff stand mit Sarah am Gartentor. Inzwischen leerte sich die Lagune immer mehr. Nur eine schwarze Schlammfläche blieb zurück.
    Von nun an würde das Boot nutzlos im Schuppen stehen. Bony war froh, daß eine höhere Gewalt sie zwang, am Rande der sterbenden Lagune entlang zur >One Tree Farm< zu gehen. Der Weg zur Lagunenfarm existierte nicht mehr. Dadurch wurde er der Notwendigkeit enthoben, dem alten Jeff und dessen Frau zu erklären, warum er Sadie festgenommen hatte.
    »Wir müssen zu Matt gehen«, sagte er. »Sasoon und die anderen werden unterwegs zu uns stoßen. Nach diesem Unwetter können bestimmt zwei Tage lang keine Wagen
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