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Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Titel: Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
Autoren: Stefan Scheich
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gestritten hast, weil du danach nie schlafen …«
    »Ich hab noch ’nen Job! Zufrieden?«
    Mick war kurz irritiert, dann allerdings fiel seine Antwort eindeutig aus. »Ne. Du bist Kommissar der Mordkommission. Das ist ’n Vollzeitjob.«
    »Ja.« Andreas nickte, aber die Unzufriedenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Nur leider, leider deckt das Gehalt, was unser überaus familienfreundlicher Arbeitgeber uns für diesen Vollzeitjob zukommen lässt, nicht alle Ausgaben, die da bald auf MICH zukommen.«
    Klar. Andreas wurde Vater, und Dana musste ihren Job drangeben. Natürlich brauchte er da mehr Geld, nur sah Mick das Problem nicht. »Ich denk, du hast mit Tanja wegen der Gehaltserhöhung gesprochen.«
    »Hab ich, aber dreimal darfst du raten: Die Elternzulage wurde schon letztes Jahr gestrichen. Tanja würde gern, aber sie kann nichts machen.«
    »Ich red mit ihr.«
    Auch wenn er wusste, dass Mick es gut meinte, wurde Andreas langsam sauer. »Hör mir doch mal zu! Tanja ist nicht das Problem, sondern die leeren Kassen!«
    Zwar wusste Mick, dass hier gerade irgendetwas gewaltig falsch lief, eine Lösung hatte er spontan aber auch nicht parat.
    »Ja, und jetzt?«
    Andreas stand auch auf. »Jetzt geh ich runter ins Archiv, scanne alte Akten und pflege sie in unsere Datenbank ein. Das ist in diesem Laden nämlich momentan die einzige Chance, sich noch was dazuzuverdienen.« Auch wenn er schwer genervt war, klopfte er Mick im Vorbeigehen versöhnlich auf die Schulter. »Grüß Uschi von mir, wir sehen uns morgen.«
    Mick blickte seinem Partner nachdenklich hinterher. Die Sache schmeckte ihm nicht. Genauso wenig wie die Tatsache, dass er sein Bierchen jetzt allein trinken musste.
    Immer wenn Mick Uschis Kneipe betrat und den schweren Vorhang des Windfangs beiseiteschob, ging ihm ein Stück weit das Herz auf. Mochte sich da draußen auch alles verändert haben, hier drin blieb alles beim Alten, und das war gut so. Die Vergangenheit, sonst nur noch in Micks Erinnerungen präsent, manifestierte sich hier in diesem Raum. An diesem Tresen hatte Mick schon in den 80ern gesessen und Bier getrunken, das aus demselben Zapfhahn geflossen war wie heute. Selbst die Hand, die den Zapfhahn bediente, war noch dieselbe. Auch wenn sie mittlerweile vielleicht etwas faltiger war.
    Früher war Uschi ein richtig heißer Feger gewesen. Heute, nach mehr als zwanzig Jahren, hatten die Zeit und die Schwerkraft natürlich die eine oder andere Spur hinterlassen – und dennoch! Für Mick war Uschi immer noch die schönste und beste Barfrau der Welt. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass sie heute eben nicht mehr im knatschengen Top und mit wehender Mähne hinter der Theke herumwirbelte, sondern mit hochgesteckten Haaren und Lesebrille einem etwas gemütlicheren Arbeitstempo nachging. Mick setzte sich auf den Barhocker, in den eigens sein Name eingraviert war, und beobachtete zufrieden, wie Uschi die Gläser polierte. Der Schuss von damals war einfach etwas mütterlicher geworden und wusste die Jahre, in die sie gekommen war, mit Würde zu nehmen. Davon abgesehen konnte Uschi auch heute noch dem einen oder anderen Mann den Kopf verdrehen. Martin Ferchert, Micks alter Kumpel und ehemaliger Partner, war das beste Beispiel dafür. Allerdings beobachtete Mick die Geschichte, die sich da seit Monaten zwischen Uschi und Ferchert abspielte, eher missmutig als erfreut. Aber das stand auf einem anderen Blatt.
    Uschis Verdienst war es, dass es ihr gelungen war, ihr Kleinod durch zwei Jahrzehnte zu manövrieren, ohne auch nur das Geringste zu ändern. In einer Zeit, in der die klassische Eckkneipe im Ruhrpott vom Aussterben bedroht war, eine geradezu herausragende Leistung. Mick konnte nur mutmaßen, wie sie das gemacht hatte, aber er glaubte, dass es mit ihrem großen Herzen zu tun hatte. Uschi war einfach Barfrau mit Leib und Seele, und wahrscheinlich lag da auch der Grund begraben, warum ihre Gäste ihr so eisern die Treue hielten.
    »Aber als Isa grad geboren war, hast du doch auch eine Sonderschicht nach der anderen übernommen«, sagte Uschi, als sie Mick ein Pils über die Theke schob.
    »Ja, und zwanzig Jahre später kennen wir auch alle das Ergebnis«, grummelte Mick und ahnte gleich, dass er sich gerade in eine Sackgasse redete. Tatsache war zwar, dass er sich damals den Arsch abgearbeitet hatte, um Lisa und seiner kleinen Tochter das Leben zu ermöglichen, das sie verdienten. Tatsache war aber auch, dass der Schuss, der ihn
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