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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman
Autoren: Bastei Lübbe
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»Wenden Sie sich an die Botschaft. Sie haben sicherlich die deutschen Behörden hinter sich.«
    »Gut«, sagte ich.
    Ich begleitete den Kommissar an die Tür. »Wie lange kann ich ohne Presserummel und Angst vor Verfolgungen hier wohnen?«, fragte ich ihn.
    Der Kriminalbeamte antwortete: »Sehr lange. Wir halten die Presse aus dem Spiel, da wir die Voruntersuchungen abwarten werden.«
    »Gott sei Dank«, antwortete ich.
    Als ich mir noch eine Tasse Tee einschenkte, der bereits erkaltet war, dachte ich an Pekkeni, der mir bis zum Abflug seine aufopferungsvolle Treue bewahrt hatte.
    Ich ging zu meinem Schreibtisch, suchte nach den Belegen der Vorbuchungen und fand seine Adresse. Meine Hände zitterten, als ich die Durchwahl versuchte. Das Tut-tut nagte an meinen Nerven. Doch dann vernahm ich die Stimme Toyalas so klar, als säße sie neben mir.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte ich und fragte: »Wie geht es Pekkeni?«
    Toyala antwortete: »Er ist bei mir und macht sich Sorgen um dich. Er will dein Auto und eure Gepäckstücke nach Deutschland bringen.«
    »Eine großartige Idee«, sagte ich, denn mir stand nicht der Sinn danach, eine weitere Reise in den finnischen Sommer anzutreten. Und Pekkeni als Gast bei mir, das war eine hervorragende Idee.
    »Ich bezahle seinen Rückflug«, sagte ich zu Toyala.
    »Das geht in Ordnung«, sagte sie und legte auf.
    Ich saß noch lange im Sessel und entfernte mich vom Leid, das mich so hart getroffen hatte.

17
    Beim Bäcker redeten die Leute über einen Hubschrauberabsturz, der sich über dem Donnermoor in der Nähe von Upplewarf ereignet haben sollte. Sie sprachen von mehreren Toten. Das Geschwätz aus der Gerüchteküche verlangte nach Verbreitung.
    Ich bat um frische Brötchen und schnupperte gierig den Backdunst heißer Brote ein, der aus der offenen Backstubentür zu mir drang.
    »Geben Sie mir noch ein Stück Leberwurst, ein Päckchen Butter und einen Becher Sahne«, forderte ich die pausbäckige Auszubildende auf, denn der Geruch reizte meine Magennerven.
    Ich bezahlte und kümmerte mich nicht mehr um das: »Haben Sie schon gehört? Furchtbar!«
    Die Morgenzeitung steckte in meinem Briefkasten. Ich legte sie samt Brötchen, frischer Leberwurst und Butter auf den Tisch des Wohnzimmers und bereitete mir einen Tee zu, um den ich mich besonders bemühte. Auf einem Tablett trug ich Kluntjes, Sahne, Stövchen, Teekännchen und die Tasse nebst Holzbrett und Messer ins Wohnzimmer. Ich durchteilte ein Brötchen, belegte es mit Butter und Leberwurst und biss gierig hinein, warf den Kluntje in die Tasse, ließ den Tee ein und goss einen Spritzer Sahne dazu.
    Das ist mir geblieben, dachte ich, denn ich musste mich um Kräfte zum Überleben bemühen.
    Ich schlug die Zeitung auf.
    Weder in der Reportage, die die Stationen des israelischen Außenministers nüchtern beschrieb, noch im Kommentar, der sich mit der Notwendigkeit der Freundschaft beider Länder befasste, klang irgendwo durch, dass dieser Staatsbesuch den israelischen Außenminister und den deutschen Kanzler an den Rand einer Katastrophe geführt hatte. Harmonie war das Wort der Stunde.
    Darüber war ich hocherfreut, denn ich als Mathematiklehrer wünschte nicht, dass fünfzehn fehlgeleitete junge Männer repräsentativ das Ansehen von Millionen aufrechter Staatsbürger in den Schmutz ziehen durften.
    Auf den nächsten Seiten, nach dem Sport, sorgte die Zeitung allerdings mit lokalen Berichten für Sensationen, die unter die Haut der Bürger gingen. Im Stadtpark hatte man einer Rentnerin die Handtasche geraubt, wobei die alte Dame zu Fall gekommen war und sich verletzt hatte.
    Im Vorort, der sich mit kleinen Katen noch Reste ländlichen Lebens bewahrte, war ein Feuerteufel unterwegs, der sich auf das Anzünden von Stallungen spezialisiert hatte.
    Während ich meinen Hunger mit den Brötchen zu stillen versuchte, die ich alle halbseitig beschmiert hatte, folgten meine Augen den Werbeseiten und endeten an den schwarzen Trauerrändern.
    Es waren fast nur Alte, die verstorben waren.
    Dann traf es mich plötzlich wie ein Schlag!
    Im Trauerdruck stand dort:
    Ruhe sanft geliebtes Herz,
    Du hast den Frieden, wir den Schmerz.
    Elke, unsere einzige Tochter, hat uns nach Gottes unergründlicher Entscheidung für immer verlassen.
    Fernab in Finnland ereilte sie der tragische Tod.
    Im nie verendenden Schmerz trauern um sie ihre Eltern Jan Schaverding und Antje Schaverding.
    Der tiefen Trauer schließen sich an:
    Tante Trintje, Onkel Onno
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