Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bombe im Bikini

Bombe im Bikini

Titel: Bombe im Bikini
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
bis
mein Kopf langsam wieder klarer wurde. Ich blickte hoch und sah einen großen
dicken Mann, der über dem Geländer vor seinem Platz hing und herzerweichend
stöhnte.
    » Olé !« gurgelte er. Nach ein paar Sekunden ging mir auf, daß der
dumme Mensch wegen irgendwas einen Lachkrampf bekommen hatte.
    Ich schaute mich um und
erkannte, daß der Stier noch immer mit seinen Hörnern im Holz steckte. Das war
meine Chance! Ich lief auf die Holzwand zu, sprang und bekam die Krone zu
fassen. Ich zog mich hoch, bis ich die Ellbogen aufstützen konnte — und da
hörte ich in meinem Rücken ein dumpfes Donnern. Ich sah über die Schulter
zurück: Der verflixte Ochse hatte sich befreit und ging schon wieder auf mich
los! Dieser Anblick muß mich aus der Fassung gebracht haben, meine Hände ließen
los, und noch ehe ich den Schaden reparieren konnte, fiel ich.
    Ich landete unsanft auf meinen
Matadorhosen, und im nächsten Moment ging alles drüber und drunter. Die
Menschen um die Arena flogen hinauf und hinab und herum und herum, einmal war
der Himmel über mir, dann wieder die Erde. Als mir dämmerte, daß ich dem Stier
genau auf den Rücken gefallen war, ging dieses Licht auch ihm auf —
unvermittelt blieb er stehen und grub die Vorderhufe in den Boden.
    Ich segelte über seinen Kopf
hinweg, noch einmal drehte sich alles um mich, aber diesmal viel schneller. Mit
schmerzhaftem Aufprall landete ich am Boden...
    Ich rappelte mich auf einen
Ellbogen hoch, sah den Stier Kurs auf mich nehmen, nur wenige Meter entfernt...
Also, sagte ich mir, diesmal hat der Stier gewonnen, Mavis. Selbst wenn ich’s
versucht hätte, ich wäre nicht rechtzeitig auf die Beine gekommen, und
obendrein war mir auch gar nicht mehr nach einem Versuch zumute.
    Der Stier kam näher und näher,
ich konnte ihm schon in die tückischen roten Augen sehen; zwei Lanzen steckten
noch immer in seinem Nacken. Ich hörte ihn schnauben, sah die Hörner drohend
blinken, als sie mich aufspießen wollten...
    Ich schloß die Augen und
hoffte, daß es rasch ging, dann hörte ich kurz hintereinander zwei Schüsse, die
Erde bebte, als sei ein Vulkan ausgebrochen — und dann war alles einen
Augenblick lang mucksmäuschenstill.
    Ich öffnete behutsam die Augen
und sah einen knappen Meter vor mir einen reglosen Hügel Fleisch, der einmal
der Stier gewesen sein mußte. Nun hatte er zwei schwarze runde Löcher in der
Stirn. Ich hob den Kopf und erblickte einen Mann, der mit einer Pistole in der
Hand neben mir stand, und ich kann Ihnen versichern, daß ich noch nie im Leben
so glücklich gewesen war — über den Anblick einer dunklen Sonnenbrille.
    Er ergriff meine Hand und zog
mich hoch, dann rannte er mit mir auf die Tür mit der Aufschrift » Cuadrilla « los.
    »Nicht dorthin !« zeterte ich. »Manuel erschießt mich, wenn wir reinkommen !«
    »Wenn wir nicht sehr schnell da
hineinkommen, Chiquita«, sagte er durch zusammengepreßte Zähne, »dann wird uns die Menge lynchen. Es hat noch niemals einen Stierkampf
gegeben, der damit endete, daß der Stier erschossen wurde !«
    Wir erreichten die Tür und
kamen in den Korridor. Von Manuel war nichts zu sehen.
    »Danke, Rafael«, murmelte ich.
»Danke, daß Sie mir das Leben gerettet haben .« Und
damit schwanden mir die Sinne.
     
     
     

12
     
    Als ich wieder zu mir kam, lag
ich auf einem Tisch, und eine Frau wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser. Sie
sagte etwas auf spanisch und lächelte mir ermutigend
zu. Ich blickte an ihr vorüber in Rafaels Gesicht.
    »Geht es Ihnen wieder besser,
Chiquita ?« fragte er. »Ich... ich glaube schon«, sagte
ich.
    »Dann wollen wir zusehen, daß
wir hier wegkommen«, sagte er. »Die Leute reißen uns glatt in Stücke, wenn sie
uns erwischen. Los, schnell !«
    Ich raffte mich auf, brachte
die Beine auf den Boden. Ich schwankte noch einen Augenblick, dann hatte er
schon meinen Arm ergriffen und geleitete mich aus dem Zimmer. Er führte mich
durch ein halbes Dutzend Flure, bis wir plötzlich ins Freie und auf einen
Parkplatz traten. Er schob mich weiter zu seinem Wagen, bugsierte mich auf den
Beifahrersitz. Zwei Sekunden später war er auf der Straße.
    »Jetzt fühle ich mich ein
bißchen wohler«, gestand er. »Obwohl der Name Rafael Vega in der Plaza de Toros ein für allemal verpönt
sein wird .«
    »Daran werden Sie nicht sterben«,
sagte ich. »Oder hätte ich mich lieber aufspießen lassen sollen, nur damit die
Zuschauer keinen Grund zum Ärger bekamen ?«
    »Chiquita«, sagte er.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher