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Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Titel: Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
Autoren: Stefan Scheich
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so lange schlafen geschickt hatte, nicht während einer Sonderschicht, sondern während seiner ganz regulären Dienstzeit gefallen war.
    »Aber selbst wenn Andreas ’n bisschen übermüdet ist. Du wirst schon auf den Kleinen aufpassen«, redete Uschi weiter auf ihn ein.
    Mick nickte und nahm seine letzte Kippe aus der Schachtel.
    »Das werd ich. Gerade jetzt.«
    Uschi, die bis eben Gläser poliert hatte, betrachtete Mick einen Moment. Die Entschlossenheit in seiner Stimme war ihr nicht entgangen. Uschi war ähnlich intuitiv veranlagt wie Mick und verließ sich in einem typischen Thekengespräch auch gern mal auf ihren Bauch.
    »Ist ’n komisches Gefühl, oder?«
    Er antwortete nicht, blies nur den Rauch aus und schob ihr das leere Glas über den Tresen. Sie warf den Zapfhahn an, ließ aber nicht locker.
    »Ich mein ja nur.« Da Mick in Gefühlsdingen nur schwer beizukommen war, bemühte sich Uschi immer, ihre Worte so klingen zu lassen, als kämen sie ihr gerade erst in den Sinn. »Andreas macht Überstunden, heiratet bald, wird Vater … hat immer weniger Zeit für seinen Kumpel …«
    »Ach, komm! Über deinem Laden hier steht Kneipe und nicht Uschi’s kleine Psychocouch . Ehrlich!«, enttarnte Mick ihren Vorstoß, aber mit dieser barschen Reaktion auch gleich sich selbst.
    »Na gut, wenn du nicht drüber reden willst«, lenkte Uschi ein. »Was macht denn eigentlich Isa so? War ja auch schon lange nicht mehr hier.«
    Mick verzog das Gesicht. Er wusste nicht, ob es nun Zufall oder Taktik war, dass Uschi ausgerechnet jetzt auf Isa zu sprechen kam. Aber dass Mick sie noch auf dem Weg in die Kneipe angerufen und sich einen Korb abgeholt hatte, konnte Uschi eigentlich nicht wissen.
    »Kino. Hab ihr den neuen Stallone empfohlen, aber ihr Freund steht wohl eher auf so französische Problemfilmchen.«
    »Ach, Isa hat einen neuen Freund?« Der Versuch, möglichst überrascht zu klingen, misslang Uschi gehörig.
    Mick war mit den Gedanken jedoch schon woanders. Ein paar Tage zuvor hatte Isa ihm vorgeschlagen, mit ihr und ihrem Freund zusammen essen zu gehen. Mick hatte dem Vorschlag zwar gleich zugestimmt, war inzwischen aber zunehmend beunruhigt. Eigentlich konnte das nämlich nur eins heißen. Sie wollte ihm diesen Ole vorstellen, und das wiederum konnte nur bedeuten, dass es Isa mit dem Typen ernst war. Es musste sogar sehr ernst sein, da Isa sonst immer darauf bedacht gewesen war, Mick so weit wie irgend möglich von ihren Freunden fernzuhalten.
    »Na ja. Wird ja langsam auch mal Zeit, dass sie den Richtigen findet«, sprach Uschi seine schlimmsten Befürchtungen aus.
    »So weit kommt’s noch.« Mick biss sich auf die Zunge. Dass er das wirklich laut gesagt hatte!
    Prompt ging Uschi zum Angriff über. »Sag mal, Mick, merkst du denn eigentlich nicht, was um dich rum passiert?!«
    »Na ja. Nicht besonders viel, wenn ich mich so umguck.« Tatsächlich war Mick heute Uschis einziger Gast, aber trotzdem würde sie ihn mit einem so schwachen Konter wohl kaum durchkommen lassen.
    »Das ist, weil draußen auf dem Schild Geschlossen steht, aber das siehst du natürlich nicht, weil du jeden Abend wie ein Schlafwandler hier reinstolperst.«
    Während Mick noch überlegte, warum Uschi ihre Kneipe an einem Samstagabend zugesperrt hatte, kam sie zu ihrem eigentlichen Punkt.
    »Deine Freunde, deine Tochter, die entwickeln sich weiter, finden einen Partner, kriegen Kinder. Aber du? Du trittst irgendwie auf der Stelle. Findest du nicht?«
    Mick seufzte. Er war wohl doch auf der Psychocouch gelandet.
    »Mick, ich sag das doch nicht, um dich zu ärgern. Ich will nur nicht, dass du eines Tages aufwachst und feststellst, dass du ganz alleine bist.«
    »Also erst mal. Niemand sagt, dass ich nicht gern alleine bin, und außerdem …« Mick setzte ein Lächeln auf, weil sich Uschi durch Charme noch am ehesten von ihrem Thema abbringen ließ. »Außerdem, wie kann ich denn alleine sein, wenn ich doch immer noch dich hab?«
    Die Masche zog leider nicht. Uschi schob Mick nicht nur das nächste Pils, sondern auch die Schlüssel zur Kneipe über den Tresen.
    »Tja, mein Lieber, selbst die alte Uschi entwickelt sich weiter. Ich geh jetzt nämlich mit Martin ins Theater.«
    Mick versuchte, sich die Enttäuschung darüber, den Abend tatsächlich allein verbringen zu müssen, nicht anmerken zu lassen. Genauso wenig wie die Tatsache, dass er Uschis Rumgeschäker mit Ferchert eher als persönlichen Rückschritt denn als Weiterentwicklung auslegte.
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