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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman
Autoren: Bastei Lübbe
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Oberschulrat hatte nur missmutige Blicke für mich übrig. Sicher bereitete ich ihm Ärger, den er in seinem Alter nicht mehr haben wollte.
    Der Staatsanwalt wies mir einen Stuhl zu. Er hatte die Knöpfe seines Jacketts geöffnet, lächelte undurchschaubar und sagte: »Herr Beruto, das ist unser zweites Zusammentreffen. Erfreulicherweise hat Ihr Mut, Ihr Durchhaltevermögen und, das wollen wir hier nicht unerwähnt lassen, der tragische Tod Ihrer Freundin dazu geführt, dass Sie, um es vorsichtig auszudrücken, einen Anschlag auf den Bundeskanzler verhindert haben. Allerdings müssen wir die Urteile der Kriminalpolizei und der Ermittlungsbehörde noch abwarten.«
    Ich dachte, warum macht er mich denn so mies? Was musste man denn noch bewerkstelligen, um von diesen Stellen ein Lob zu erhalten?
    Der leitende Oberschulrat fuhr fort: »Andererseits finden wir keine Erklärung für Ihre Entgleisung. Graf von Birkenhain genießt die volle Anerkennung und das volle Ansehen unserer Dienststellen und unseres Ministeriums. Sie haben ihn mit Ihrem Faustschlag nicht nur schwer beleidigt und verletzt, sondern auch abgestempelt, und zwar in einer Sache, mit der er nichts zu tun hatte!«
    Um seine spitze Nase lag der Hass. Das sah ich. So weit kannte ich ihn. Mein Blick suchte meinen Direktor. Ich sah seine Hosenträger. Er schwieg.
    Ich war außer mir. »Reicht Ihnen die ›Eins-Zwei-Bande‹ nicht?«, schrie ich. »Wollen Sie, als die höchsten Beamten, den Weg für weitere Selbstmorde öffnen?« Ich hatte es satt, mich nach den Strapazen von diesen Bürohengsten fertigmachen zu lassen.
    »So geht es nicht weiter«, sagte traurig der Höchste der Bezirksregierung, als jemand an die Tür klopfte.
    Der Staatsanwalt rief verärgert: »Ich wollte ungestört bleiben!«, als sich die Tür auch schon öffnete und Kommissar Feenwegen seinen krausen Kopf entschuldigend durch den Türspalt steckte.
    »Es ist äußerst wichtig«, sagte er und fuhr fort: »Wir haben belastendes Material auf Gut Birkenhain gefunden. Der Graf finanzierte offensichtlich Lehrgänge junger Männer im Libanon. Aber das ist nur ein Bruchteil dessen, was wir feststellten.«
    »Maschallah!«, rief ich voller Glück und blickte mit einer nie gekannten Schadenfreude auf Männer, die die höchste Spitze unserer Bezirksregierung darstellten. »Es lebe die Demokratie!«, setzte ich wie im Taumel hinzu.
    Bleich saßen die Herren im Sessel. Sie hatten nicht nur die graue Farbe der Garderobe unbewusst aufeinander abgestimmt, sondern auch ihre nach oben dienernden Mentalitäten. Nun stand ich, den sie zum Schlachten beabsichtigt hatten, als Sieger da!
    Es war wieder der Allerhöchste, der leitende Oberschuldirektor, der zu Hause meine miese Lage durchdacht haben musste, als er mit der Stimme eines Beichtvaters fragte: »Herr Beruto, Sie lieben doch Finnland?«
    Ich nickte. »Der Urlaub ging nicht zufällig in dieses herrliche Land.«
    Seine Augen strahlten, als hätten sie eine Heilslehre verkündet. »Bei uns haben Sie alles, was Sie liebten, verloren?«, fragte er.
    »Zweimal, Herr Direktor«, sagte ich.
    »Herr Beruto, haben Sie in Finnland Freunde?«
    »Und ob«, sagte ich, »ich säße nicht vor Ihnen, hätte ich mich nicht auf meinen Freund Pekkeni und auf seine Frau Toyala verlassen können.«
    Mein höchster Chef ließ kein Auge von mir. Ich sah ihm an, wie sehr ihn sein Amt jetzt belastete.
    »Hängen Sie an den Toten?«, fragte er für mich verwirrend, denn wer vergisst schon irdisches Leben?
    »Natürlich«, erwiderte ich.
    Seine Augen waren ganz klein. Aber in ihnen brannte ein Feuer. »Herr Beruto! Es trifft sich rein zufällig, dass an unserer Deutschen Schule in Helsinki ein Mathematiklehrer gesucht wird. Ich würde Ihre Bewerbung mit den notwendigen Kommentaren versehen.«
    Ich schaute Feenwegen an. Er nickte und deutete an, dass er noch etwas zu sagen hatte.
    »Das wäre für mich ein Weg, alles zu vergessen«, sagte ich entschlossen. Doch mir fielen die vielen Gräber ein, und ich fragte: »Fernab von den Friedhöfen?«
    Der Direktor winkte ab. »Ihre Schulferien nutzen Sie dann in entgegengesetzter Richtung. Die Finnen schließen im Sommer für drei Monate ihre Schulen.«
    »Ich habe mich entschlossen«, sagte ich, »meine Bewerbung erhalten Sie in den nächsten Tagen.«
    Mir fiel auf, wie sich im stumpfen Gesicht meines Direktors Erleichterung breitmachte. Er war mich los.
    Kommissar Feenwegen bedrängte den Staatsanwalt. »Wir brauchen einen Haftbefehl.
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