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Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Titel: Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
Autoren: Stefan Scheich
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beiseite. Sie waren schließlich nicht von Schöner Wohnen , sondern Ermittler der Kripo Essen.
    »Thomas war damals fünfzehn und mitten in der Pubertät. Ich konnte verstehen, dass er da gereizt reagiert hat, als plötzlich ein neuer Mann auftauchte, der dann auch noch versuchte, seinen Vater zu spielen.« Lena zerknüllte ein Taschentuch in ihrer Hand, während Mick versuchte, der Couch irgendwie eine komfortable Sitzposition abzutrotzen. Das Ding hatte bestimmt 5000 Schleifen gekostet, war mit der harten Polsterung aber ungefähr so bequem wie die Holzbank einer Ausnüchterungszelle.
    »Trotzdem habe ich bis zum Schluss gehofft, dass sich die Dinge zwischen Paul und Thomas noch einrenken«, fuhr Lena fort und senkte den Blick. »Aber das Gegenteil war der Fall … Ich glaub, Thomas hat mir insgeheim Vorwürfe gemacht und gedacht, ich hätte seinen Vater verraten, weil ich nach Jens’ Tod noch mal geheiratet hab … und die Wut darüber hat er dann an Paul ausgelassen.«
    Mick nickte, bohrte aber nach. »Nur scheint Ihr Sohn nicht der Einzige zu sein, der Probleme mit Ihrem neuen Mann …«
    Er musste den Einwand gar nicht erst zu Ende führen und auf Willi Albrechts Kommentar zu Paul Schreiner verweisen, da bestätigte sich schon, dass er recht gehabt hatte und dass es auch von dieser Geschichte mehrere Versionen gab. Jetzt hörten sie Lenas.
    »Mein Vater ist ein guter Mann, nur leider hat er das Problem, dass in seinen Augen kein Mann dieser Welt gut genug für sein kleines Töchterchen ist.«
    Mick neigte den Kopf. »Nun, Ihren ersten Mann schien Ihr Vater durchaus geschätzt zu haben.«
    »Ja, ab dem Tag, an dem er tot auf der Landstraße lag.«
    Mick war baff angesichts der harten Worte, zu denen eine so zarte Frau plötzlich griff, wenn es um ihren Vater ging. Doch Andreas warf ihm einen Blick zu, der ihn wohl daran erinnern sollte, wie er selbst sich als Vater manches Mal verhalten hatte. Immerhin hatte er so ziemlich jeden Freund seiner Tochter um den Block gejagt. Einer davon war Andreas gewesen, und spätestens da war auch Mick klar geworden, dass Väter zu ihren Töchtern zuweilen ein etwas »spezielles« Verhältnis haben. Besonders, wenn sie alles sind, was ihnen geblieben ist.
    In genau diese Kerbe schlug nun auch Lena.
    »Mein Vater ist einsam. Seit meine Mutter vor zwölf Jahren gestorben ist, hat er nur noch seine Tauben. Er tut mir leid deswegen, nur gibt ihm das noch lange nicht das Recht, meine Familie kaputtzumachen. Aber genau das hat er getan, als er damit anfing, Thomas könne auch bei ihm leben, wenn er mit Paul Probleme habe.«
    »Trotzdem haben Sie zugestimmt, dass Thomas zu seinem Großvater zieht«, hakte Andreas nach.
    Lena neigte den Kopf, ihr Gesichtsausdruck bekam etwas Hilfloses.
    »Was sollte ich denn tun? Thomas hat rebelliert. Plötzlich hat die Polizei ihn nach Hause gebracht, weil er irgendwo beim Sprayen erwischt worden war. Ein anderes Mal war’s Ladendiebstahl. Alles kleine Sachen, aber ich dachte, bevor er wirklich noch auf die schiefe Bahn gerät … und ein bisschen Abstand hat uns allen vielleicht ganz gutgetan, aber …« Ihre Miene wurde plötzlich bitter. »Trotzdem hätte ich darauf bestehen sollen, dass er bleibt. Dann wäre das alles wohl nicht passiert.«
    Mick und Andreas tauschten einen kurzen Blick. Genau genommen hatte Lena ihrem Vater gerade die Schuld am Tod ihres Sohnes gegeben. Mick stand auf und ging ein paar Schritte auf sie zu, doch da machte sich draußen ein sonores Grollen bemerkbar. Während Andreas zum Fenster schaute, wohl auf der Suche nach einem aufziehenden Gewitter, tippte Mick bei der Geräuschquelle eher auf einen Acht- bis Zwölfzylinder. Er behielt recht.
    Lena sprang von der Couch auf und eilte in Richtung Haustür. Mick und Andreas folgten. In der Auffahrt stand ein Lamborghini Gallardo, mit einem drahtigen Typen Anfang fünfzig davor. Teure Schuhe, teurer Anzug und am Handgelenk eine Armbanduhr, deren Gewicht Haltungsschäden hervorrief und deren Wert ungefähr einem halben Jahresgehalt von Mick entsprach.
    Mick war kein Neider, aber die Kombination aus Outfit, Auto und Betonbunker ergab für ihn sofort ein Bild. Bei Paul Schreiner deutete alles auf einen neureichen Großkotz hin, der weder Stil noch Charme hatte.
    Umso mehr überraschte Mick die Vertrautheit, mit der sich Lena von ihrem Mann in die Arme nehmen und trösten ließ. Auch ehrte Paul Schreiner die Tatsache, dass er seine Geschäftsreise sofort abgebrochen hatte,
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