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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde
Autoren: Arthur W. Upfield
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den Kessel voll Wasser. Als er den kalten Südwind im Gesicht spürte, fühlte er sich wieder gereinigt.
    Dann, als er an dem heißen Tee nippte und eine Zigarette rauchte, überkam ihn ein Gefühl des Triumphs. Er hatte den ihm gestellten Auftrag erfüllt. Er hatte Marvin Rhudder gefunden. Auch diesmal konnte er seinen Kollegen und Vorgesetzten mit hoch erhobenem Kopf gegenübertreten.
    Nun, man würde aufatmen, und die Opfer waren gerächt. Aber man würde wissen wollen, wer der rächende Engel gewesen war. Und dann, nach der ersten Erleichterung, würde die Gesetzesmaschinerie erneut aktiv werden. Man würde fragen: Wer ist der Mörder des armen Marvin Rhudder? Wer hat ihm drei Kugeln in den Leib gejagt?
    Für ihn - Inspektor Bonaparte - ging die Arbeit also weiter. Er mußte neue Nachforschungen anstellen, und wenn er den Mörder des armen Marvin Rhudder gefunden hatte, konnte er einen doppelten Triumph feiern.
    »Oh! Ich dachte schon, ich hätte das Licht brennen lassen!«
    Sadie Stark stand im Höhleneingang. Das Wasser rann in kleinen Bächen von ihrem Mantel und dem Südwester. Der Regen hatte ihr Gesicht abgewaschen und der Wind eine lebhafte Röte auf ihre Wangen gezaubert.
    »Hallo, Sadie!« Bony erhob sich. »Kommen Sie, trinken Sie einen Becher Tee mit mir. Sie sind ja ganz durchnäßt. Sie müssen doch müde und ganz durchfroren sein. So, den Mantel ziehen wir aus.«
    Sie starrte Bony aus großen Augen an. Ein kurzer Blick flog hinüber zu dem Altar. Sie mußte die Baskenmütze gesehen haben.
    Widerstandslos ließ sie sich den Ölmantel und den Südwester abnehmen. Bony breitete beides über einen Felsbrocken.
    Auf seine Aufforderung hin nahm sie auf der Truhe Platz. Er reichte ihr einen Becher Tee, in den er, ohne erst zu fragen, Zucker getan hatte.
    Dann holte er den leeren Wasserkanister und setzte sich vor sie hin. Er rollte eine Zigarette, bot sie ihr an, aber sie lehnte ab. Jede Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, und ihre Lippen, die fest aufeinandergepreßt gewesen waren, öffneten sich leicht und begannen zu zucken.
    »Wie lange sind Sie schon hier, Nat?« brachte sie schließlich hervor.
    »Schon eine ganze Weile, Sadie. Warum sind Sie zurückgekommen? In einer solchen Sturmnacht?«
    »Ich sehe, daß Sie die Baskenmütze gefunden haben. Ich kam zurück, um noch etwas zu begraben.«
    »Ach! Dann muß es sich aber um etwas Wichtiges handeln. Aber das kann jetzt warten. Ich hole zunächst frisches Wasser, dann kochen wir noch einmal Tee.«
    Er erhob sich, nahm den Kessel und ging langsam zum Ausgang. Er trat hinaus in den Sturm und kämpfte sich bis zu der Felsrinne durch, aus der das Wasser schoß. Mit dem gefüllten Kessel kehrte er zurück. Fast erwartete er, daß Sadie sich inzwischen die Pistole aus der Truhe genommen hatte. Nun, sie war entladen, die Patronen befanden sich in seiner Tasche. Ihr Verhalten würde zwangsläufig sein eigenes Verhalten bestimmen. Sadie Stark saß jedoch unbeweglich auf der Truhe und starrte mit gesenktem Kopf zu Boden.
    »Ist die See jemals bis in diese Höhle gedrungen?« fragte Bony und pumpte den Primuskocher.
    »Es muß wohl vor langer Zeit geschehen sein. Lange, bevor wir diese Höhle entdeckten. Auch jetzt steigt die Flut wieder, und wir müssen warten, bis die Ebbe einsetzt, bevor wir auf das Plateau können.«
    »Es kann nicht mehr lange dauern, bis der Tag anbricht. Wo haben Sie Ihre Taschenlampe?«
    »Ich rutschte auf dem Pfad aus, und dabei entglitt sie mir. Sie ist ins Meer gefallen.«
    »Essen Sie doch ein paar Kekse.«
    Sie nahm sich welche, dann blickte sie zu Bony auf, und als sie sprach, klang ihre Stimme leise und deprimiert. »Wer sind Sie eigentlich, Nat?«
    »Ich bin nur ein Polizeibeamter, Sadie. Und der Name Nat ist genauso schön wie jeder andere. Nun - was wollten Sie zusammen mit der Baskenmütze begraben?«
    »Ein altes Album. Es ist jetzt unwichtig. Haben Sie zugeschaut, als ich mich vorhin so schrecklich dumm und dramatisch aufführte?«
    »Ja. Ich konnte ja nirgendwo anders hinblicken. Meine Aufgabe war es, Marvin Rhudder zu fangen, und als ich seine Baskenmütze auf diesem Felsblock sah, wußte ich, daß er hiergewesen sein mußte. Natürlich wußte ich auch, daß Sie ebenfalls oft hier waren. Dann fand ich die Pistole in der Truhe. Sie war sein Eigentum, ja?«
    Sadie nickte, hob den Becher und blickte Bony fest an.
    »Ja, ich vergaß, sie zu begraben. Genau wie die Baskenmütze.«
    »Sie erzählten mir einmal, daß Marvin nach
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