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Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang
Autoren: Arthur W. Upfield
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aufs Haupt schlagen können. Aber ich habe die Leiter wieder zurückgebracht.«
    Die beiden Männer mußten lachen, Blair aber verzog keine Miene.
    »Nun hören Sie, Blair, ganz im Ernst: Wo waren Sie gestern abend gegen halb neun?« fragte der Sergeant noch einmal mit ernster Miene.
    »Das habe ich Ihnen doch gesagt«, antwortete Blair. »Ich habe den Schwarzen mit einer halbverfaulten Gurke erschlagen. Und nun verhaften Sie mich, Sergeant. Ich bin gespannt, wie Sie das zu zweit anstellen wollen. Von mir aus kann's gleich losgehen, ich bin jederzeit bereit!«
    »Nicht hier im Büro, Blair. Sie würden mir die ganze Einrichtung kurz und klein hauen«, warnte Thornton lachend.
    »Na schön, Blair. Verschwinden Sie.« Der Sergeant seufzte resigniert.
    Blair stand langsam auf, schlenderte gemächlich zur Tür. Doch dann drehte er sich noch einmal um. Anscheinend war ihm etwas Wichtiges eingefallen, und der Sergeant blickte ihn gespannt an. Blair kehrte langsam zum Schreibtisch zurück und beugte sich weit vor.
    »Hören Sie, Sergeant«, flüsterte er, »sind Sie auch ganz sicher, daß Sie mich nicht verhaften wollen?«
    »Ganz sicher. Aber sollte ich es mir anders überlegen, können Sie Gift darauf nehmen, daß ich Sie verhaften werde, ob es Ihnen paßt oder nicht!«
    »Du liebe Güte! Sie mit Ihren lahmen Gehilfen!« Blair schnaubte verächtlich. »Nun haben Sie mal ein Herz, Sergeant! Buchten Sie mich das nächstemal nicht ein. Wenn ich nach Wilcannia komme, möchte ich mich in aller Ruhe betrinken wie ein ehrbarer Puritaner. Aber ich möchte keine Gefängniszellen streichen!«
    Mit einem kurzen Nicken verließ Blair das Büro.
    »Was halten Sie von Blair?« fragte der Schafzüchter lachend.
    »Blair ist ein Raufbold, aber kein Mörder«, erwiderte Sergeant Knowles grinsend. »Und der Eingeborene kam nicht bei einer Rauferei zwischen Betrunkenen um. Wieviel Hauspersonal haben Sie?«
    »Martha, die Köchin; Alice, das Dienstmädchen. Und Mabel kümmert sich um die Wäsche. Insgesamt also drei.«
    »Hm!« Der Sergeant studierte aufmerksam seine Notizen, dann blickte er auf. »Jetzt will ich mir einmal die Leiche ansehen. Und dann den Tatort. Anschließend besuchen wir das Eingeborenencamp. Was Ihre Leute anbelangt, so befriedigt mich Clairs Aussage nicht recht. Ich werde Wachtmeister Dowling beauftragen, sich von ihm die aufgestellten Fallen zeigen zu lassen. Aber es steht fest, Mr. Thornton, daß Frank Dugdale jemanden gesehen hat, als es blitzte.«
    »Verdammter Regen!« knurrte Sergeant Knowles und starrte auf die vier Holzpflöcke, die die Fundstelle der Leiche markierten. »Hier ist nicht die geringste Spur zurückgeblieben.«
    »Was mir wichtig erscheint, ist die Tatsache, daß der Eingeborene einen Meter neunzig groß war. Und doch erhielt er den Schlag auf den Kopf«, murmelte der Schafzüchter. »Danach würde doch jeder normal große Mensch ausscheiden. Es sei denn, er hätte Blairs Methode mit der Trittleiter angewandt.«
    »So ist es«, pflichtete der Sergeant gedankenverloren bei. Er stand mit dem Rücken zum Fluß und blickte zum Gartenzaun. »Hat Dugdale vielleicht ein Verhältnis mit einem der Mädchen – oder mit Miss Flinders?«
    »Keine Ahnung. Mir ist bisher nichts aufgefallen. Warum?«
    »Nur so«, antwortete Knowles geistesabwesend. »Dann wollen wir zum Eingeborenencamp gehen. Hallo! Wer kommt denn da?«
    Am Flußufer entlang näherte sich ein Eingeborenenmädchen; der Sergeant bewunderte ihren geschmeidigen Gang und ihre schöne Gestalt. Sie mochte zwanzig Jahre alt sein und hatte eine weiße Musselinbluse, einen blauen Rock, Nylonstrümpfe und Schuhe an. Sie trug die billige, aber gutsitzende Kleidung mit unbewußter Grazie. Als sie bei den Männern angekommen war, blickte sie ihnen furchtlos entgegen.
    Die meisten Weißen finden die Australnegerin häßlich. Dieses Mädchen bildete eine seltene Ausnahme. Sie hatte ein ovales Gesicht. Die Stirn war bei ihr nicht zurückfliehend und wulstig, sondern hoch und breit, die Nase nicht flach und breit, sondern schmal und rassig. Ihre Lippen waren zwar etwas voller als die einer Weißen, doch keinesfalls so aufgeworfen und rissig wie die der normalen Eingeborenen. Nelly Wanting war außergewöhnlich hübsch.
    »Guten Tag, Nelly! Du gehst ins Herrenhaus?« fragte Thornton freundlich.
    »Ja, Mr. Thornton«, erwiderte sie lächelnd. »Mrs. Thornton hat nach mir geschickt. Ich soll Mabel helfen. Morgen wird gewaschen.«
    »Ach ja! Morgen ist Montag, nicht
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