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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman
Autoren: Bastei Lübbe
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Frau winkte mir zu und hielt Anja auf ihrem Arm, und ich sah dem Wolkenfährschiff nach, wie es abtrieb und im Moor verschwand. Lange winkte ich hinter ihm her.
    Die Tränen des Trennungsschmerzes rannen über mein Gesicht. Ich wusste, dass ich mich nicht aufgeben durfte.
    Als ich meine Augen öffnete, gewann die Scheune Konturen, wuchs zu einem riesigen Gebäude an. Grelles Licht blendete mich.
    Erschrocken schaute ich mich um und sah die Polizisten, die mich in das angeleuchtete Gras legten. Die Lichtstrahlen der aufgestellten Scheinwerfer färbten die Grasbüschel durchscheinend hellgrün und beleuchteten den Zugang zum Moor, das bräunlich-schwarz vor meinen Blicken lag.
    Kriminaldirektor Schulenburg und sein Kollege, der Kriminaldirektor Wevers, umstanden mich. Sie drückten mir die Hand, gratulierten. Sie sahen nur ihren Erfolg und vergaßen, ihre Glückwünsche mit dem Salz des Todes zu würzen, denn ich hatte verloren, auf voller Linie mit Minus abgeschlossen.
    Dann stand Graf von Birkenhain vor mir. Wie durch Schleier erfasste ich sein Lodengrün, starrte auf die Hirschhornknöpfe seines Mantels. Seine Stimme drang süßlich zu mir durch: »Herr Beruto, mein Name ist von Birkenhain. Sie waren mein Geburtstagsgast.«
    Ich blickte auf die faltige Hand, die sich zum Gruß näherte. Die Nebel vor meinen Augen verzogen sich. Ennos Selbstmord fiel mir ein. Elke kippte vor meinen Augen leblos vom Stein in die finnische Idylle.
    Ich hörte die Stimme des Führers der Antiterrorgruppe »Aktion erfolgreich ausgeführt!« sagen, fuhr hoch aus meiner Sitzhaltung. Meine Faust landete im edlen Gesicht des Aristokraten und ich bedauerte nur, dass alles Geschehene um mich herum mir viel zu wenig Kraft gelassen hatte, um dieses Gesicht tödlich zu treffen.
    Der Aufschrei der versammelten Menschen erschreckte mich, und ich sank zu einem Häuflein Elend zusammen. Weinend und zitternd, dabei völlig überfordert, lag ich im Gras, das unnatürlich hell war.
    Ich fühlte den harten Griff unter meinen Armen, ließ mich hochziehen und erkannte Hartwig.
    Glücklich folgte ich ihm mit schleppenden Schritten.

16
    Ich saß neben Hartwig. Er steuerte seinen Wagen und hielt den Blick auf die Fahrbahn gerichtet. Die Lichter der Scheinwerfer durchdrangen die leichten Nebelschwaden, die in dünnen Fäden nur geringfügig die Sicht beeinflussten.
    Der Pastor sagte keinen Ton.
    Ich schloss hin und wieder die Augen und wusste, dass er mich nach Hause brachte, zu meiner Eigentumswohnung.
    Aber war das noch ein Zuhause? Ich hatte Angst vor den leeren Zimmern. Wie damals im Bungalow am Kanal, als Erikas Tod mir alles verleidet hatte, so fürchtete ich mich vor der Einsamkeit.
    Gregor, mein Freund und Anwalt, war ebenfalls ein Opfer der »Eins-Zwei-Bande« geworden. Seinen Rat konnte ich nicht mehr einholen.
    Das über mich hereingebrochene Schicksal ließ sich nicht zurückschrauben, und ich durfte nicht an ihm zerbrechen.
    Mir war, als hinge ich am Tropf. Denn nur die Gedankenfetzen hielten mich aufrecht. Ich wollte nicht aufgeben!
    Wir näherten uns Jadingen, als Hartwig das Schweigen unterbrach.
    »Hajo, ich hätte dich gern fürs Erste zu mir genommen. Doch noch heute wird in Upplewarf die Hölle ausbrechen. Kommissar Feenwegen hat sich dafür eingesetzt, dass mein Haus bewacht wird. Man weiß nie!«
    Er hatte recht. Niemand in Upplewarf kannte meine Adresse. Morgen würden die Zeitungen berichten. Nicht auszudenken, wenn die Boulevardpresse meiner habhaft würde!
    »Wie lange kann ich ohne Belästigung in meiner Wohnung bleiben?«, fragte ich.
    Hartwig antwortete: »Schlaf dich aus. Feenwegen wird sich bestimmt als Erster melden.«
    Hartwig kam mit hoch. Ich holte kühles Bier aus dem Kühlschrank und trank es, als hätte ich einen Wüstenurlaub hinter mir, während Hartwig nur am Glas nippte.
    Als er ging, schloss ich die Wohnung ab, warf mich mit meinen Klamotten aufs Bett und schlief sofort ein.
    Wirre Träume und erholsame Phasen wechselten.
    Vielleicht hatten Besucher geklingelt, vielleicht hatte man mich angerufen. Ich schritt nach einem achtzehnstündigen Schlaf an den Kühlschrank und suchte nach Konserven, die nach meiner langen Abwesenheit noch genießbar waren. Mit Ölsardinen und Thunfisch, ohne Brot, versuchte ich mich zu stärken.
    Hartwig hatte absichtlich oder zufällig seine Zigarettenpackung liegen gelassen. Ich rauchte, dachte an nichts und wusste, dass ich an einem Nullpunkt angelangt war.
    Gelegentlich schritt ich auf
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