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Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Titel: Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
Autoren: Stefan Scheich
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Zechensiedlung in Altenessen und der weiter südlich am Rande Bredeneys gelegenen Villensiedlung war es immer eine ziemliche Gurkerei. Selbst am Samstag kam man schlecht vorwärts, da die Verkehrsplaner anscheinend lieber der roten als der grünen Welle den Vorzug gaben. Entnervt hatte Mick deshalb kurzerhand das mobile Blaulicht aufs Dach seines Diplomats gestellt und bahnte sich nun zu den Klängen von Queens »Don’t stop me now« den Weg durch den zähen Verkehr. Normalerweise hatte ein solches Verhalten den umgehenden Protest seines Partners zur Folge. Zu Micks Erstaunen ersparte Andreas ihm heute jedoch die obligatorische Diskussion darüber, ob eine Fahrt mit Sonderrechten unter diesen Voraussetzungen von den Dienstvorschriften gedeckt war.
    Obwohl Mick das eigentlich gut fand, fragte er sich, was der Grund für Andreas’ Lethargie war. Entweder ihm ging das Treffen mit Willi Albrecht so nah, oder er war schlicht zu müde, um sich zu streiten. Andreas’ nachdenklicher Blick sprach für die erste, sein unterdrücktes Gähnen dagegen für die zweite Theorie.
    Mick schaltete das Blaulicht aus. »Komm, Partner, durch die Sache hier müssen wir noch durch, dann ist Feierabend«, versuchte er, seinen Kollegen zu motivieren, als sie in den Brucker Holt einbogen, die Zielstraße. Wer in dieser Siedlung wohnte, konnte sich rühmen, die »Aldis«, die »Kötters« und diverse Vorstandschefs DAX-notierter Unternehmen als Nachbarn zu haben.
    Als sie ausgestiegen waren, atmete Mick erst mal tief durch. Keine Frage, die Luftqualität im Pott hatte sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verbessert, und daran hatten auch die »Smog-Polizisten« vom nahe gelegenen Umweltamt ihren Anteil. Dennoch rümpfte Mick die Nase. Die Gegend hier roch eher nach Golf als nach Fußball.
    »Schreiner – Lobwohl« titelte das schlichte Klingelschild neben einem mindestens zwei Meter hohen, massiven Stahltor. Als es sich für die beiden Ermittler öffnete, wurde beiden umgehend klar, dass es ein Fehler gewesen war, den Wagen am Straßenrand zu parken. Hinter dem Tor erwartete sie ein ordentlicher Marsch durch einen parkgroßen Garten. Am anderen Ende stand auf einer leichten Anhöhe ein riesiger Quader aus Stahlbeton. Haus konnte man das Ding nicht nennen. Betonbunker traf es in Micks Augen noch am ehesten.
    »Ist das Bauhausstil?«, fragte Andreas, erhoffte sich aber nicht wirklich eine kompetente Antwort von seinem Partner.
    »Das ist ’ne gewaltige Geschmacksverirrung. Jetzt weiß ich auch, warum die so ’n großes Tor haben. Damit man die Bausünde von der Straße aus nicht sieht.«
    Das wenig Einladende des äußeren Baukörpers setzte sich im Inneren nahtlos fort. Nackte Betonwände, kühle LED-Beleuchtung und Räume so groß und leer, dass die harten Sohlen von Micks Cowboystiefeln bei jedem Schritt ein Echo verursachten. Das Einzige, was dem Eingangsbereich ein wenig Wärme verlieh, war Lena Lobwohl selbst. Die hübsche Frau, knapp jenseits der vierzig, die Willi Albrecht trotz ihrer zarten Gesichtszüge auffallend ähnlich sah, trug ein sommerliches Kleid in gedeckten Gelbtönen. Mick überkam unweigerlich die Assoziation, es mit einem Kanarienvogel in einem tristen Käfig zu tun zu haben. Ein trauriger Kanarienvogel, denn es war unschwer zu erkennen, dass Lena Lobwohl bis eben noch geweint hatte. Anscheinend war sie schon von ihrem Vater angerufen worden, und auch wenn Mick eine hübsche Frau nicht gerne weinen sah, war er doch froh, dass es ihm erspart blieb, sie mit der Nachricht erst noch konfrontieren zu müssen.
    »Bitte, setzen Sie sich doch.« Lena war Mick und Andreas in einen Raum vorausgegangen, der wohl das Wohnzimmer darstellen sollte. Hier unternahmen eine rechtwinklige Couchgarnitur aus weißem Glattleder und ein Edelstahlkubus, der sich auf den zweiten Blick als Kamin entpuppte, den hoffnungslosen Versuch, so etwas wie Gemütlichkeit zu verströmen.
    »Ein interessantes Haus«, stellte Andreas fest. Sein Gesichtsausdruck ließ keinen Rückschluss zu, wie er »interessant« genau meinte. Lena nickte. Aber auch ihre Erklärung, dass der Architekt, den ihr Mann mit der Innengestaltung beauftragt hatte, einen Designpreis gewonnen hatte, ließ einen gewissen Mangel an Begeisterung erkennen. Zu Recht, fand Mick. Das Einzige, was der Möbelrücker für diesen Betonklotz mit dem Charme einer überdimensionierten Ausnüchterungszelle verdiente, war ’ne ordentliche Tracht Prügel.
    Mick wischte den Gedanken
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